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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Geisteskrankheit; wie sein Zittern war es eine Nervenstörung auf unterer Ebene. Das Geschick des Dunkels hatte ihn zu einem sehr späten Verletzten des Großen Krieges gemacht. Heutzutage sah er aus und sprach wie jemand, der eine Generation älter war.
    Scherkaner blieb an einem Fahrstuhl stehen; Unnerbei konnte sich von seinen früheren Besuchen her nicht daran erinnern. »Pass auf, Hrunk… Drück die Neun, Mobiy.« Der Käfer streckte eins seiner langen, pelzigen Vorderbeine aus. Die Spitze bleib eine Sekunde unschlüssig in der Schwebe, drückte dann den Knopf ›9‹ an der Fahrstuhltür. »Es heißt, man könne einem Käfer keine Zahlen beibringen. Mobiy und ich arbeiten daran.«
    Hrunkner schüttelte seine Begleitung am Fahrstuhl ab. Es waren nur sie beide – und Mobiy –, die hinauffuhren. Scherkaner schien sich zu entspannen, und sein Zittern ließ nach. Er tätschelte Mobiy sacht den Rücken, hielt aber die Leine nicht mehr so straff. »Das geht nur dich und mich an, Feldwebel.«
    Unnerbei schaute schärfer drein. »Meine Wachen haben die Einstufung ›tiefgeheim‹, Scherk. Sie haben Dinge gesehen, die…«
    Unterberg hob die Hand. Seine Augen glitzerten im Licht der Deckenleuchten. Es schien das alte Genie in ihnen zu liegen. »Das ist… etwas anderes. Es ist etwas, das ich dir schon lange mitteilen wollte, und jetzt, wo die Lage so verzweifelt ist…«
    Der Fahrstuhl wurde langsamer, und die Türen ging auf. Scherkaner hatte sie bis hinauf auf den höchsten Punkt des Hügels gebracht. »Ich habe jetzt mein Büro hier oben. Früher hat es Junior gehört, aber jetzt, wo sie ihre Ernennung hat, hat sie es mir großzügig vermacht!« Der Korridor hatte einst außerhalb des Hauses gelegen; Hrunkner erinnerte sich an ihn als einen Pfad, von dem aus man den kleinen Park mit dem Kinderspielplatz sah. Jetzt war er von schwerem Glas umgeben, stark genug, um den Druck zu halten, selbst wenn die Atmosphäre als Schnee ausgefallen sein würde.
    Das Geräusch von Elektromotoren war zu hören, und Türen glitten zur Seite. Scherkaner winkte seinen Freund in den Raum dahinter. Große Fenster blickten auf die Stadt. Klein Viktoria hatte schon ein beachtliches Zimmer gehabt. Jetzt war es das übliche Wirrwarr Scherkaners. Drüben in der Ecke standen dieses Geschoss/Puppenhaus und ein Schlafgitter für Mobiy. Doch beherrscht wurde das Zimmer von Rechnern und Hochqualitäts-Bildschirmen. Die dargestellten Bilder waren Landschaften vom Königsberg, die Farben stärker, als sie Hrunkner jemals draußen in der Natur gesehen hatte. Und dennoch waren die Bilder surreal. Es gab schattige Waldschluchten, aber mit Kuntertönungen darunter. Es gab Grizzards, die über einen hochbrechenden Eisberg hinpeitschten, ganz in den Farben von Lava. Es war graphischer Irrsinn… alberne Videomantie. Hrunkner blieb stehen und machte eine Geste zu den Farben hin. »Ich bin beeindruckt, aber sie sind nicht besonders gut abgeglichen, Scherk.«
    »Oh, sie sind durchaus abgeglichen – aber die innere Bedeutung ist noch nicht gefunden.« Scherk setzte sich auf ein Gitter bei einem Schaltpult und schien die Bilder zu betrachten. »He. Die Farben sind ja wirklich krass; nach einer Weile bemerkt man es nicht mehr… Hrunkner, ist dir je der Gedanke gekommen, dass unsere gegenwärtigen Probleme ernster zu sein scheinen, als man erwarten sollte?«
    »Woher soll ich das wissen? Alles ist neu.« Unnerbei ließ sich durchsacken. »Ja, die Sachen sind höllisch ins Rutschen geraten. Dieser Kuddelmuddel mit Südland ist genau der Albtraum, den wir uns ausgemalt haben. Sie haben Kernwaffen, vielleicht zweihundert, und Trägersysteme. Sie haben sich in den Ruin getrieben beim Versuch, mit den fortgeschrittenen Ländern Schritt zu halten.«
    »Sich in den Ruin getrieben, nur um uns umzubringen?«
    Vor fünfunddreißig Jahren hatte Scherk das alles kommen sehen, zumindest in groben Umrissen. Jetzt stellte er schwachsinnige Fragen. »Nein«, sagte Unnerbei fast im Ton eines Vortrags. »Zumindest hat es nicht so angefangen. Sie haben versucht, eine industrielle und landwirtschaftliche Basis zu schaffen, die im Dunkel aktiv bleiben könnte. Sie haben es nicht geschafft. Sie haben genug, um ein paar Städte in Gang zu halten, eine Armeedivision oder zwei. Gegenwärtig ist Südland etwa fünf Jahre weiter auf dem Weg in die Kälte als der Rest der Welt. Die Trockenorkane bilden sich schon überm Südpol.« Südland war bestenfalls ein Ort, wo man gerade noch

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