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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Und zweifellos glaubte Sammy die Lügen von einer Fernflotte. Er hoffte, dass Sammy sie niemals durchschauen würde. Wer würde denn solch eine Flotte, wie sie Sura beschrieb, bezahlen? Kein gewiefter Kauffahrer wie Sura Vinh und ihre steingesichtigen Kinder und die anderen, die auf diesen Tag hin intrigiert hatten. Viel billiger, viel sicherer, eine Flotte von wirklichen Särgen zu bauen. Mein Vater hätte das verstanden. Die besten Feinde sind die, die für immer schlafen.
    Dann war Pham im Korridor, von Wachen umringt, die auch Fremde waren. Sein letzter Anblick von Suras Gesicht stand ihm noch vor Augen. Es waren Tränen in den Augen der alten Frau gewesen. Ein letzter Betrug.
     
    Eine winzige Kabine, größtenteils dunkel. Die Art Zimmer, wie sie ein niederrangiger Offizier in einem kleinen Temp haben mochte. Arbeitsjacken schwebten in einem Schrankbeutel. Ein Namensschild flüsterte, und ein Name schwebte vor seinen Augen: Pham Trinli.
    Wie immer, wenn Pham dem Zorn erlaubte, ihn auszufüllen, waren die Erinnerungen lebhafter als alle Datenbrillen, und die Rückkehr in die Gegenwart war eine Art Spott. Suras ›Fernflotte‹ war keine Flotte von Särgen gewesen. Selbst jetzt, zweitausend Jahre nach Suras Verrat, konnte sich Pham das nicht erklären. Höchstwahrscheinlich hatte es andere Verräter gegeben, die einigen Einfluss und etwas Gewissen besaßen und darauf bestanden hatten, dass Pham und die anderen, die ihn nicht verraten wollten, nicht getötet werden dürften. Die ›Flotte‹ war nicht viel mehr gewesen als umgerüstete Staustrahlfrachter, die nur den Verbannten und ihren Kältesärgen Platz boten. Doch es hatte unterschiedliche Flugbahnen für jedes Schiff der ›Flotte‹ gegeben. Tausend Jahre später waren sie kreuz und quer über den Menschenraum verstreut.
    Sie waren nicht umgebracht worden, doch Pham hatte seine Lektion gelernt. Er hatte seine langsame, stille Rückreise begonnen. Sura war nicht mehr zu belangen. Doch noch gab es die Dschöng Ho, die er und sie geschaffen hatten, die Dschöng Ho, die ihn verraten hatte. Noch hatte er seinen Traum.
    … Und er wäre mit ihm auf Triland gestorben, wenn Sammy ihn nicht ausgegraben hätte. Nun boten ihm das Schicksal und die Zeit eine zweite Chance: die Verheißung des Fokus.
    Pham schüttelte die Vergangenheit ab und richtete die Orter an seiner Schläfe und in seinem Ohr neu aus. Es gab mehr denn je zu tun. Er hätte bisher mehr direkte Treffen mit Vinh riskieren sollen. Mit gutem Rückkopplungs-Training konnte Vinh lernen, mit Schocks wie dem verrückten Nau-Gespräch umzugehen, ohne alles zu verraten. Tja, das war der einfache Teil. Schwierig würde es sein, ihn weiterhin von dem Ziel abzulenken, auf das Pham letzten Endes hinsteuerte.
    Pham drehte sich in seinem Schlafsack um, ließ sein Atmen zu einem leichten Schnarchen werden. Hinter seinen Augen wechselten die Bilder zu den Überwachungsprotokollen, die er für Reynolt und die Schnüffler laufen ließ. Er hatte sie abermals übertölpelt. Aber auf lange Sicht…? Wenn es nicht weitere dumme Überraschungen gab, war Anne Reynolt immer noch die größte Gefahr.

 
     
VIERZIG
     
    Hrunkner Unnerbei flog am Ersten Tag des Dunkels in die Calorica-Bucht. Im Laufe der Jahre war Unnerbei mehrmals in Calorica gewesen. Verdammt, er war direkt nach der Mitthelle hier gewesen, als der Grund des Vulkanschlundes noch ein kochender Hexenkessel war. In den Jahren danach hatte der Rand des Gebirges eine kleine Stadt von Bauleuten beherbergt. Während der Mitthelle hatten sogar in großer Höhenlage höllische Bedingungen geherrscht, doch die Arbeiter wurden gut bezahlt; die Startvorrichtungen weiter oben auf der Hochebene wurden von einer Kombination königlicher und privatwirtschaftlicher Gelder finanziert, und nachdem Hrunk gute Kühlaggregate installiert hatte, lebte es sich dort nicht schlecht. Die reichen Leute hatten sich erst in der Zeit des Schwindens eingestellt und sich, wie schon in den letzten fünf Jahren, in der Kraterwand angesiedelt.
    Doch von allen Besuchen Hrunks löste dieser die seltsamsten Gefühle aus. Der Erste Tag des Dunkels. Es war eine Grenze, die vor allem im Denken verlief – und vielleicht machte sie das nur noch wichtiger.
    Unnerbei hatte einen Linienflug von Hochäquatorien aus genommen, doch es war keine Touristenmaschine. Hochäquatorien mochte nur fünfhundert Meilen entfernt liegen, befand sich aber so weit wie nur möglich entfernt vom Wohlstand der Calorica-Bucht

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