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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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uns im Gange war.«
    »Na ja…« Ja, doch es konnte nichts draus werden, wo Scherkaner im Begriff war, seinen so überaus ungewissen Gang durchs Dunkel anzutreten. Die beiden hatten Hrunkner deswegen immer Leid getan.
    Eigentlich ergaben die beiden ein großartiges Team. Scherkaner Unterberg hatte mehr kluge Ideen als jedes Dutzend Leute, die Hrunkner je gekannt hatte; die meisten seiner Ideen waren jedoch ungeheuer unpraktikabel, zumindest soweit es das anging, was in der Zeit eines Lebens zu erreichen war. Andererseits hatte Viktoria Schmid einen Blick für realisierbare Ergebnisse. Klar doch, wenn sie an jenem Nachmittag vor langer Zeit nicht genau zur rechten Zeit zugegen gewesen wäre, dann hätte Unnerbei den armen Unterberg mit einem Tritt bis zurück nach Weißenberg geschickt – und dessen verrückter Plan, den Großen Krieg zu gewinnen, wäre verlorengegangen. Also ja. Abgesehen vom Zeitpunkt war er nicht überrascht. Und wenn Viktoria Schmid jetzt die Chefin des Geheimdienstes war, würde das Land davon großen Nutzen haben. Ein hässlicher Gedanke schlängelte sich zu seinem Mund und schien aus eigenem Antrieb herauszuplatzen: »Aber Kinder? Jetzt natürlich nicht.«
    »Doch. Die Generalin ist schwanger. In weniger als einem halben Jahr werde ich zwei Babyschnüre auf dem Rücken tragen.«
    Hrunkner kam zu Bewusstsein, dass er verlegen an seinen Esshänden sog. Er murmelte etwas Unverständliches. Eine halbe Minute lang fuhren sie schweigend weiter, während der heiße Regen über die Wagenfenster nach hinten zischte. Wie können sie ihren Kindern das antun?
    Schließlich sagte die Generalin ruhig: »Haben Sie damit ein Problem, Hrunkner?«
    Unnerbei hätte am liebsten wieder seine Hände verschluckt. Er kannte Viktoria Schmid seit dem Tag, als sie ins Landeskommando gekommen war, ein brandneuer Leutnant, eine Dame, die sich noch keinen Namen gemacht hatte und ihre Jugend nicht verbergen konnte. Man sah fast alles beim Militär, und jeder dachte sich sein Teil. Der Leutnant war wirklich neu, sie war eine Unzeit-Geborene. Doch irgendwie war sie gut genug ausgebildet worden, um es auf die Offiziersschule zu schaffen. Das Gerücht ging um, Viktoria Schmid sei das Balg eines reichen Perversen von der Ostküste, dessen Familie ihn schließlich enteignet hatte, und ebenso die Tochter, die es nicht geben dürfte. Unnerbei erinnerte sich an die Beleidigungen und Schlimmeres, die ihr im ersten Vierteljahr oder so auf Schritt und Tritt gefolgt waren. Eigentlich war das erste Anzeichen, dass sie zu Großem berufen sei, die Art gewesen, wie sie sich der Ächtung widersetzt hatte, ihre Intelligenz und ihr Mut angesichts der Schande ihrer Geburtszeit.
    Schließlich fand er seine Stimme wieder. »Ähm. Ja, Frau General. Ich weiß. Ich wollte nicht unehrerbietig sein. Ich bin erzogen worden, bestimmte Dinge zu glauben«, wie anständige Leute leben sollten. Anständige Leute empfingen ihre Kinder in den Jahren des Schwindens und brachten sie zur Zeit der Neuen Sonne zur Welt.
    Die Generalin erwiderte nichts, doch Unterberg klopfte sacht mit der Hand nach hinten. »Ist schon in Ordnung, Feldwebel. Du hättest die Reaktion meines Cousins sehen sollen. Aber wart’s ab, die Dinge ändern sich. Wenn wir Zeit haben, werde ich erklären, warum die alten Regeln im Grunde keinen Sinn mehr haben.« Und das war das Beunruhigendste an Scherkaner Unterberg: Er konnte ihr Verhalten wahrscheinlich wegerklären – und sich in seliger Entfernung von der Wut halten, die es bei anderen auslöste.
    Doch der peinliche Augenblick war vorüber. Wenn die beiden mit Hrunkners geradliniger Natur zurechtkamen, würde er sich nach Kräften bemühen, ihre… Marotten zu ignorieren. Weiß der Himmel, er war im Krieg mit Schlimmerem zurechtgekommen. Außerdem war Viktoria Schmid jemand, der seine eigenen guten Sitten festlegte – und waren sie erst einmal festgelegt, dann gingen sie so tief wie jede andere Moral, die Unnerbei kennen gelernt hatte.
    Was Unterberg betraf… Seine Aufmerksamkeit war schon anderswo. Sein nervöses Zittern ließ ihn alt erscheinen, doch sein Geist war so scharf – oder so unstet – wie eh und je. Er huschte von Idee zu Idee, ohne jemals ganz zur Ruhe zu kommen, wie es bei normalen Leuten der Fall wäre. Der Regen hatte aufgehört, und der Wind wurde heiß und trocken. Als sie ins bergige Gelände einfuhren, warf Unnerbei einen Blick auf seine Uhr und begann zu zählen, mit wie viel Verrücktheiten der andere in den

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