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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Leute ausmalen, die nicht an den Brillenbildern teilhatten.
    »Das ist nicht, was ich meine. Wir können keinen richtigen See haben, nicht bei Mikroschwerkraft. Jedes kleine Felsbeben würde ihn die Wände hochschicken.«
    Qiwi ließ ihr Lächeln breiter werden. »Das ist die eigentliche Überraschung. Ich kriege das hin, Tomas! Wir haben Tausende von Servoventilen in den Schiffswracks, mehr, als wir für alle anderen Zwecke gebrauchen können. Wir bringen sie auf Grund des Sees unter und betreiben sie mit einem Netzwerk von Ortern. Es wäre leicht, die Wasserwellen zu dämpfen und den See an Ort und Stelle zu halten.«
    Tomas lachte. »Dir gefällt es wirklich, das von Natur aus Unstabile zu stabilisieren, nicht wahr, Qiwi! Nun ja… du hast es beim Felshaufen geschafft, vielleicht kannst du es auch hier.«
    Sie zuckte die Achseln. »Klar kann ich das. Bei einer begrenzten Uferlinie könnte ich es sogar mit den Aufsteiger-Ortern.«
    Tomas wandte sich ihr zu und schaute sie an, und jetzt sah sie keine Visionen vor seinen Augen. Er war wieder in der harten sterilen Welt der Diamanthöhle. Doch er hatte das Wunder gesehen, und sie wusste, dass es ihm gefallen hatte. »Es wäre wunderbar… eine Menge Ressourcen allerdings, und eine Menge Arbeit.« Arbeit von Nicht-Blitzköpfen, meinte er. Selbst Tomas betrachtete die Fokussierten nicht als richtige Menschen.
    »Es würde die wichtigen Sachen nicht behindern. Die Ventile sind Schrott. Orter haben wir im Überfluss. Und Leute schulden mir eine Menge Gefälligkeiten.«
     
    Nach einer Weile führte Nau seine Frau und den Blitzkopf aus der Höhle. Wieder einmal hatte ihn Qiwi überrascht, diesmal auf spektakulärere Weise als üblich. Und verdammt. Das war noch ein Grund, warum sie in Hammerfest die Orter brauchten. Reynolts Leute hatten die Geräte noch nicht freigegeben, aber wie kompliziert konnten die denn sein? Lassen wir das für später. Qiwi hatte gesagt, sie könnte sogar mit Aufsteiger-Ortern eine Art See hinkriegen.
    Sie gingen durch die unteren Etagen zurück, erwiderten die Grüße und das Winken von Technikern, sowohl Aufsteigern als auch vormals von der Dschöng Ho. Sie ließen Ali Lin in dem Gartenpark zurück, der seine Werkstatt war. Qiwis Vater war nicht in den Käfigwaben der Obergeschosse eingesperrt. Sein Fachgebiet erforderte offene Räume und Lebewesen. Zumindest stellte es Tomas Nau so Qiwi gegenüber dar. Es war plausibel, und es bedeutete, dass das Mädchen nicht fortwährend dem gewöhnlichen Anblick des Fokus ausgesetzt war; das trug dazu bei, ihren unvermeidlichen Durchbruch zum Verständnis hinauszuzögern.
    »Du musst rüber ins Temp, Qiwi?«
    »Ja, ein paar Aufträge. Ein paar Freunde treffen.« Qiwi hatte Geschäfte zu Ende zu bringen, Gefälligkeiten einzuholen.
    »Gut.« Er zog sie zu einem Kuss hoch, dass es im ganzen Büroflur zu sehen war. Egal. »Du hast es gut gemacht, Liebes!«
    »Danke.« Ihr Lächeln war etwas Verwirrendes. Mit über dreißig Jahren war Qiwi Lisolet immer noch von seiner Billigung abhängig. »Bis zum Abend.«
    Sie verschwand den Zentralschacht hinauf, zog sich Hand über Hand immer schneller voran, schoss geradezu an anderen Leuten im Schacht vorbei. Qiwi übte noch jeden Tag in einer 2-g-Zentrifuge, trainierte noch die Kampfsportarten. Das war alles, was vom Einfluss ihrer Mutter geblieben war, zumindest alles, was davon zu sehen war. Zweifellos war ein Gutteil ihrer Antriebsenergie eine Art sublimiertes Bemühen, es ihrer Mutter recht zu tun.
    Nau schaute empor, vergaß fast die Leute, die ringsum herabkamen; sie würden ihm schon aus dem Weg gehen. Er sah zu, wie Qiwis Gestalt auf dem Weg nach oben kleiner wurde.
    Nach Anne Reynolt war Qiwi sein kostbarster Besitz. Doch Reynolt hatte er im Grunde geerbt; Qiwi Lin Lisolet war sein persönlicher Triumph, eine brillante, unfokussierte Person, die all die Jahre uneingeschränkt für ihn arbeitete. Sie zu besitzen, sie zu manipulieren – das war eine Herausforderung, die nie ihren Reiz verlor. Und es gab immer einen Anflug von Gefahr. Sie hatte genug Kraft und Geschwindigkeit – mindestens –, um mit bloßen Händen töten zu können. In den frühen Jahren hatte er das nicht begriffen. Doch damals hatte er auch nicht erkannt, welch ein wertvolles Ding sie war.
    Ja, sie war sein Triumph, doch Nau war realistisch genug, um zu wissen, dass er auch Glück gehabt hatte. Er hatte Qiwi gerade im richtigen Alter und in der richtigen Situation zum ersten Mal errungen

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