Eine Tiefe Am Himmel
Festigkeit. »Wir wollten dir nie wehtun, Papa«, sagte Ratko und schaute ihn endlich an. »Wir lieben dich. Diese ganze Farce mit dem Treffen sollte dir zeigen, dass aus der Dschöng Ho nicht das werden kann, was du dir wünschst. Aber es lief nicht wie erwartet…«
Ratkos Worte hatten keine Bedeutung. Es war der Ausdruck auf den Gesichtern seiner Kinder. Es war dieselbe steinerne Verschlossenheit wie bei Phams Geschwistern eines Morgens auf Canberra. Und all die Liebe in der Zwischenzeit – eine Farce?
Er schaute wieder Sura an. »Wie also gedenkst du zu gewinnen? Mit dem plötzlichen Unfalltod einer halben Million Menschen? Oder nur mit der selektiven Ermordung von dreißigtausend besonders entschlossenen Nuwenisten? Daraus wird nichts, Sura. Es gibt zu viele gute Leute. Vielleicht kannst du heute gewinnen, aber das Wort wird bleiben, und früher oder später hast du einen Bürgerkrieg.«
Sura schüttelte den Kopf. »Wir töten niemanden, Pham. Und das Wort wird nicht weit kommen. Die in der Halle werden sich an deine Rede erinnern, aber ihre Recorder – die meisten benutzen unsere Informationsprogramme. Unsere kostenlose Gastfreundschaft, verstehst du? Am Ende wird deine Rede abgeschliffen zu etwas… weniger Gefährlichem.«
Sura fuhr fort: »Die nächsten zwanzig Kilosekunden hindurch wirst du eine Sonderbesprechung mit deiner Opposition haben. Danach wirst du einen Kompromiss ankündigen: Die Dschöng Ho wird viel größere Anstrengungen für unsere Netzinformationsdienste unternehmen, alles Nützliche, um Zivilisationen wieder aufzubauen. Doch du wirst deine Meinung über eine interstellare Regierung geändert haben, nachdem dich unsere Argumente überzeugt haben.«
Eine Farce. »Das könntet ihr zusammenfälschen. Aber danach müsst ihr immer noch eine Menge Leute umbringen.«
»Nein. Du wirst dein neues Ziel verkünden, eine Expedition zur anderen Seite des Menschenraums. Es wird klar sein, dass da Verbitterung eine Rolle spielt, doch du wirst uns alles Gute wünschen. Deine Fernflotte ist fast bereit, Pham, ungefähr zwanzig Grad tief in der Lücke. Wir haben sie ehrlich und gut ausgerüstet. Die Automatik deiner Flotte ist ungewöhnlich gut, viel teurer als alles, was wirtschaftlich einträglich wäre. Du wirst keine ständige Wache brauchen, und bis die Ersten geweckt werden, werden Jahrhunderte vergehen.«
Pham blickte von einem Gesicht zum anderen. So etwas wie Suras Verrat konnte klappen, aber nur, wenn die meisten Flottenkapitäne, die er für seine Anhänger hielt, wirklich wie Ratko und Butra und Qo waren. Und auch dann nur, wenn sie für ihre eigenen Leute die passenden Lügen vorbereitet hatten. »Seit… seit wann hast du das geplant, Sura?«
»Seit du ein junger Mann warst, Pham. Die meisten Jahre meines Lebens. Aber ich habe gebetet, dass es niemals so weit kommen würde.«
Pham nickte betäubt. Wenn sie es seit so langer Zeit plante, würde es keine offensichtlichen Fehler geben. Egal. »Meine Flotte wartet, sagst du?« Seine Lippen verzogen sich angewidert, während die Worte herauskamen. »Und all die Unverbesserlichen werden sicherlich die Besatzung sein. Wie viele? Dreißigtausend?«
»Deutlich weniger, Pham. Wir haben uns den Kern deiner Anhängerschaft sehr genau angesehen.«
Wenn man die Wahl hatte, wer würde dann schon auf eine Reise in die Ewigkeit ohne Rückkehr gehen wollen? Sie hatten gründlich dafür gesorgt, dass von diesen Anhängern jetzt niemand im Raum war. Außer Sammy. »Sammy?«
Sein Flaggkapitän schaute ihm in die Augen, doch seine Lippen bebten. »Herr Kapitän. Es tut mir s-so Leid. Jun möchte, dass ich ein anderes Leben führe. Wir… wir sind immer noch von der Dschöng Ho, aber wir können nicht mit Ihnen kommen.«
Pham neigte den Kopf. »Ach.«
Sura schwebte näher heran, und Pham erkannte, dass er, wenn er sich abstieß, wahrscheinlich den Griff ihres Stuhls packen und seine Faust glatt durch ihre dürre gepolsterte Brust rammen konnte. Und mir dabei die Hand brechen. Suras Herz war seit Jahrhunderten eine Maschine. »Junge? Pham? Es war ein schöner Traum, und wir sind dabei zu dem geworden, was wir sind. Aber letzten Endes war es nur ein Traum. Ein gescheiterter Traum.«
Pham wandte sich ohne Antwort ab. Jetzt standen Wachen an den Türen, die ihn eskortieren sollten. Er schaute seine Kinder nicht an. Er strich wortlos an Sammy Park vorbei. Irgendetwas in den ruhigen, kalten Tiefen seines Herzens wünschte seinem Flaggkapitän alles Gute.
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