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Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Titel: Eine tödliche Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Limar
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hatten.
    Während sich unsere Finger heimlich leicht berührten, dachte ich an mein sturmfreies Haus und an die Aussicht, Tobias diesmal nicht an der Haustür zu verabschieden. Ich hatte sogar die ganze Wohnung geputzt und mich dabei dafür verflucht, dass ich nicht mehr Zeit und Sorgfalt in die Ausstattung investiert hatte. Außerdem trug ich meine schönste Unterwäsche.
    Zwischen Tobias und Melissa hatte sich ein längeres Gespräch über eine der Mitschülerinnen auf einem Foto entwickelt. "Du musst dich an sie erinnern", sagte Melissa gerade. "Sie war doch auf der Gartenparty von Julia, die mit diesem fürchterlichen Wolkenbruch endete. Sie war so betrunken, dass sie fast in den Pool gefallen wäre. Wir beide haben sie gemeinsam in Julias Zimmer gebracht, damit sie ihren Rausch ausschlafen konnte."
    "Ach die ist das", rief Tobias aus. "Ich hätte sie jetzt nicht erkannt, ihre Haare sind irgendwie anders. Aber ich erinnere mich genau, wie wir sie mit vereinten Kräften die Treppe hoch geschleift haben. Du bist gestolpert und ich musste dich auch noch festhalten, sonst wären wir alle drei runtergefallen." Melissa lachte und mir wurde bewusst, welche Vertrautheit zwischen ihr und Tobias herrschte. Ich verspürte einen leisen Anflug von Eifersucht, der aber nichts gemessen an dem war, was Johannes gerade empfinden musste. "Tobias", sagte er ganz unvermittelt, "fast hätte ich vergessen dich zu fragen, ob du anschließend noch ganz kurz mit zu mir kommen kannst. Ich habe da ein Problem mit meinem Computer und komme nicht an eine wichtige Datei, die ich aber unbedingt gleich morgen früh brauche."
    Am Zögern von Tobias war zu merken, dass auch er sich den weiteren Verlauf des Abends anders vorgestellt hatte. Die Miene von Johannes, der sich dadurch in seinen Befürchtungen bestärkt fühlte, nahm einen verkniffenen Ausdruck an und hellte sich erst wieder auf, als Tobias zustimmte. Ich verfluchte die Hinterlist von Johannes und die Hilfsbereitschaft von Tobias. In scheinbarer Eintracht lieferten sie mich noch vor meiner Haustür ab, bevor sie sich gemeinsam in Richtung der Wohnung von Johannes in Bewegung setzten.
    "Was soll´s", tröstete ich mich mit einem Spruch meiner Oma, "es ist ja noch nicht aller Tage Abend." Doch genau damit sollte ich falsch liegen, denn um ein Haar wäre dieser Abend mein letzter gewesen.
    Brutus fiepte bereits erwartungsvoll hinter der Tür und begrüßte mich, indem er freudig meine Hand leckte. Ich ließ ihn noch kurz in den Vorgarten, wo er auch brav das Bein hob. Dann nahm ich ihn mit nach oben. Solange wir zwei allein im Haus waren, schlief er in meinem winzigen Vorraum zwischen Schlafzimmer und Bad.
    An diesem Abend kam ich spät zur Ruhe, doch dann fiel ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
    Ich erwachte durch ein aufgeregtes Bellen. Verwirrt rieb ich mir die Augen und setzte mich im Bett auf. Sollte ich etwa verschlafen und den Morgenspaziergang von Brutus verpasst haben? Es war noch völlig dunkel im Zimmer und ein Blick auf den Wecker klärte mich darüber auf, dass es gerade mal 2.15 Uhr war.
    Das Bellen von Brutus ging in ein klägliches Winseln über und er begann heftig an der Tür zu kratzen. Was war bloß in den Hund gefahren? Völlig verschlafen erhob ich mich und ging Nachsehen. Brutus gebärdete sich wie wild, als er meiner ansichtig wurde. Hinter der Tür zum Treppenhaus vernahm ich ein verdächtiges Rauschen und Knistern. Die Tür des alten Hauses schloss nicht dicht, und ein flackernder Lichtschein fiel durch die Ritzen hindurch. Ich öffnete sie einen Spalt, um sie gleich wieder zuzuschlagen. Das Treppenhaus war von Flammen und beißendem Rauch erfüllt, die Hitze des Feuers wurde sogar schon durch die Tür spürbar. Der Fluchtweg war versperrt, ich konnte nur versuchen, durch ein Fenster ins Freie zu gelangen. Vor meinem Schlafzimmerfenster befand sich ein winziger hölzerner Balkon, auf den ich mit Brutus flüchtete. "Lass bloß keine Leiter im Garten rumliegen", hatte mich Ruth einmal gewarnt, "dieser Balkon ist eine Einladung für Einbrecher." Im Moment wünschte ich mir eine Leiter sehnlich herbei, denn bei einem Sprung aus dieser Höhe hätte ich mir zweifellos sämtliche Knochen gebrochen.
    Ich begann um Hilfe zu rufen, doch meine Stimme kam mir kraftlos und piepsig vor. Das Prasseln des Feuers wurde lauter, es schien sich mit rasender Geschwindigkeit auszubreiten. Verzweifelt eilte ich zurück ins Schlafzimmer und griff mir zwei Briefbeschwerer aus meiner

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