Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine tolle Zeit

Eine tolle Zeit

Titel: Eine tolle Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
Vom Netzwerk:
berührt sie höchst ungern. Es wird heller, und ihre Liege sieht aus, als schliefe dort noch jemand, obwohl sie doch leer ist, und sie bringt es nicht über sich, ihre Hand darauf zu legen, auch wenn ihr neues Leben davon abhinge.
    Sie steigt hinab, und ihr langer Rock macht ihr nichts aus, denn sie weiß sich darin zu bewegen.
    Suzaku führt sie vorbei an einem Wächter, der sie nicht sieht, und an einem Bauern mit geschwollenem Gesicht, der sich fast umbringt vor Husten und Spucken. Sie gehen über den Hof, und er ist von einem rosa Licht erfüllt, und sie sieht, daß die Sonne aufgegangen ist, und sie weiß, daß Bruce Marchant eben verblutet ist.
    Ein leerer Tourenwagen steht dort, laut im Leerlauf vibrierend, auf jemanden wartend; er hat riesige schlammbespritzte Räder mit Holzspeichen und einem Messingkühler, auf dem ›Simplex‹ steht. Aber Suzaku führt sie daran vorbei auf einen Misthaufen zu und verbeugt sich entschuldigend, und sie tritt durch eine Tür .«
    An der Bar hörte ich Erich zu den anderen sagen: »Wie rührend! Soll ich euch jetzt mal von meiner Operation erzählen?«
    Aber einen großen Lacher erzielte er damit nicht.
    »So kam Lilian Foster in die Veränderungswelt mit ihren stählernen Alpträumen und ihrem tödlichen Tem po und den tödlichen Anstrengungen. Ich war lebendiger als je zuvor, aber es war eine Art Leben, wie sie eine Leiche von ständigen elektrischen Schocks gewinnen mag, und ich konnte keinen Lebenssinn und auch keine Hoffnung finden, und Bruce Marchant schien ferner denn je.
    Dann, kaum sechs Stunden ist das her, kam ein Sol dat in schwarzer Uniform durch die Tür , und ich dachte: ›Das ist doch unmöglich, aber er sieht aus wie auf den Photos‹, und dann glaubte ich jemanden den Namen Bruce sagen zu hören, und dann brüllte er, als sei die ganze Welt sein Publikum, daß er Bruce Marchant sei, und da wußte ich, daß es eine Wiedererweckung jen seits aller Wiedererweckung gibt, eine wirkliche Wiederauferstehung. O Bruce …«
    Sie sah ihn an, und er weinte und lächelte, und all die junge Schönheit kam wieder in ihr Gesicht geströmt, und ich dachte: »Es müssen die Veränderungswinde sein, aber das geht doch nicht. Reiß dich zusammen, Greta, und sieh der Tatsache ins Gesicht – es gibt etwas, das größere Wunder bewirkt als die Veränderung.«
    Und sie fuhr fort: »Und dann erstarben die Veränderungswinde, als die Schlangen den Versorger auflösten oder die Geistermädchen ihn introvertierten und alle drei so schnell und lautlos verschwanden, daß auch Bruce es nicht bemerkte – das sind die besten Erklärungen, die ich zusammenbekomme, und ich würde sagen, eine davon stimmt. Jedenfalls erstarben die Veränderungswinde, und meine Vergangenheit und meine beiden Zukunftslinien verwandelten sich in etwas, das ich leicht auf mich nehmen konnte, denn ich habe jemand, der sie mit mir teilt, und ich habe endlich eine richtige Zukunft, die sich vor mir erstreckt, eine unbe kannte Zukunft, die ich schaffen werde, indem ich le be. Oh, seht ihr denn nicht, daß wir sie alle nun haben, die großartige Gelegenheit?«
    »Hussa für Sidneys Suffragetten und die Frauenbefreiung!« ließ Erich hochleben. »Beau, spielst du uns ein Potpourri aus ›Herz und Blumen‹ und ›Vorwärts, Christliche Soldaten‹? Ich bin gerührt, Lili. Wo müssen wir anderen uns anstellen zur Großen Liebesaffäre des Jahrhunderts?«

Das Jetzt ist eine ganz erträgliche Last. Was den Rücken krümmt, ist das zusätzliche Gewicht der Fehler der Vergangenheit und der Ängste vor der Zukunft. Ich musste es lernen, die Vordertür vor der Zukunft zu verschließen und die Hintertür vor dem Gestern und mich mit dem Hier und Jetzt einzurichten.
    ANONYM
     
12
Eine große Gelegenheit
     
    Niemand lachte über Erichs verquerem Sarkasmus. Trotzdem dachte ich: »Ja, ins Grab mit seinem hysterischen grauen Kopf, aber er hat halb recht – Lili hat eine große Sache laufen, und sie will sie uns anderen auf dem Tablett servieren, nur läßt sich Liebe nicht so aufbereiten und tranchieren.«
    Ihre Ideen über den Versorger waren dabei gar nicht mal übel, besonders die über die Geistermädchen als Verantwortliche für die Introversion – das erklärte, warum es kein Introversionstraining geben konnte, daß die Bemerkungen im Handbuch über das blaue Blitzen reine Täuscherei waren, und daß es durchaus unbemerkt bleiben konnte, wenn etwas ohne Bewegung oder Transition verschwindet – und ich nehme an, daß

Weitere Kostenlose Bücher