Eine tollkuehne Lady
fragte Ian und steckte den Brief an Lord Arthur in die Tasche seiner Weste.
Derek schüttelte den Kopf. „Vielleicht ist es am besten, Georgie nicht in Kenntnis davon zu setzen, wie schwer Gabriel verletzt ist. Sie macht sich auch so schon genug Vorwürfe. Zum Teil ist das meine Schuld. Als wir Janpur verließen, habe ich ihr das Leben nicht leicht gemacht. “ Er zögerte. „Würden Sie - ihr ausrichten, dass es mir leid tut, was ich gesagt habe? “
„Natürlich, Derek. Ich bin sicher, Ihre Schwester weiß, dass Sie sie lieben, was auch immer gesagt worden ist. “ Ian drückte dem erschöpften Soldaten die Schulter. „Versuchen Sie, sich nicht zu viele Sorgen zu machen. Ihr Bruder ist stark wie ein Pferd. Er wird durchhalten. Sie sollten sich ausruhen“, fügte er hinzu.
„Richtig“, erwiderte Derek mit einem energischen Nicken, doch als er tief Luft holte, klang es ein wenig unsicher. „Gute Reise, Lord Griffith. Grüßen Sie Georgiana von uns. “
9. Kapitel
London lag vor ihr, eine unbekannte, fremdartige Welt, verborgen in Dunkelheit und waberndem Nebel.
Als die Fregatte „Andromeda“ die dunkle Themse hinaufsegelte, lehnte Georgie an der Reling und starrte auf die Stadt, fest in einen braunen Wollumhang gehüllt. Die Dunkelheit der feuchten Nacht wurde durchbrochen von kleinen schimmernden Lichtem, die die Umrisse der aufragenden Gebäude erhellten, der großen Brücken, Kirchtürme und zahllosen Schiffe. Die Straßenlaternen warfen einen schwachen Schein in den Nebel. Irgendwo in der Dunkelheit schlug die volltönende Uhr einer Kathedrale die Stunde.
Zwei Uhr morgens.
Sie hatte Weihnachten auf See verbracht, und auch Ostern, und jetzt war das neue Jahr 1818 bereits weit fortgeschritten. Als sie das letzte Mal auf festem Boden gestanden hatte, war sie einer grauenhaften Szene entflohen. Sie schloss die Augen vor der noch immer lebhaften Erinnerung an die grausame Schlacht an den Docks von Bombay, und die endlosen Fragen, die ihr immerfort durch den Kopf gingen, bereiteten ihr Übelkeit. Waren ihre Brüder noch am Leben? Hatten sie den Kampf überlebt?
Jetzt war sie Tausende Meilen von zu Hause entfernt, ohne einen Penny in der Tasche und ohne etwas zu besitzen außer dem, was sie am Leib trug. Sie war nicht einmal sicher, ob die Behörden sie an Land gehen lassen würden, denn sie hatte keinen Pass, keine Reiseunterlagen, die den Zöllnern beweisen konnten, wer sie war. Für derlei Dinge war keine Zeit gewesen. Sie war knapp mit dem Leben davongekommen.
Der liebe alte Kapitän der „Andromeda“ hatte ihr gesagt, sie sollte sich keine Sorgen machen. Wenn sie die Speicher von „Knight Shipping“ erreicht hatten, würde ihr Cousin Jack vielleicht da sein und mit dem Hafenmeister alles regeln. Georgie vermutete, dass dies eine höfliche Umschreibung dafür war, dass Jack die Zöllner schlicht bestechen würde, um sicherzugehen, dass sie das Land betreten durfte. Georgie bezweifelte nicht, dass er das tun könnte - ihr Cousin, der gewiefte Geschäftsmann, hatte seine Methoden, Dinge zu erreichen - aber für sie gab es keinen Grund zu glauben, dass Jack sich überhaupt in England aufhielt.
Noch immer war sie von einer Angst erfüllt, die ihr einflüsterte, dass sie in dieser Stadt niemanden kannte und keine Ahnung hatte, wohin sie sich nach ihrer Ankunft wenden sollte. Ihre einzige Hoffnung ruhte auf ihren vornehmen Cousins, aber die hatte sie nie getroffen und wusste nicht, wo sie wohnten. Die Stadt erstreckte sich meilenweit am Fluss entlang, und ihr war nicht klar, wo sie nach ihnen suchen sollte. Aber selbst wenn sie durch irgendein Wunder Knight House fand, so würde es zweifellos als außerordentlich unhöflich gelten, mitten in der Nacht einfach vor der Tür zu stehen und zu behaupten, die Cousine aus Indien zu sein. Vermutlich würden sie den Konstabler rufen!
Ihre Aufregung wuchs, je länger sie das fremde Ufer betrachtete, das ganz in Dunkelheit getaucht war. Beide Flussufer waren dicht bebaut, mit einer endlosen Reihe von Docks und Märkten. Georgie fröstelte in dem kühlen nördlichen Klima, während das Schiff weiter das Wasser durchpflügte, vorüber an einem Lustgarten am südlichen Ufer der Themse.
Bunte Laternen erhellten farbenfrohe Pavillons, in denen Menschen sich amüsierten. Laute Musik vermengte sich mit den Stimmen Hunderter Gäste. Einer der Seeleute erklärte ihr, dass dieser belebte Ort Vauxhall hieß. Trotz der späten Stunde brachten Fährmänner noch immer
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