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Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Titel: Eine tödliche Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Limar
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hat sich wirklich nicht gerade als ein Muster an Einfühlungsvermögen gezeigt. Aber das ist noch lange kein Grund, ihn in die Wüste zu schicken."
    Das hatte ich auch nicht vor, doch ein wenig reserviert gab ich mich ihm gegenüber weiterhin. Am Nachmittag rief er an und wollte sich mit mir zum Essen verabreden. Ich lehnte ab, weil ich viel zu tun hätte, was auch nicht gelogen war. Daraufhin kam er auf die weitere Auswertung der Fotos zu sprechen. "Wir sind fast durch damit. Unter Umständen könnten wir heute Abend sogar fertig werden. Du bist doch dabei?"
    Ich stimmte zu, sagte aber, dass ich eventuell etwas später kommen würde. Es wurde dann auch tatsächlich später. Als ich bei Melissa ankam, waren bereits alle versammelt. Auf dem Tisch standen Snacks und Rotwein, ich holte mir allerdings lieber nur ein Wasser. In Melissas Wohnzimmer fiel mir sofort eine Veränderung ins Auge. Vor den hohen Fenstern befanden sich blickdichte Vorhänge, die bereits zugezogen waren. Noch vor kurzem hatte Melissa dies strikt abgelehnt. Was hatte sie dazu bewogen, ihre Meinung zu ändern? Wie hatte sie diese langen Stoffbahnen überhaupt so schnell an die hohen Fenster bekommen? Ich fragte sie danach.
    "Ich habe eine Firma beauftragt, die haben das ganz schnell erledigt", meinte sie. Ja natürlich, durch ihren finanziellen Spielraum verfügte Melissa über solche Möglichkeiten. Manchmal vergaß ich das.
    Tobias hatte den Computerbildschirm in Position gebracht und wir konzentrierten uns auf die Fotos. Einige der Gesichter darauf hatte ich inzwischen so oft gesehen, dass sie mir richtig vertraut vorkamen. Ich glaubte längst nicht mehr daran, in diesem Rahmen etwas zur Aufklärung beitragen zu können und hoffte nur noch auf das baldige Ende der Aktion. Die Fotos waren an unterschiedlichen Schauplätzen aufgenommen worden, sie zeigten Impressionen vom Sportfest, vom Konzert auf der Wiese hinter dem Schloss und von der Kunstausstellung in der Aula. Gerade befanden wir uns wieder in der Aula, die Menschen auf dem Foto standen dicht gedrängt, offenbar lauschten sie in diesem Moment der Eröffnungsrede zur Ausstellung. Durch eine zufällig entstandene Lücke zwischen den Personen wurde der Blick auf eine kleine, grauhaarige Frau mit einer dunklen Sonnenbrille frei. Ich starrte sie wie gebannt an. Das war doch meine Frau Niemand-Brückner aus Gröbeneck! Was machte sie denn da auf Schloss Dahrenried?
    Tobias hatte meine Überraschung bemerkt. "Erkennst du jemanden, Iris?", fragte er gespannt.
    "Nein, natürlich nicht", erwiderte ich vielleicht allzu schnell, denn er fühlte sich veranlasst, nochmals nachzufragen: "Wirklich nicht?"
    "Nein wirklich nicht", bekräftigte ich. "Ich bin müde und überreizt, da fängt man an, Gespenster zu sehen."
    "Wir haben es gleich geschafft, nur ein paar Aufnahmen noch", tröstete Tobias mich. Als wir dann endlich damit durch waren, fühlten sich alle erschöpft. Tobias und Johannes war die Enttäuschung darüber anzumerken, dass wir zu keinen neuen Erkenntnissen gelangt waren. Ich musste meine Erkenntnis für mich behalten, denn Frau Niemand-Brückner war meine Patientin gewesen, noch dazu eine, die dringend auf die Einhaltung ihrer Anonymität bedacht gewesen war. Diese hatte ich nun unter allen Umständen zu wahren und zu schützen. Wenn ich einen Verdacht gegen sie hegte, durfte ich dem nur allein nachgehen und niemanden einweihen. Der Gedanke war nicht angenehm, aber folgerichtig. Ich hatte keine andere Wahl.
    Tobias brachte mich nach Hause. Mir fiel auf, dass er mich immer wieder aufmerksam von der Seite musterte. "Ist dir auf den Fotos wirklich niemand aufgefallen?", fragte er schließlich. Ich schüttelte den Kopf. Auf einmal war ich mir überhaupt nicht mehr sicher. Eine kleine, grauhaarige Frau kann man schnell mal verwechseln. Außerdem hatte sie auf dem Foto auch noch eine Sonnenbrille getragen, was es nicht leichter machte. "Weißt du", sagte ich deshalb zu Tobias, "ich war heute einfach müde und konnte mich nicht richtig konzentrieren. Es ist zwar eher unwahrscheinlich, aber gut möglich, dass ich etwas übersehen habe. Kannst du mir die Fotos von heute Abend auf meinen Rechner ziehen? Dann sehe ich sie mir nochmal in Ruhe an."
    "Klar", meinte Tobias, "ich bringe dir morgen früh einen Stick vorbei."
    Er schlug nicht vor, mit nach oben zu kommen und es gleich zu erledigen. Obwohl ich daran nicht ganz unschuldig war, fühlte ich mich enttäuscht.

46.
    Am nächsten Morgen brachte mir

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