Eine Tiefe Am Himmel
oberflächennahe Startanlagen ausschalten, doch nur, wenn sie das Ziel fünfzig Millisekunden lang bestreichen konnten. Alles zu treffen, wäre ein unglaubliches Ballett von Feuerkraft gewesen. Einige der tiefsten Ziele, Angriffsraketen, würden sie mit Bunker brechenden Bomben belegen. Die waren bereits gestartet worden und gingen jetzt hinter ihnen im Bogen nieder.
Jau hatte alles getan, damit das funktionierte. Ich hatte keine Wahl. Alle paar Sekunden stieg das Mantra in seinem Bewusstsein auf, die Antwort auf das ebenso hartnäckige Ich bin kein Schlächter.
Doch jetzt… jetzt gab es vielleicht eine sichere Möglichkeit, Brughels schreckliche Befehle zu umgehen. Sei ehrlich, du bist immer noch ein Schlächter. Aber von Hunderten, nicht von Millionen.
Ohne eingehende geographische und topologische Zuarbeit von L1 konnten alle möglichen kleinen Fehler vorkommen. Der Schlag gegen Südende zeigte das. Jaus Finger huschten über seine Tastatur, schickten letzte Hinweise an seine Gruppe. Der Fehler war sehr geringfügig. Doch er würde einen Fächer zufälliger Abweichungen in ihren Angriff auf die Abwehrraketen bringen. Die meisten von diesen Schlägen würden jetzt das Ziel verfehlen. Der Einklang würde eine Chance gegen die Kernwaffen der Sinnesgleichen haben.
Rachner Thrakt ging in dem Besuchervorbau auf und ab. Wie lange konnte Unterberg brauchen, um herauszukommen? Vielleicht hatte der Kupp seine Meinung geändert oder einfach vergessen, was er hatte tun wollen. Der Wachposten sah auch verärgert aus. Er sprach über eine Art Nachrichtenverbindung, die Worte waren unhörbar.
Schließlich ertönte das Jaulen verborgener Motoren. Einen Augenblick später glitten die alten Holztüren zur Seite. Ein Geleitkäfer kam heraus, dicht gefolgt von Scherkaner Unterberg. Der Wachposten kam um seinen Wachvorbau herumgerannt. »Herr Professor, könnte ich einen Moment mit Ihnen sprechen? Ich erhalte gerade…«
»Ja, aber lassen Sie mich erst einmal kurz mit dem Oberst hier reden.« Unterberg schien unter dem Gewicht seiner Parka zusammenzusinken, und jeder Schritt zog ihn ein Stück seitwärts. Der Geleitkäfer zog Unterberg geduldig zurück auf einen mehr oder weniger geraden Weg zu Thrakt hin.
Unterberg erreichte den Besuchervorbau. »Ich habe jetzt ein paar Minuten Zeit, Oberst. Es tut mir sehr Leid, dass Sie ihren Posten verloren haben. Ich möchte…«
»Das ist jetzt nicht wichtig, Herr Professor! Ich muss Ihnen etwas sagen.« Es war ein Wunder, dass er zu Unterberg vorgedrungen war. Wenn ich ihn jetzt nur überzeugen kann, ehe dieser Wachposten sich aufrafft und dazwischengeht. »Unsere Befehlsautomatik ist korrupt, Herr Professor. Ich habe Beweise!« Unterberg hob protestierend die Arme, doch Rachner redete fieberhaft weiter. »Es klingt verrückt, aber es erklärt alles: Es gibt eine…«
Rings um sie explodierte die Welt. Farben über Farben. Schmerz über die hellste Sonne hinaus, die sich Thrakt vorstellen konnte. Einen Augenblick gab es nur die Farbe des Schmerzes, die das Bewusstsein auslöschte, die Angst, sogar die Verwunderung.
Und dann war er wieder da. Unter Qualen, aber wenigstens bei Bewusstsein. Er lag zwischen Schnee und zufälligen Trümmern. Seine Augen… seine Augen schmerzten. Die Nachbilder der Hölle waren quer über seine Vordersicht eingebrannt und blockierten sein Sehvermögen. Die Nachbilder zeigten krasse Silhouetten vor einem Strahl vollständiger Dunkelheit: der Wachposten, Scherkaner Unterberg.
Unterberg! Thrakt kam auf die Füße, stieß Wandplatten beiseite, die auf ihn gefallen waren. Jetzt traten andere Schmerzen hervor. Sein Rücken war ein einziger massiver Schmerz. So geht es einem, wenn man durch Wände geschleudert wird. Er tat ein paar unsichere Schritte, doch es schien nichts gebrochen zu sein.
»Herr Professor? Professor Unterberg?« Seine eigene Stimme schien von weither zu kommen. Rachner wandte den Kopf hin und her wie ein Kind, das noch seine Babyaugen hat. Ihm blieb keine Wahl, seine Vordersicht war von brennenden Nachbildern erfüllt. Weiter unten entlang der Krümmung der Kraterwand war jetzt eine Reihe von rauchenden Löchern. Aber die Zerstörung hier war unvergleichlich größer. Keins von den Nebengebäuden Unterbergs stand noch, und Feuer breitete sich über alles Brennbare aus. Rachner machte einen Schritt in die Richtung, wo der Wachposten gestanden hatte. Doch jetzt war das der Rand eines tiefen, dampfenden Kraters. Der Hang über ihm war
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