Eine Tiefe Am Himmel
Ansichten umgeben gewesen. Und dennoch hatten sie manche von denselben aus dem Bauch kommenden Bedenken wie Hrunkner Unnerbei. Interessant.
»Na los! Die Seilbahn-Station ist hier irgendwo in der Nähe.«
EINUNDVIERZIG
Die meisten Häuser auf mittlerer Höhe waren groß, Vorhallen aus Stein und schwerem Bauholz, hinten in natürliche Höhlen in der Katerwand übergehend. Hrunkner hatte etwas in der Art eines ›Berghauses Süd‹ erwartet, doch in Wahrheit war Unterbergs Haus eine Enttäuschung. Es sah wie ein Gästehaus für eines der richtigen Anwesen aus, und ein Gutteil des Raums wurde mit dem Sicherheitspersonal geteilt, das nun verdoppelt war, da sich die Chefin daheim befand. Unnerbei wurde informiert, dass seine kostbare Fracht bereits eingetroffen sei und dass man bald nach ihm rufen werde. Arla und Brun ließen sich bescheinigen, dass sie ihn abgeliefert hatten, und Hrunk wurde in einen nicht besonders große Warteraum für Personal geführt. Er verbrachte den Nachmittag mit der Lektüre einiger sehr alter Zeitschriften.
»Feldwebel?« Es war General Schmid, die in der Tür stand. »Entschuldigung wegen der Verspätung.« Sie trug eine nicht gekennzeichnete Quartiermeister-Uniform, ganz ähnlich, wie sie Streb Grüntal zu tragen pflegte. Ihre Figur war fast so schlank und feingliedrig wie immer, wenngleich ihre Gesten ein wenig steif wirkten. Hrunkner folgte ihr zurück durch den Sicherheitsbereich und dann eine hölzerne Wendeltreppe hinauf. »Da haben wir Glück gehabt, Feldwebel, dass Sie Scherk und mich so kurz nach Ihrer Entdeckung erwischt haben.«
»Ja, Frau General. Rachner Thrakt hat die Reiseroute festgelegt.« Die Treppe wand sich zwischen Jadewänden immer höher. Geschlossene Türen und gelegentlich ein dunkles Zimmer erschienen an den Seiten. »Wo sind die Kinder?« Die Frage rutschte ihm heraus.
Schmid zögerte, sicherlich suchte sie nach einem Vorwurf in seinen Worten. »… Junior ist voriges Jahr in die Armee eingetreten.«
Davon hatte er gehört. Es war so lange her, seit er Klein Viktoria gesehen hatte. Er fragte sich, wie ihr wohl das Militär gefallen würde. Sie schien immer ein zähes kleines Kuppli zu sein, aber mit einer Portion von Scherkaners Spleens. Er fragte sich, ob wohl Rhapsa und Klein Hrunk noch hier wären.
Die Treppe trat aus der Kraterwand hervor. Dieser Teil des Anwesens hatte vermutlich in den frühen Jahren des Schwindens existiert. Doch wo es zuvor offene und umbaute Höfe gegeben hatte, trotzte nun Quarz in drei Schichten dem Dunkel. Er schwächte alle fernen Farben, doch der Anblick war nackt und krass. Die Lichter der Stadt glitzerten im Land am Grund rings um den hitzeroten See in der Mitte. Kalter Nebel hing überm Wasser in der Luft. All die Lichter von unten ließen ihn trübe glimmen. Die Generalin zog die Blenden vor den Ausblick, während sie dorthin emporstiegen, wo wohl das Hochgitter des ursprünglichen Besitzers gewesen war.
Sie winkte ihn in ein großes, hell erleuchtetes Zimmer.
»Hrunk!« Scherkaner Unterberg kam aus den prall gefüllten Kissen hervor, die das Mobiliar des Raumes bildeten. Sicherlich hatte das der ursprüngliche Eigentümer so eingerichtet. Unnerbei konnte sich nicht vorstellen, dass die Generalin oder Unterberg sich für derlei Verzierungen entschieden hätten.
Unterberg trottete unbeholfen durchs Zimmer, seine Begeisterung übertraf seine Beweglichkeit. Er hatte einen großen Geleitkäfer an der Leine, und das Wesen korrigierte seine Richtung, brachte ihn geduldig zum Eingang. »Du hast Rhapsa und Klein Hrunk um ein paar Tage verpasst, fürchte ich. Die beiden sind nicht die Kupplis, an die du dich erinnerst; sie sind jetzt siebzehn! Aber der Generalin gefiel die Atmosphäre hier in der Gegend nicht, und sie hat sie zurück nach Weißenberg expediert.«
Hinter sich sah Hrunkner, wie die Generalin ihren Gatten wütend anstarrte, doch sie sagte nichts. Statt dessen ging sie langsam von einem Fenster zum anderen, zog Blenden zu, schloss das Dunkel aus. Dieses Zimmer war einmal ein offener Pavillon gewesen, jetzt gab es eine Menge Fenster. Sie setzten sich. Scherkaner war voller Neuigkeiten über die Kinder. Die Generalin saß schweigend da. Als Scherk mit den neuesten Abenteuern von Jirlib und Brent anfing, sagte sie: »Ich bin sicher, der Feldwebel ist nicht gar so sehr interessiert, von unseren Kindern zu hören.«
»Oh, aber ich…«, begann Unnerbei, doch dann sah er, wie sich die Generalin verkrampfte.
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