Eine Tiefe Am Himmel
dir?«
Das war die Tour, die Nau sogar jetzt noch fuhr. »Nein! Vielleicht glauben die, sie hätten mich gekauft, aber… Herr Des Handels, Herr Diem, war ich denn kein solides Truppmitglied?«
Ein gedämpftes Kichern, und ein Teil der Spannung in Diems Schultern schien sich zu lösen. »Na ja. Du warst ein Tagträumer, der nie richtig am Ball bleiben konnte« – Worte aus vertrauten Kritiken, aber nahezu freundlich ausgesprochen –, »aber du warst nicht dumm, und du hast nie deine Familienbeziehungen ausgespielt… In Ordnung, Anwärter Vinh, willkommen an Bord.«
Es war die freudigste Beförderung, die Ezr Vinh jemals erhalten hatte. Er unterdrückte hundert Fragen, die hochquollen; die Antworten auf die meisten sollte er besser nicht hören. Aber doch, nur eine, nach Trixia…
Diem redete bereits. »Ich habe ein paar Codeschemata, die dir dir einprägen musst, aber vielleicht müssen wir uns wieder von Angesicht zu Angesicht treffen. Also wird es mit dem Gestank besser werden, aber es wird ein Problem bleiben; du wirst jede Menge Vorwände für einen Besuch haben. Jetzt erst mal ein paar allgemeine Dinge: Wir müssen nach draußen.«
Vinh dachte an die Ferner Schatz und die Waffenführer der Dschöng Ho, die dort im Kälteschlaf lagen. Oder vielleicht gab es Waffenverstecke an Bord der verbliebenen Dschöng-Ho-Schiffe. »Hm. Es gibt mehrere Reparaturvorhaben außerhalb, wo wir die Experten sind.«
»Ich weiß. Die Hauptsache ist, die rechten Leute in die Trupps zu kriegen und zur richtigen Zeit. Du wirst ein paar Namen von uns bekommen.«
»Gut.«
»Noch etwas: Wir müssen mehr über die ›Fokussierten‹ erfahren. Wo genau sind sie untergebracht? Können sie rasch verlegt werden?«
»Ich versuche, etwas über sie zu erfahren«, intensiver, als du vielleicht weißt, Truppführer. »Reynolt sagt, dass sie leben, dass sie das Fortschreiten der Krankheit angehalten haben.« Der Geistfäule. Dieser unheimliche Begriff kam nicht von Reynolt, sondern von einem Versprecher, den er von einem gewöhnlichen Aufsteiger gehört hatte. »Ich versuche eine Genehmigung zu erhalten, sie zu sehen…«
»Ja doch. Trixia Bonsol, nicht wahr?« Verschmierte Finger klopften Vinh mitfühlend auf den Arm. »Hmm. Du hast ein solides Motiv, deswegen an ihnen dran zu bleiben. Sei in jeder anderen Beziehung ein guter Junge, aber in dieser Sache mach Druck. Du weißt, als wäre das der große Gefallen, der dich auf Linie halten wird, wenn sie ihn nur gewähren… In Ordnung. Mach, dass du hier rauskommt.«
Diem verschwand in den Fetzen übel riechenden Schleims. Vinh verschmierte die Fingerspuren auf seinem Ärmel. Als er sich wieder der Luke zuwandte, nahm er den Gestank kaum noch wahr. Er arbeitete wieder mit Freunden zusammen. Und sie hatten eine Chance.
So, wie die Reste der Dschöng-Ho-Expedition ihren nachgeäfften ›Flottenverwalter‹ hatten, Ezr Vinh, hatte Tomas Nau auch ein ›Flottenverwaltungs-Komitee‹ als beratendes und unterstützendes Gremium ernannt. Es war typisch für Naus Strategie, unschuldige Leute auf eine Weise zu kooptieren, dass es wie Verrat aussah. Ihre Besprechungen einmal pro Megasekunde wären eine Tortur für Vinh gewesen, hätte es nicht einen Umstand gegeben: Jimmy Diem war eins von den Komiteemitgliedern.
Ezr sah zu, wie die zehn in sein Konferenzzimmer marschierten. Nau hatte den Raum mit poliertem Holz und erstklassigen Fenstern ausgestattet; jeder im Temp wusste, wie angenehm es dem Flottenverwalter und seinem Komitee gemacht wurde. Außer Qiwi war allen zehn klar, wie sie missbraucht wurden. Den meisten war klar, dass es Jahre dauern würde, ehe Tomas Nau alle überlebenden Dschöng-Ho-Leute aus dem Kälteschlaf freilassen würde – wenn überhaupt. Manche wie Jimmy vermuteten, dass die ranghöheren Offiziere vielleicht tatsächlich für kurze Zeit geweckt wurden, um verhört zu werden oder einzelne Aufgaben zu erfüllen. Es war eine endlose Schurkerei, die den Aufsteigern ständig die Oberhand verschaffte.
Es gab also keine Verräter hier. Dennoch boten sie einen entmutigenden Anblick: fünf Anwärter, drei untere Dienstränge, eine Vierzehnjährige und ein tapernder Nichtskönner. Gut, um ehrlich zu sein, Pham Trinli taperte nicht, jedenfalls nicht körperlich; für einen alten Mann war er ziemlich gut in Form. Höchstwahrscheinlich war er immer ein Trottel gewesen. Es war ein viel sagendes Indiz für seine Vorgeschichte, dass er nicht im Kälteschlaf gehalten wurde. Trinli
Weitere Kostenlose Bücher