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Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Titel: Eine tödliche Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Limar
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Freundin sie zurecht, "sie verehrt ihn nur als Künstler."
    "Das ist ja interessant", sagte ich, "und wer ist Frau Gehrke?"
    "Unsere Lehrerin für Deutsch und Kunsterziehung. Sie verraten der doch nicht, was ich Ihnen erzählt habe?"
    "Sehe ich so aus als würde ich was verraten? Aber woher weißt du so gut Bescheid?"
    Das Mädchen winkte ab. "Das weiß hier jeder. In Kunst nervt uns die Gehrke ständig mit dem Adrian Morgenroth, was für ein genialer Maler der war. Wäre er nicht so jung gestorben, wäre er so berühmt wie Rembrandt geworden. Mindestens!"
    Nun musste ich die Mädchen nur noch davon überzeugen, dass ich mich ebenfalls für Malerei und Adrian Morgenroth interessierte, was mir ziemlich gut gelang. Sie erklärten mir, in welcher Schule ich Frau Gehrke finden würde. Ich beschloss die Schule aufzusuchen und in der großen Pause nach Frau Gehrke zu fragen. Bis dahin war jedoch noch über eine Stunde Zeit und so langsam bekam ich auch Hunger. Aus einer Bäckerei stieg mir der verführerische Duft frischer Brötchen in die Nase. Durch das Schaufenster sah ich, dass es im Inneren ein paar Tische gab und offenbar auch Kaffee angeboten wurde. Damit stand mein Entschluss fest, hier mein zweites Frühstück einzunehmen. Von der vier kleinen Tischen der Bäckerei war nur einer in der Ecke besetzt, dort hatte sich eine alte Dame niedergelassen. Sie trug eine blaue Strickjacke und hatte ihr graues Haar zu einem Dutt hochgesteckt. Ich wählte einen Tisch direkt am Fenster. Eine dralle, junge Frau in weißer Schürze trat an den Tisch der alten Dame, hier wurde anscheinend bedient. Plötzlich hob sie verärgert die Stimme: "Du weißt doch genau, was die Windbeutel bei uns kosten, dein Geld reicht nicht einmal für einen halben. Billiger werde ich ihn dir nicht geben, ich betreibe schließlich ein Geschäft und keine soziale Einrichtung. Ein Stück Streuselkuchen von gestern könntest du noch bekommen." Die Antwort der gedemütigten alten Frau verstand ich nicht, nur die Bäckerin sagte laut und schnippisch: "Dann also nur Kaffee!", und kam herüber an meinen Tisch.
    "Ich hätte gern einen Kaffee und ein Croissant", sagte ich, "und für die Dame da drüben bitte einen Windbeutel." Sie sah mich erstaunt an, sagte aber nichts weiter und brachte das Bestellte ziemlich prompt. Die alte Dame konnte es zunächst gar nicht glauben. Sie kam an meinen Tisch und bedankte sich so überschwänglich, dass ich schon fürchtete, sie würde gleich in Tränen ausbrechen. "Darf ich mich zu Ihnen setzen?", fragte sie dann und ich half ihr, ihre Sachen zu meinem Tisch hinüber zu tragen.
    "Wissen Sie, alt zu sein und kein zu Geld haben, das ist heutzutage fast ein Verbrechen. Früher, als ich noch die Post ausgetragen habe, da hat mich hier jeder gekannt und gegrüßt. Die Postelse hat man mich genannt. Heute wollen mich einige nicht mehr kennen, besonders die nicht, die es ein bisschen zu was gebracht haben und sich nun mächtig was darauf einbilden." Sie schoss einen giftigen Blick zu der jungen Bäckerin hinüber, die daraufhin in den rückwärtigen Räumen verschwand.
    Plötzlich stutzte ich. Draußen ging eine Frau vorbei, die mir sehr bekannt vorkam. Jetzt betrat sie tatsächlich die Bäckerei, schaute sich aber zum Glück nicht um. Die Bäckerin kam beflissen nach vorn geeilt und überreichte ihr mit einem "Ihre Brötchen, Frau Brückner", einen prall gefüllten Beutel. Sie nickte nur huldvoll und war auch schon wieder draußen, während ihr die Bäckerin "Einen schönen Tag noch, Frau Brückner " hinterher rief. Zum Glück hatte sie mich nicht bemerkt, denn diese Frau war tatsächlich meine Frau Niemand gewesen, die Patientin mit dem Hang zur Konspiration. Sie hatte mir über ihr schweres Leben, die böse Schwiegermutter und den verräterischen Ehemann berichtet, der sie wegen einer Kurbekanntschaft verlassen wollte. Leider hatte sie sich nie wieder gemeldet und nun traf ich sie ausgerechnet hier, in einem kleinen, gut 300 km entfernten Ort. Konnte das ein Zufall sein? Meine Tischgefährtin riss mich aus meinen Gedanken. "Kennen Sie die Frau?", fragte sie.
    "Nein, nein", beeilte ich mich zu versichern, sie hat mich nur an jemanden erinnert."
    "Dafür kenne ich sie umso besser. Sie ist auch eine von denen, die jetzt die Nase hoch tragen und nichts mehr von mir wissen wollen. Dabei war sie früher oft sehr dankbar, mich zu treffen, als sie noch Edeltraut Niemann hieß und draußen bei ihrem tyrannischen Vater auf der Klitsche

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