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Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Eine tödliche Erinnerung (German Edition)

Titel: Eine tödliche Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Limar
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dass es da keine Probleme geben dürfte. Als Tobias mich später zum Abendessen abholte, war ich hungrig und ziemlich erschöpft. Ich hatte tagsüber kaum etwas gegessen. Wir gingen zum Italiener und ich bedauerte einen Moment lang, mir nicht doch etwas wirklich Schickes zum Anziehen gekauft zu haben. Ich hoffte nur, Tobias trotzdem zu gefallen. Wir erzählten uns, wie wir den Tag verbracht hatten und Tobias erwähnte, am Morgen Melissa besucht zu haben. "Sie war furchtbar erschrocken über den Brand und lässt dich ganz herzlich grüßen."
    Die Tatsache, dass ich in nächster Zeit bei Ruth wohnen würde, fand er beruhigend. Das Haus war gut gesichert und verfügte über eine Alarmanlage. Allerdings machte er sich Sorgen um Melissa: "Es liegt doch auf der Hand, wie gefährdet auch sie ist. Dieser alte Kasten, in dem sie wohnt, hat nicht etwa nur Schwachstellen, der ist eine einzige Schwachstelle! Da kann jedes Kind mit Hilfe einer Nagelfeile einbrechen. Sie braucht dringend Personenschutz."
    Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, wie wohl Melissa und Tobias früher zueinander gestanden haben mochten. Daher sprach ich Tobias ganz direkt drauf an. Seine Antwort fiel sehr ausführlich aus, fast schien es als hätte er nur auf eine Gelegenheit gewartet, endlich darüber sprechen zu können.
    "Als wir uns kennenlernten, war ich 23 und sie gerade mal 15", sagte er. "Sie war für mich zunächst einmal nur eine von vielen Freundinnen meiner Schwester. Ich habe mich nie sonderlich um diese albernen Mädchen gekümmert. Aber ich merkte damals schon, dass Melissa anders war. Viel ernster als andere in ihrem Alter. Ich konnte natürlich unmöglich übersehen, wie hübsch sie war. Ich studierte zu der Zeit und kam nicht allzu oft nach Hause. Außerdem hatte ich eine Freundin, die vom Alter her zu mir passte, Melissa erschien mir viel zu jung. Aber als sie dann 18 war, da spielte der Altersunterschied auf einmal keine Rolle mehr. In dem Jahr fuhr ich mit meiner Familie in den Urlaub in unser Ferienhaus in Italien. Meine Eltern waren erstaunt und erfreut, als ich erklärte, mitkommen zu wollen. Auch Melissa kam mit und in diesem Urlaub wurden wir ein Paar. Es war nicht geplant, sondern ergab sich aus der Situation. Julia hatte sich einen feurigen Italiener geangelt, worüber meine Eltern tief beunruhigt waren. Sie beknieten mich, ich solle auf meine Schwester aufpassen und über diesen Auftrag war ich alles andere als erfreut. Schließlich haben wir es so gelöst, dass Melissa und ich die Beiden so oft wie möglich begleiteten, als zweites Paar sozusagen. Wir haben uns auch ein bisschen wie ein Paar verhalten, um nicht wie Aufpasser zu wirken. Was als Spiel begann, wurde irgendwann Ernst. Es war ein schöner Sommer." Tobias schaute einen Moment lang verträumt vor sich hin.
    "Und wie ging es mit euch weiter?", ich bemühte mich, sachlich zu klingen.
    "Es ging nicht richtig weiter, aber es hörte auch nicht richtig auf." Tobias klang leicht resigniert. "Sie gab mir immer das Gefühl, sich nicht völlig auf mich einlassen zu wollen, fast so als wäre es für sie immer noch ein Spiel. Oft entzog sie sich mir einfach, schützte alles mögliche vor, um mich nicht treffen zu müssen. Dann war sie plötzlich wieder lieb und nett, ich wurde nie schlau aus ihr. Zeitweise kam es mir so vor als wollte sie mich nur nicht kränken, wäre aber froh, wenn ich sie in Ruhe ließe. Schließlich habe ich mich nach dem Urlaub auch etwas von ihr zurückgezogen. Ich wollte ihr Zeit lassen und sie nicht zu sehr bedrängen. Aber ich setzte all meine Hoffnungen auf den kommenden Sommer. Als meine Schwester mir sagte, Melissa würde nicht mit nach Italien fahren, habe ich das völlig falsch verstanden. Julia hat mir nämlich nicht verraten, dass sie es gewesen war, die sie ausgeladen hatte. Ich war sauer auf Melissa, weil ich annahm, sie würde mir auf eine feige Art ausweichen. Das habe ich ihr dann auch so geschrieben und kurz darauf kam Julia ums Leben. Alles andere war plötzlich unwichtig geworden. Leider habe ich dieses Missverständnis nie aufklären können."
    "Also ist es eine unerfüllte Liebe?"
    Wie ich diesen zickigen Unterton in meiner Stimme hasste! Zum Glück schien er Tobias nicht aufzufallen.
    "Das muss man wohl so sagen. Mich hat das sehr lange beschäftigt und durch die tragischen Umstände, die es unmöglich machten, mich mit ihr auszusprechen, wurde das Gefühl noch verstärkt."
    Auf einmal spürte ich eine bleierne Müdigkeit, ich

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