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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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siebenundfünfzig Jahre gelebt, und es gibt so viel, wovor man sich fürchten kann. Er entfernte sich bereits in Richtung der Lichter am Rande des Wassers. Unnerbeis übliche Leibwächter, diejenigen, die ihn auf seinen Auslandseinsätzen begleitet hatten, hätten ihn körperlich zurückgehalten. Arla und Brun waren nur geborgt, nicht so gut instruiert. Nach einem Augenblick eilten sie voran, um mit ihm Schritt zu halten. Aber Arla sprach in ihr kleines Telefon. Unnerbei grinste vor sich hin. Nein, diese beiden waren nicht dumm. Ich frage mich, ob ich die Agenten erkennen werde, die sie ruft.
     
    Die Calorica-Buch war seit frühesten Zeiten ein Weltwunder gewesen. Es war eine von den drei einzigen bekannten vulkanischen Gegenden – und die anderen beiden lagen unter Eis und Ozean. Die Bucht selbst war eigentlich die eingebrochene Vulkanmulde, und der Ozean hatte den größten Teil des zentralen Kraters überflutet.
    In den frühen Jahren einer Neuen Sonne war es die reinste Hölle, obwohl zu dieser Zeit niemand den Ort beobachtet hatte. Die steil geschwungenen Kraterwände konzentrierten das Sonnenlicht, und die Temperaturen stiegen über den Schmelzpunkt von Blei. Anscheinend erzeugte – oder erlaubte – das schnelle Lavaaustritte und eine Serie von Explosionen, die neue Kraterwände hinterließen, bis die Sonne zur Mitthelle abgeklungen war. Selbst in diesen Jahren wagten sich nur die leichtsinnigsten Forscher über den Hochebenen-Rand des Kraters.
    Doch wenn die Sonne in ihrem Zyklus die Jahre des Schwindens erreicht hatte und schwächer wurde, tauchte eine andere Art Besucher auf. Während in den nördlichen und südlichen Ländern die Winter ständig strenger wurden, waren jetzt die höchsten Bereiche des Kraters angenehm und warm. Während sich die Welt abkühlte, wurden immer tiefere Teile des Kraters erst zugänglich und dann ein Paradies. Im Laufe der letzten fünf Generationen war die Calorica-Bucht die exklusivste Wohngegend in den Jahren des Schwindens, der Ort, wo Leute leben und sich vergnügen konnten, die so reich waren, dass sie nicht für das kommende Dunkel zu sparen und zu arbeiten brauchten. Auf dem Höhepunkt des Großen Krieges, als Unnerbei an der Ostfront Schnee getreten hatte, und sogar später, als der Krieg größtenteils mit Tunnelkämpfen weiterging – sogar dann, erinnerte er sich, hatte er kolorierte Stiche gesehen, die das sorglose Mitthelle-Leben zeigten, welches die müßigen Reichen am Grunde des Calorica-Kraters führten.
    In mancher Hinsicht glich Calorica zu Beginn des Dunkels der Welt, die moderne Technik und Atomenergie nun der ganzen Spinnheit für alle Jahre des Dunkels brachten. Unnerbei ging auf die Musik und die Lichter vor sich zu und fragte sich, was er erblicken würde.
     
    Überall wirbelten die Spinnenmengen. Es gab Gelächter und Flötenmusik und gelegentlich Streit. Und die Leute waren auf so vielerlei Weise sonderbar, dass Unnerbei eine Zeit lang die wichtigsten Dinge nicht bemerkte.
    Er ließ sich und seine Begleiter von der Bewegung der Menge wie Teilchen in einer Lösung hin und her treiben. Er konnte sich vorstellen, wie nervös Arla und Brun angesichts dieser Masse von nicht überprüften Fremden waren. Doch sie machten das Beste daraus, fügten sich in den übermütigen Lärm ein, blieben nur rein zufällig in Armreichweite von Unnerbei. In ein paar Minuten waren die drei hinab zum Rande des Wasser gedriftet. Manche in der Menge schwenkten brennende Duftstäbchen, doch es gab einen stärkeren Geruch hier am Kratergrund, einen Hauch von Schwefel, der im warmen Luftzug hing. Übers Wasser, in der Mitte der Bucht, glühte geschmolzenes Gestein rot und nahrot und gelb. Geisterhaft wallte rings um den Mittelkegel Dampf auf. Dies war einmal eine Wasserfläche, wo sich niemand um Grundeis und Leviathane zu sorgen brauchte – obwohl ein Vulkanausbruch sie ebenso gut umgebracht hätte.
    »Verdammt!« Brun fiel aus ihrer Rolle, zog Unnerbei vom Rande des Platzes zurück. »Schauen Sie, da draußen im Wasser. Da ertrinken Leute!«
    Unnerbei starrte eine Sekunde lang an die Stelle, wohin sie zeigte. »Sie ertrinken nicht. Sie… beim Dunkel, sie spielen im Wasser!« Die halb eingetauchten Gestalten trugen eine Art Schwimmkörper, der sie am Versinken hinderte. Die drei starrten einfach hin, und sie stellten fest, dass nicht nur sie überrascht waren, obwohl die meisten Zuschauer ihre Verblüffung zu verbergen suchten. Warum sollte irgendwer mit dem Versinken

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