Eine Tiefe Am Himmel
teilweise ihre Idee gewesen.
Die drei menschlichen Gestalten verloren sich fast in den Dimensionen des Ortes. »Also, ist das beeindruckend, oder ist es nicht beeindruckend?«, fragte Qiwi und lächelte Tomas an.
Nau starrte geradewegs empor, das Gesicht vor Staunen erschlafft. Das kam nicht oft vor. Er hatte es noch nicht bemerkt, doch er hatte sein Gleichgewicht verloren und kippte langsam nach hinten. »Ich… ja. Nicht einmal die Simulation in der Datenbrille ist dem gerecht geworden.«
Qiwi lachte und klopfte ihn sacht zurück in die Senkrechte. »Ich gestehe. In der Simulation habe ich die Lichter nicht gezeigt.« Farbig gleißende Bögen waren in echofreie Höhlungen an der Decke versenkt. Die Lampen verwandelten den Himmel in ein funkelndes Juwel. Indem man ihre Strahlung regelte, war fast jeder Beleuchtungseffekt zu erzielen, immer aber mit einer Regenbogen-Schattierung.
Zu ihrer Rechten starrte auch Papa, doch nicht voller Entzücken und nicht nach oben. Ali Lin stand auf den Händen. Er ignorierte die feine Andeutung von Schwerkraft, während er mit dem Finger gegen die wie Kies geformte Oberfläche stukte, die die Grabmaschinen in dem Diamantfußboden zurückgelassen hatten. »Hier lebt nichts, überhaupt nichts.« Sein Gesicht verzog sich zu einem Stirnrunzeln.
»Das wird der größte Park sein, den du jemals gemacht hast, Papa. Eine Tabula rasa, auf der du arbeiten kannst.« Das Stirnrunzeln ging zurück. Wir werden zusammen daran arbeiten, Papa. Du kannst mich neue Dinge lehren. Dies hier müsste groß genug sein für richtige Tiere, sogar für Flugkätzchen. Die waren eher Traum als Erinnerung, von der Zeit her, die Mama und Papa und Qiwi im Abflug-Temp der Triländer verbracht hatten.
Und Tomas sagte: »Ich bin so froh, dass du mich dazu gedrängt hast. Ich wollte nur ein bisschen mehr Sicherheit, und du hast mir etwas Wunderbares gegeben.« Seine Hände strichen ihren Rücken hinab bis knapp über den Hüften.
»Das wird ein großer Park, sogar nach Dschöng-Ho-Maßstäben. Nicht der größte, aber…«
»Aber wahrscheinlich wird es der beste sein.« Er beugte sich an ihr vorbei, um Ali Lin sacht auf die Schulter zu klopfen.
»Ja.« Ja, wahrscheinlich wird es der beste sein. Papa war immer ein erstklassiger Parkarchitekt gewesen. Und jetzt war er seit fünfzehn Jahren seines Lebens auf sein Fachgebiet fokussiert. In dieser Zeit hatte er jedes Jahr neue Wunder hervorgebracht. Seine Bonsais und Mikroparks waren bereits besser als die besten von Namqem. Sogar die fokussierten Aufsteiger-Biologen waren so gut wie die besten von der Dschöng Ho, da sie nun Zugang zur Biobibliothek der Flotte hatten.
Und wenn das Exil vorüber ist, Papa, wenn du endlich frei bist, dann wirst du wirklich wissen, welche Wunder du vollbracht hast.
Naus Blick ging hin und her über die leere, glitzernde Höhle. Er stellte sich wohl einige von den Landschaften vor, die sie enthalten konnte – Savanne, kühler Regenwald, Wiesenland im Gebirge. Selbst Alis Magie konnte hier nicht mehr als ein Ökosystem gleichzeitig erschaffen, doch es gab Wahlmöglichkeiten… Sie lächelte: »Möchtest du einen See?«
»Was?«
»Code ›Nasswasser‹, in meiner Entwurfsbibliothek.« Und Qiwi stellte ihre eigene Brille auf den Entwurf ein.
»Uhm… davon hast du mir nichts gesagt!«
Über die Diamant-Wirklichkeit der Höhle überblendet war einer von Alis Waldland-Plänen – doch jetzt war der Mittelpunkt der Höhle ein See, der sich immer weiter in die Ferne dehnte, bis er zu Inselbergen gelangte, die Kilometer entfernt zu sein schienen. Ein Segelboot hatte gerade von der baumumstandenen Anlegestelle am Fuße des Hanges unter ihnen abgelegt.
Tomas schwieg einen Augenblick. »Gott. Das ist auf dem Grundstück meines Onkels bei Nordpfote. Ich habe etliche Sommer dort verbracht.«
»Ich weiß. Ich habe es aus deiner Biographie.«
»Es ist schön, Qiwi, auch wenn es unmöglich ist.«
»Nicht unmöglich! Wir haben oben reichlich Wasser; dies hier gibt ein gutes Nebenlager für einen Teil davon ab.« Sie winkte zur Ferne hin, wo sich der See ausbreitete. »Wir graben an der anderen Seite der Höhle noch ein Stück weg und lassen den See bis an die Wand gehen. Wir kriegen genug Bildtapete zusammen, um ein realistisches Fernbild zu erzeugen.« Das stimmte vielleicht nicht. Die Bildtapete von den Schiffswracks hatte unter dem Vakuum erheblich gelitten. Egal. Tomas trug gern Datenbrillen, und die ferne Szenerie konnten sie für die
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