Eine Tiefe Am Himmel
er haben wollte. »Herrgott, Benny! Du brauchst mehr Tapete? Es gibt andere Projekte, die welche gebrauchen könnten, weißt du.« Wie ein gewisser Park unter Hammerfest.
Benny zuckte die Achseln. »Bring den Hülsenmeister dazu, Gemeinbild-Darstellung zu erlauben, und ich brauche keine Tapete. Aber das Zeug nutzt sich einfach ab. Siehst du?« Er deutete auf den Fußboden, wo das Bild der Arachna permanent angebracht war. Sie sah ein Sturmsystem, das Weißenberg wahrscheinlich in ein paar Kilosekunden erreichen würde; zweifellos waren die Bildtreiber noch in Funktion. Doch sie sah auch die Verzerrungen und die verschwommenen Farben.
»In Ordnung, wir können noch etwas davon aus der Unsichtbare Hand ausschlachten, aber das kostet dich einiges.« Ritser Brughel würde Zeter und Mordio schreien, obwohl er für die Tapete keine Verwendung hatte. Ritser betrachtete die Hand als sein privates Lehen. Sie schaute auf Bennys handgeschriebene Liste, auf die anderen Punkte. Die aufgebrauchten Speisen stammten alle aus der Baktrei und den Agros des Temps – darum würde sich Gonle Fong kümmern wollen. Flüchtige Stoffe und Basis-Organik, aha. Wie üblich, verhandelte Benny deswegen unter der Hand separat und versuchte, Gonle Fong kurzzuschließen, indem er sich direkt an die Leute vom Bergbaubetrieb auf dem Felshaufen wandte. Für beste Freunde, die die beiden waren, nahmen sie ihren geschäftlichen Wettbewerb schrecklich ernst.
Am Rande ihres Blickfeldes bewegte sich etwas. Sie blickte hoch. Drüben bei der Decke hing Xins Bande an ihrer üblichen Stelle. Ezr! Ein unwillkürliches Lächeln breitete sich über Qiwis Gesicht aus. Er hatte sich von den anderen weggedreht, schaute in ihre Richtung. Sie winkte ihm zu. Ezrs Gesicht schien zuzuklappen, und er wandte sich ab. Einen Augenblick lang stieg eine Menge alter Schmerz in Qiwis Geist hoch. Selbst wenn sie ihn jetzt sah, war da immer dieses rasche, unwillkürliche Aufflackern von Freude, wie wenn man einen lieben Freund sieht, dem man so viel zu sagen hat. Doch die Jahre waren vergangen, und jedes Mal hatte er sich abgewandt. Sie hatte Trixia Bonsol kein Leid zufügen wollen; sie half Tomas, weil er ein guter Mensch war, ein Mann, der sein Möglichstes tat, um sie durchs Exil zu bringen.
Sie fragte sich, ob Ezr sie jemals nahe genug heranlassen würde, dass sie ihm das erklären konnte. Vielleicht. Es standen noch Jahre bevor. Am Ende des Exils, wenn sie eine ganze Zivilisation hätten, die ihnen helfen würde, und wenn er Trixia zurückbekäme – sicherlich würde er dann verzeihen.
SECHSUNDDREISSIG
Der Raum zwischen der Außenhülle des Temps und den bewohnbaren Ballons war ein Puffer gegen Lecks. Im Laufe der Jahre hatten verschiedene von Gonle Fongs Landwirtschaftsjobs diesen Raum genutzt; ein Druckabfall hätte ein paar Trüffel umgebracht oder ihr Experiment mit Canberra-Blumen scheitern lassen. Selbst jetzt nahmen Fongs Agros nur einen Teil des toten Raumes ein. Pham traf Ezr Vinh in gebührendem Abstand von den kleinen Gartenparzellen. Hier war die Luft reglos und kalt, und das einzige Licht war der trübe Schein des EinAus-Sterns, der durch die Außenwand sickerte.
Pham hakte seinen Fuß unter eine Wandhalterung und wartete geduldig. Früher während dieser Wache hatte er dafür gesorgt, dass diese Raumgebiete mit Ortern wohlbestückt waren. Sie waren hier und da auf den Wänden verstreut. Ein paar schwebten schon in der Luft rings um ihn, obwohl sie selbst in hellem Licht kaum mehr als Staubkörnchen gewesen wären. Und so war Pham, hier im Zwielicht versteckt, ein Ein-Mann-Befehlsstand. Er konnte von jedem Ort, den er befahl, hören und sehen – jetzt eben die Luftlücke zwischen den Ballons. Jemand näherte sich vorsichtig. Im Augenhintergrund konnte er jetzt sehen, fast so gut wie mit Dschöng-Ho-Datenbrillen. Es war der Vinh-Junge, der nervös und verstohlen aussah.
Wie alt war Vinh jetzt, dreißig? Eigentlich kein Kind mehr. Aber immer noch hatte er diese Züge, diese ernsthafte Art… ganz wie Sura. Niemand, dem man vertrauen durfte, o nein. Aber hoffentlich jemand, den er benutzen konnte.
Vinh erschien in direkter Sicht, als er um die Krümmung des inneren Ballons kam. Pham hob die Hand, und der Junge hielt an, schnappte vor Überraschung nach Luft. Bei all seiner Vorsicht wäre Vinh beinahe an Pham vorbeigekommen, ohne ihn zu bemerken; wie er in der Einbuchtung des Wandgewebes schwebte. »Ich… hallo.« Vinh flüsterte.
Pham
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