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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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berühren. Und plötzlich hatte Pham das überaus seltsame Gefühl, fast eine kinästhetische Erinnerung, zu ihrem Gesicht aufzuschauen und ihre Hände auf seinen Schultern zu spüren. Es war eine Erinnerung aus der Zeit, ehe sie Partner, ein Liebespaar wurden. Eine Erinnerung an ihre früheste Zeit auf der Reprise: Sura Vinh, eine junge Frau, ernst. Es war vorgekommen, dass sie auf den kleinen Pham Nuwen sehr wütend geworden war. Manchmal hatte sie ihn bei den Schultern gefasst, versucht, ihn lange genug festzuhalten, dass er verstand, was sein junger Barbarenkopf nicht wissen wollte. »Junge, verstehst du nicht? Wir umfassen den ganzen Menschenraum, aber wir können keine ganzen Zivilisationen lenken. Dafür würde man eine Rasse liebevoller Sklaven brauchen. Und das werden wir von der Dschöng Ho niemals sein.«
    Pham zwang sich, seinerseits Sura in die Augen zu schauen. Das hatte sie von Anfang an gesagt und nie Abstriche gemacht. Ich hätte wissen müssen, dass es eines Tages so weit kommen würde. Nun also würde sie verlieren, und Pham konnte nichts tun, um ihr zu helfen. »Tut mir Leid, Sura. Wenn du deine Rede hältst, kannst du das einer Million Menschen sagen. Viele von ihnen werden es glauben. Und dann werden wir alle abstimmen. Und…« Und nach dem, was er in der Großen Halle gesehen hatte und was er in Suras Augen sah… Nach alledem wusste Pham zum ersten Mal, dass er gewonnen hatte.
    Sura wandte sich ab, und ihre künstliche Stimme war leise. »Nein. Ich werde diese Rede nicht halten. Wahlen? Komisch, dass du dich jetzt danach richten willst… Wir haben gehört, wie du den Strentmann-Pogrom beendet hast.«
    Der Themenwechsel war absurd, doch die Bemerkung ging ihm nahe. »Ich hatte nur noch ein Schiff, Sura. Was hättest du getan?« Ich habe deren verdammte Zivilisation gerettet, den Teil, der nicht monströs war.
    Sura hob die Hand. »Tut mir Leid… Pham, du hast einfach zu viel Glück, bist zu gut.« Fast schien es, als führe sie ein Selbstgespräch. »Seit fast tausend Jahren haben wir beide daran gearbeitet, dieses Treffen herbeizuführen. Es ist immer ein Trugbild gewesen, aber auf dem Weg dahin haben wir eine Kauffahrerkultur geschaffen, die vielleicht so lange wie in deinen optimistischen Träumen bestehen wird. Und ich habe immer gewusst, dass letzten Endes, wenn wir uns alle bei einem Großen Treffen von Angesicht zu Angesichts gegenüber stünden, der gesunde Menschenverstand die Oberhand behalten würde.« Sie schüttelte den Kopf, und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Aber ich habe nie damit gerechnet, dass dir das Glück die Namqem-Katastrophe so genau rechtzeitig bringen würde – oder dass du sie wie durch Zauberei bewältigen würdest. Pham, wenn wir deinem Weg folgen, werden wir wahrscheinlich binnen eines Jahrzehnts hier bei Namqem die Katastrophe haben. In wenigen Jahrhunderten wird sich die Dschöng Ho in ein Dutzend widerstreitende Strukturen aufspalten, die sich alle für ›interstellare Regierungen‹ halten. Und der Traum, den wir teilten, wird zerstoben sein.
    Du hast Recht, Pham. Du könntest die Wahl gewinnen… und darum wird es keine geben, jedenfalls nicht die Art, die du dir vorstellst.«
    Pham erfasste im ersten Moment die Bedeutung der Worte nicht. Er war hundertmal Verrat ausgesetzt gewesen. Das Gefühl dafür war ihm eingebrannt worden, noch ehe er ein Sternenschiff erblickt hatte. Aber… Sura? Sura war die Einzige, der er immer vertrauen konnte, seine Retterin, seine Geliebte, sein bester Freund, die eine, mit der er ein Leben lang Pläne geschmiedet hatte. Und nun…
    Pham schaute sich im Raum um, während sein Geist eine nachhaltigere Veränderung seiner Grundlagen durchmachte als jemals im Leben. Außer Sura waren da Suras Gehilfen, ihrer sechs. Dann waren da noch Ratko und Butra und Qo. Von seinen eigenen Assistenten war nur Sammy Park zugegen. Sammy stand ein wenig abseits, er sah unwohl aus.
    Schließlich kehrte sein Blick zu Sura zurück. »Ich verstehe nicht…, aber was hier auch gespielt wird, du kannst die Wahl nicht ändern. Eine Million Menschen hat mich gehört.«
    Sura seufzte. »Sie haben dich gehört, und vielleicht würdest du in einer fairen Abstimmung eine knappe Mehrheit bekommen. Aber viele, von denen du glaubst, dass sie dich unterstützen…, sind in Wahrheit auf meiner Seite.«
    Sie zögerte, und Pham schaute wieder zu seinen drei Kindern hin. Ratko wich seinem Blick aus, doch Butra und Qo erwiderten ihn mit verbissener

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