Eine Tiefe Am Himmel
Plattform hinan. Sei ruhig. Es waren noch mindestens zwanzig Sekunden, ehe er etwas sagen musste. Neunzehn, achtzehn… Die Große Halle maß nahezu siebenhundert Meter im Durchmesser und war in der uralten Tradition eines Hörsaals gebaut. Sein Publikum war eine fast vollständige Kugel von Menschen, die es sich über die ganze innere Oberfläche der Halle bequem gemacht hatten, der winzigen Rednerplattform zugewandt. Pham schaute hin und her, nach oben und unten, und wo immer sein Blick hinfiel, schauten Gesichter zurück. Berichtigung: Es gab eine Flucht leerer Plätze, nahezu hunderttausend, für die Toten der Dschöng Ho, die bei der Zerstörung von Maresk umgekommen waren. Sura hatte auf dieser Anordnung bestanden – um die Toten zu ehren. Pham hatte zugestimmt, doch er wusste, dass Sura auf diese Weise auch alle daran erinnerte, dass Phams Vorschlag einen schrecklichen Preis fordern könnte.
Pham hob die Arme, als er die Plattform erreichte. Überall in seinem Gesichtsfeld sah er die Dschöng Ho antworten. Nach einer Sekunde drang ihr Applaus sogar noch lauter an seine Ohren. Durch die durchsichtige Datenbrille hindurch konnte er keine Gesichter ausmachen. Aus dieser Entfernung konnte er sie nur anhand der Sitzordnung erraten. Überall in der Menge gab es Frauen. An einigen wenigen Stellen waren sie selten. An den meisten waren sie ebenso häufig wie Männer. Mancherorts – bei der strentmannischen Dschöng Ho – bildeten Frauen die überwältigende Mehrheit. Vielleicht hätte er sich stärker an sie wenden sollen; seit Strentmann war ihm allmählich klar geworden, dass Frauen mitunter am weitesten blicken. Doch die Vorurteile von Canberra hatten ihn auf kaum merkliche Weise noch im Griff, und Pham hatte eigentlich nie gelernt, Frauen zu führen.
Er drehte die Handflächen nach außen und wartete, bis die Rufe allmählich abebbten. Die Worte seiner Rede zogen silbern vor seinen Augen vorüber. Er hatte Jahre darauf verwendet, über diese Rede nachzudenken, und Megasekunden seit der Rettung, um jede Nuance, jedes Wort zu feilen.
Doch plötzlich brauchte er die silbernen Schriftzeichen nicht mehr. Phams Augen schauten über sie hinaus zu den Menschen ringsum, und die Worte kamen mühelos.
»Mein Volk!«
Der Lärm der Menge erstarb, fast war es ganz still. Eine Million Gesichter schaute zu ihm empor, herüber, herab.
»Ihr hört jetzt meine Stimme mit kaum einer Sekunde Verzögerung. Hier bei dem Treffen hören wir unsere Gefährten von der Dschöng Ho, sogar die von der fernen Erde, in weniger als einer Sekunde. Dieses erste und vielleicht einzige Mal können wir sehen, was wir alle sind. Und wir können entscheiden, was wir sein werden.
Mein Volk, ich gratuliere. Wir sind über Lichtjahrhunderte hinweg gekommen und haben eine großartige Zivilisation vor der Ausrottung bewahrt. Wir taten es trotz des schrecklichsten Verrats.« Er hielt inne, wies auf die Reihen leerer Sitze.
»Hier bei Namqem haben wir das Rad der Geschichte durchbrochen. Auf tausend Welten hat die Menschheit gekämpft und gekämpft, sich sogar ausgerottet. Das Einzige, was die menschliche Rasse rettet, sind Zeit und Entfernung – und bisher hat das die Menschheit auch dazu verdammt, ihre Fehler zu wiederholen.
Die alten Wahrheiten gelten noch immer: Ohne sich auf eine Zivilisation zu stützen, kann keine isolierte Ansammlung von Schiffen und Menschen den Kern der Technik wiederherstellen. Doch gleichzeitig kann ohne Hilfe von außen keine sesshafte Zivilisation auf Dauer bestehen.«
Pham machte eine Pause. Er spürte, wie ein mattes Lächeln über sein Gesicht huschte. »Also besteht Hoffnung. Zusammen können die beiden Hälften dessen, was aus der Menschheit geworden ist, dafür sorgen, dass das Ganze ewig lebt.« Er lächelte in die Runde und ließ von seiner Datenbrille einzelne Gesichter vergrößern. Sie hörten zu. Würden sie ihm schließlich zustimmen? »Das Ganze kann ewig leben – wenn wir aus der Dschöng Ho mehr machen als nur einen Interessenverband von Leuten, die Kunden etwas verkaufen.«
Pham erinnerte sich nicht sonderlich genau an die Worte seiner Rede; die Ideen und die Bitten waren seinem Denken so vertraut. Woran er sich erinnerte, waren die Gesichter, die Hoffnung, die er in so vielen sah, die reservierte Vorsicht in so vielen anderen. Am Schluss erinnerte er sie daran, dass es zu einer Abstimmung kommen würde, eine letzte Entscheidung über alles, worum er jemals gebeten hatte. »So. Ohne eure Hilfe
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