Eine Tiefe Am Himmel
Rechenoperation.« Unterbergs Kopf neigte sich zu winzigen Bildschirmen hin, die Hrunkner nicht sehen konnte. Seine Hände klopften ungeduldig auf das Schaltpult. »Mehr als alle anderen hast du es verdient, das zu erfahren, Hrunk. Du hast so viel für uns getan; du hättest so viel mehr tun können, wenn wir dich nur eingeweiht hätten. Aber die Generalin…«
Auf dem Bildschirm verschoben sich die Farben, die Landschaften schmolzen zu einem Chaos in niedriger Auflösung. Mehrere Sekunden verstrichen.
Und Scherkaner stieß einen kleinen Ruf der Überraschung und des Unbehagens aus.
Was von dem Bild übrig war, war zu erkennen, wenn auch von viel geringerer Bandbreite als das ursprünglichen Bild. Dies schien ein herkömmliches Acht-Farben-Bildsignal zu sein. Sie schauten durch eine Kamera im Büro von Viktoria Schmid im Landeskommando. Es war ein gutes Bild, aber grob im Vergleich zu direkter Sicht oder auch nur zu Scherks Videomantie-Bildschirmen.
Doch dieses Bild zeigte etwas Wirkliches: General Schmid, wie sie von ihrem Schreibtisch zurückstarrte. Rings um sie stapelte sich die Arbeit. Sie winkte einen Adjutanten aus dem Büro und starrte Unterberg und Unnerbei an.
»Scherkaner… du hast Hrunkner Unnerbei in dein Büro geholt.« Ihr Ton war gepresst und wütend.
»Ja, ich…«
»Ich dachte, darüber hätten wir gesprochen, Scherkaner. Du kannst mit deinem Spielzeug spielen, soviel du willst, aber du sollst keine Leute behelligen, die richtige Arbeit zu tun haben.«
Hrunkner hatte nie gehört, dass die Generalin solche Töne und solchen Sarkasmus gegenüber Unterberg anwandte. Wie notwendig es auch sein mochte, er hätte alles gegeben, um das nicht mit ansehen zu müssen.
Unterberg schien im Begriff zu sein, zu protestieren. Er rutschte auf seinem Gitter herum, fuchtelte bittend mit den Armen. Dann: »Ja, Liebe.«
General Schmid nickte und winkte Hrunkner zu. »Tut mir Leid wegen dieser Ungelegenheit, Feldwebel. Wenn Sie Hilfe brauchen, um wieder in Ihren Zeitplan zu kommen…«
»Danke, Frau General. Das könnte sein. Ich werde beim Flughafen nachfragen und dann zurückrufen.«
»Gut.« Das Bild vom Landeskommando verschwand.
Scherkaner senkte den Kopf, bis er auf dem Schaltpult lag. Seine Arme und Beine waren nach innen gezogen und reglos. Der Geleitkäfer kam näher heran, stukte ihn fragend an.
Unnerbei ging auf ihn zu. »Scherk?«, sagte er leise. »Alles in Ordnung mit dir?«
Scherk schwieg einen Augenblick lang. Dann hob er den Kopf. »Geht schon in Ordnung. Entschuldige, Hrunk.«
»Ich… äh… ich muss jetzt los. Ich habe noch eine Besprechung…« Das stimmte nicht ganz. Er hatte sowohl die Besprechung als auch die Inspektion schon verpasst. Die Wahrheit war, dass es so viele andere Dinge zu erledigen gab. Mit Schmids Hilfe kam er vielleicht schnell genug aus Weißenberg heraus, um aufzuholen.
Unterberg kletterte unbeholfen von seinem Sitzgitter und ließ sich von Mobiy hinter dem Feldwebel her führen. Als die schweren Türen aufglitten, streckte Scherkaner eine Vorderhand aus und zupfte an einem seiner Ärmel. Noch mehr Irrsinn?
»Gib niemals auf, Hrunk. Es gibt immer einen Weg, ganz wie früher. Du wirst sehen.«
Unnerbei nickte, murmelte etwas zur Entschuldigung und verließ den Raum. Als er den glasumhüllten Korridor zum Fahrstuhl entlangging, stand Scherkaner mit Mobiy am Eingang zum Büro. Früher einmal wäre Unterberg den ganzen Weg bis zum Hauptfoyer mitgekommen. Doch er schien zu begreifen, dass sich etwas zwischen ihnen verändert hatte. Als sich die Fahrstuhltüren hinter Unnerbei schlossen, sah er, wie sein alter Freund ihm schüchtern zuwinkte.
Dann war er fort, und der Fahrstuhl fuhr abwärts. Einen Augenblick lang überließ sich Unnerbei dem Zorn und der Trauer. Komisch, wie sich diese beiden Gefühle vermengen konnten. Er hatte die Geschichten über Scherkaner gehört und sich gezwungen, sie nicht zu glauben. Wie Scherkaner hatte er gewollt, gewisse Dinge wären wahr, und die gegenteiligen Symptome ignoriert. Anders als Scherk konnte Hrunkner Unnerbei die harten Tatsachen ihrer Lage nicht ignorieren. Also würden sie diese äußerste Krise ohne Scherkaner Unterberg gewinnen oder verlieren müssen…
Unnerbei zwang sich, an anderes zu denken. Später würde noch eine Zeit kommen, hoffentlich eine Zeit, sich der guten Dinge zu erinnern – anstatt dieses Nachmittags. Vorerst… Wenn er eine Düsenmaschine von Weißenberg bekommen konnte, dann war er vielleicht
Weitere Kostenlose Bücher