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Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Titel: Eine tödliche Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Limar
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und nahm es mit in die Praxis. Von dort aus rief ich Gernot Schlüter an, der umgehend einen Beamten vorbei schickte, um es in Empfang zu nehmen. Er lobte mich ausdrücklich dafür, dass ich es nur mit Handschuhen berührt hatte. Etwas anderes wäre mir bei diesem Inhalt allerdings auch nicht in den Sinn gekommen. Später kam Gernot dann noch persönlich vorbei, um mir ein paar Fragen zu stellen. Was mit dem Rumschnüffeln gemeint sein könnte, wollte er wissen. Ich konnte das nur mit meinem Gespräch mit Melissas Adoptivvater in Verbindung bringen und natürlich mit meinen vorangegangenen Besuchen in Gröbeneck. Jemand musste mich beobachten. Gernot zeigte sich ernsthaft beunruhigt.
    "Melde dich bitte sofort, wenn du etwas Verdächtiges in deinem Umfeld bemerken solltest. Unser Täter ist skrupellos, er hat schon zwei Menschen auf dem Gewissen."
    "Glaubst du etwa, die gleiche Person, die mir die tote Ratte geschickt hat, ist auch der Giftmörder?"
    Einen Moment lang schien Gernot mit sich zu ringen, ob er mir auf diese Frage antworten sollte, entschied sich dann aber dafür. "Es gibt auf jeden Fall einen Zusammenhang", sagte er. "Obwohl die Handschrift eine völlig unterschiedliche ist. Unser Giftmörder ist vorsichtig und gerissen, bleibt unsichtbar und hinterlässt keine Spuren. Der Absender der anonymen Botschaften agiert unvorsichtig und impulsiv. Irgendwie passt das überhaupt nicht zusammen."
    Gernot sah mich nachdenklich an. "Wie denkst du eigentlich über Persönlichkeitsspaltung?", fragte er plötzlich.
    "Kommt darauf an, was du darunter verstehst", erwiderte ich. "Wenn du an so eine spektakuläre Form denkst wie die parallele Existenz von zwei verschiedenen Persönlichkeiten in einer Person, die unterschiedlich agieren und nichts voneinander wissen, dann bin ich eher skeptisch. Diese Fälle wurden zwar beschrieben, sind aber wissenschaftlich nicht hinreichend untersucht. Und ich habe noch nie einen derartigen Fall gesehen. Weshalb fragst du?"
    "Vergiss es, war nur so ein Gedanke", winkte Gernot ab. Er wirkte auf einmal sehr müde, der ungelöste Fall setzte ihm sichtlich zu.
    Ich sollte an diesem Tag noch ein weiteres Päckchen erhalten. Diesmal war es Melissa, die es mir am Anfang unserer Therapiestunde überreichte. Es war klein, quadratisch, und sorgfältig in zartem, hellblauen Geschenkpapier verpackt.
    "Ich habe dir etwas mitgebracht", sagte sie dazu. "Weil du dir so viel Arbeit mit mir machst."
    Als ich das Päckchen öffnete, war ich im ersten Moment einfach nur sprachlos. Da lag auf dunklem Samt das schönste Armband, das ich jemals gesehen hatte. Es war aus getriebenem Silber im Art déco Stil gefertigt, in der Mitte befand sich eine Iris aus Aquamarin. Ihre Blätter waren mit funkelnden Tautropfen besetzt, bei denen es sich um winzige Diamanten handelte. Es musste ein Vermögen gekostet haben.
    "Melissa", sagte ich mit belegter Stimme, "das ist einfach wunderschön und unheimlich lieb von dir gemeint. Aber ich darf ein derart wertvolles Geschenk leider nicht annehmen."
    "Warum denn nicht?", versuchte Melissa zu argumentieren. "Du weißt doch, dass Geld für mich keine besondere Rolle spielt. Außerdem bin ich schließlich deine Privatpatientin."
    "Eben darum", gab ich zu bedenken. "Man könnte daraus den Vorwurf ableiten, dass ich Privatpatienten bevorzuge. Noch dazu, wenn sie mir wertvolle Geschenke machen."
    "Aber es weiß doch niemand", gab Melissa so schnell nicht auf.
    "Ich weiß es und ich könnte es vor mir selbst nicht vertreten." Mir war klar, dass ich sie durch die Zurückweisung ihres Geschenkes verletzte. Doch ich konnte das Armband unmöglich annehmen. Melissa befand sich in einem sehr starken Abhängigkeitsverhältnis zu mir. Es wäre auf dessen Ausnutzung hinausgelaufen.
    "Mach es uns bitte nicht so schwer, Melissa", schloss ich das Thema ab. "Ich sehe, wie liebevoll du das Armband ausgesucht hast und ich freue mich über diese Geste von dir. Trag es selbst, in Erinnerung an unsere gemeinsame Zeit. Nun lass uns arbeiten, damit es gute Erinnerungen werden."
    Glücklicherweise schien Melissa meine Ablehnung relativ gelassen hinzunehmen. Doch ein paar Tage später brachte sie mir erneut ein Geschenk mit. "Diesmal musst du es aber annehmen", sagte sie mit einem spitzbübischen Lächeln. "Weil es nämlich überhaupt keinen Wert hat."
    Das Paket war ziemlich groß, flach und in festes Packpapier verschnürt. Es enthielt ein Portrait von mir, eines von Melissas zauberhaften Aquarellen. Im

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