Eine Tiefe Am Himmel
rechtzeitig im Landeskommando, um mit seinen Vizedirektoren zu plaudern.
Etwa auf der Höhe des alten Parks der Kupplis wurde der Fahrstuhl langsamer. Unnerbei hatte geglaubt, dies sei Scherkaners privater Lift. Wer konnte das sein?
Die Türen glitten zurück…
»Hallo! Feldwebel Unnerbei! Darf ich mich Ihnen zugesellen?«
Eine junge Dame im Rang eines Leutnants und in der Arbeitsuniform der Quartiermeisterei. Viktoria Schmid, wie sie vor so vielen Jahren gewesen war. Sie sah genauso strahlend aus, bewegte sich mit derselben Präzision. Einen Moment lang konnte Unnerbei die Erscheinung an der Tür nur sprachlos anstarren.
Die Vision trat in den Fahrstuhl, und Unnerbei wich unwillkürlich zurück, immer noch schockiert. Dann fiel die militärische Haltung für einen Augenblick von ihr. Sie senkte schüchtern den Kopf. »Onkel Hrunk, erkennst du mich nicht? Ich bin Viki, groß geworden.«
Natürlich. Unnerbei lachte schwach. »Ich… ich werde Sie nie mehr Klein Viktoria nennen.«
Viki legte ihm voller Zuneigung ein paar Arme um die Schultern. »Nein. Du darfst. Irgendwie glaube ich nicht, dass ich dir jemals Befehle geben werde. Papa sagte, dass du heute heraufkommen würdest… Hast du ihn getroffen? Hast du einen Moment Zeit, mit mir zu reden?«
Der Fahrstuhl kam sacht zum Halt, Foyergeschoss. »Ich… Ja, ich habe… Schau, ich habe es ein bisschen eilig, zurück zum Landeskommando zu kommen.« Nach dem Debakel dort oben wusste er einfach nicht, was er Viki sagen sollte.
»Das geht in Ordnung. Ich habe selber Minusminuten. Fahren wir zusammen zum Flughafen.« Sie winkte ihm ein Grinsen zu. »Doppelte Sicherheit.«
Leutnants führen vielleicht eine Sicherheitseskorte, doch sie sind selten selbst der Gegenstand einer solchen. Viktorias Gruppe war etwa halb so groß wie die von Unnerbei, doch dem Aussehen nach zu schließen, sogar noch tüchtiger. Etliche von den Wachen waren offensichtlich Kriegsveteranen. Der Bursche auf dem oberen Gitter hinter dem Fahrer war einer der größten Soldaten, die Unnerbei je gesehen hatte. Als sie in den Wagen glitten, hatte er Unnerbei merkwürdig knapp gegrüßt, überhaupt nicht militärisch. Ha! Das war Brent!
»Also. Was hatte Papa zu sagen?« Der Ton war leicht, doch Hrunkner hörte die Sorge heraus. Viki war nicht ganz der perfekte, undurchschaubare Geheimdienst-Offizier. Es hätte eine Schwäche sein können, aber immerhin kannte er sie, seit sie Kuppli-Augen hatte.
Und das machte Unnerbei es nur noch schwerer, die Wahrheit zu sagen. »Du musst es wissen, Viki. Er ist nicht mehr er selbst. Ganz auf außerplanetare Ungeheuer und Videomantie abgefahren. Die Generalin selbst musste ihn zum Schweigen bringen.«
Die junge Viktoria schwieg, doch sie verzog die Arme zu einer zornigen Gebärde. Einen Augenblick lang glaubte er, sie sei auf ihn wütend. Doch dann hörte er sie schwach murmeln: »Der alte Narr.« Sie seufzte, und sie fuhren ein paar Sekunden lang schweigend.
Der Verkehr an der Oberfläche war spärlich, größtenteils Kupps, die zwischen nicht verbundenen Siedlungen unterwegs waren. Die Straßenlampen ergossen Flecken von Blau und Ultra, glitzerten auf dem Eis, das die Rinnsteine und die Seiten der Gebäude säumte. Licht aus dem Innern der Gebäude glomm durch den Raureif, grünlich, wo es Flecken von Schneemoos im Eis traf. Kristallwürmer wuchsen millionenfach an den Wänden, mit Wurzeln, die auf der Suche nach Happen von Wärme endlos in die Tiefe tasteten. Hier in Weißenberg würde die natürliche Umwelt vielleicht bis fast ins Herz des Dunkels überleben. Die Stadt ringsum und unter ihnen war ein wachsendes, wärmendes Etwas. Hinter diesen Wänden und unter der Oberfläche war das Leben geschäftiger als jemals in der Geschichte von Weißenberg. Die neueren Gebäude des Geschäftsviertels glühten aus Zehntausenden von Fenstern, demonstrierten prahlerisch Macht, gossen breite Lichtstreifen auf die älteren Bauwerke… Und selbst ein mäßiger Kernwaffenangriff würde hier alles töten.
Viki berührte seine Schulter. »Tut mir Leid… wegen Papa.«
Sie musste viel besser als er wissen, wie tief Scherkaner gesunken war. »Seit wann befasst er sich damit? Ich erinnere mich, dass er über Weltraumungeheuer spekulierte, aber das war nie ernst gemeint.«
Sie zuckte die Achseln, offensichtlich war ihr die Frage unangenehm. »Mit Videomantie hat er nach den Entführungen zu spielen begonnen.«
Vor so langer Zeit? Dann erinnerte er sich an
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