Eine Tiefe Am Himmel
Scherkaners Verzweiflung, als der arme Kupp erkannte, dass all seine Wissenschaft und Logik seine armen Kinder nicht retten konnten. Und so waren der Boden für seine geistige Verwirrung bereitet worden. »Gut, Viki. Deine Mutter hat Recht. Wichtig ist, dass dieser Unsinn nicht stört. Dein Vater besitzt die Liebe und Bewunderung von so vielen Leuten.« Mich selbst eingeschlossen, immer noch. »Niemand wird diesen Mist glauben, aber ich fürchte, dass so mancher ihm wird helfen wollen, vielleicht Ressourcen abzweigen, Experimente durchführen, die er vorschlägt. Das können wir uns nicht leisten, nicht jetzt.«
»Natürlich.« Aber Viki zögerte einen Moment lang, ihre Handspitzen streckten sich. Wenn Unnerbei sie nicht als Kind gekannt hätte, wäre es ihm entgangen. Sie sagte ihm nicht alles und schämte sich wegen der Täuschung. Klein Viktoria war eine tolle Schwindlerin gewesen, außer wenn sie ein schlechtes Gewissen hatte.
»Die Generalin hält ihn bei Laune, nicht wahr? Sogar jetzt?«
»Sieh mal, nichts Großes. Ein bisschen Bandbreite, etwas Rechenzeit.« Rechenzeit worauf? Auf Unterbergs Tischcomputern oder auf den Großrechnern des Geheimdienstes? Vielleicht spielte es keine Rolle; er erkannte jetzt, dass viel von Unterbergs Zurückhaltung einfach auf die Generalin zurückging, die ihren Gatten daran hinderte, sich in kritische Projekte einzumischen. Aber welch ein Jammer für die alte Dame. Für Viktoria Schmid musste der Verlust von Unterberg so gewesen sein, als würden einem die rechten Beine weggeschossen.
»In Ordnung.« Welche Ressourcen Scherk auch verplempern mochte, Hrunkner Unnerbei konnte nichts dagegen tun. Das Klügste war vielleicht das alte Unermüdlich weitermachen, Soldat. Er warf einen Blick auf die Uniform der jungen Viktoria. Das Namensschild war am Kragen auf der anderen Seite, nicht zu sehen. Würde da Viktoria Schmid stehen (also das würde vielleicht die Aufmerksamkeit eines Vorgesetzten erregen!) oder Viktoria Unterberg, oder was?
»Also, Leutnant, wie macht sich dein Leben beim Militär?«
Viki lächelte, sicherlich erleichtert, über etwas anderes sprechen zu können. »Es ist eine große Herausforderung, Feldwebel.« Die Förmlichkeit fiel von ihr ab. »Eigentlich geht es mir blendend. Die Grundausbildung war… hmm, das weißt du so gut wie ich. Im Grunde sind es ja Feldwebel wie du, die sie zu dieser ›bezaubernden‹ Erfahrung machen. Aber ich hatte einen Vorteil: Als ich in der Grundausbildung war, waren fast alle Rekruten Rechtzeitlinge, Jahre älter als ich. Ha! Es war nicht schwer, vergleichsweise besser zu sein. Und jetzt – nun ja, du siehst ja, dass das nicht die übliche erste Dienststellung ist.« Sie machte eine Handbewegung zum Wagen und der Sicherheitsgruppe um sie her. »Brent ist jetzt Oberfeldwebel; wir arbeiten zusammen. Rhapsa und Klein Hrunk werden später die Offiziersschule absolvieren, aber vorerst sind sie beide noch in der Grundausbildung. Vielleicht siehst du sie im Flughafen.«
»Ihr arbeitet alle zusammen?« Unnerbei versuchte, die Überraschung in seiner Stimme zu unterdrücken.
»Ja. Wir sind ein Team. Wenn die Generalin eine rasche Inspektion benötigt und absolut vertrauenswürdige Leute braucht – dann schickt sie uns vier.« Alle überlebenden Kinder außer Jirlib. Für einem Moment machte die Offenbarung Unnerbei nur noch niedergeschlagener. Er fragte sich, was der Generalstab und die mittleren Chargen dachten, wenn sie eine Truppe von Schmids Verwandten in tiefgeheimen Angelegenheiten herumstochern sahen. Aber… Hrunkner Unnerbei war einst selbst tief im Geheimdienst involviert gewesen. Der alte Streb Grüntal hatte auch nach seinen eigenen Regeln gespielt. Der König räumte dem Geheimdienstchef gewisse Vorrechte ein. Viele Geheimdienstler auf mittlerer Ebene hielten das einfach für eine dumme Tradition, aber wenn Viktoria Schmid glaubte, sie benötige ein Generalinspektions-Team aus ihrer eigenen Familie – nun ja, dann benötigte sie es vielleicht wirklich.
Der Flughafen von Weißenberg war ein Chaos. Es gab mehr Maschinen, mehr Charterflüge einzelner Unternehmen, mehr verrückte Bauarbeiten denn je zuvor. Chaos hin, Chaos her, General Schmid hatte das Problem schon gelöst: Eine Düsenmaschine war bereits für ihn abgestellt worden. Vikis Wagen waren befugt, direkt hinaus auf die militärische Seite des Flugplatzes zu fahren. Sie bewegten sich vorsichtig die zugewiesenen Fahrbahnen entlang bis unter die Maschine, die
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