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Eine tollkuehne Lady

Titel: Eine tollkuehne Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaelen Foley
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hatte seinem langjährigen Diener gegenüber bereits angedeutet, dass Miss Knights Ankunft in London für seinen Haushalt etwas Besonderes bedeutete. Tooke hatte den Sinn seiner Worte sofort verstanden, wenn er auch etwas überrascht gewesen war - ihr bereits seit langer Zeit allein lebender Herr wollte heiraten! Und jetzt umschwirrte er Georgiana wie eine Glucke ihr Küken.
    „Oh, meine liebe, liebe, sehr liebe junge Dame, kann ich Ihnen wirklich überhaupt nichts bringen? Sind Sie hungrig, Madam? Haben Sie zu Abend gegessen? Vielleicht etwas heiße Schokolade?“
    Sie lachte entzückt über seinen herzlichen Empfang, lehnte aber dankend ab.
    Tooke nahm Georgies Antwort mit einer so tiefen Verbeugung entgegen, wie sie jedem Höfling gut zu Gesicht gestanden hätte, räumte ihren Umhang zusammen mit Ians weg und verließ dann eilig die Halle, damit die beiden allein sein konnten. Als Vorstand dieses eleganten und vornehmen Haushalts war er zu diskret, um die Nase zu rümpfen über diesen spätnächtlichen Besuch ohne jede Anstandsdame. Er wusste, sein Herr war ein Mann von Welt.    
    Doch konnte Tooke es nicht unterlassen, Ian mit einem kaum wahrnehmbaren Nicken mitzuteilen, dass er seine Wahl durchaus billigte.
    Ian seinerseits räusperte sich, ergriff den Leuchter, den Tooke ihnen hingestellt hatte, und geleitete Georgiana zum ersten Stock hinauf.
    Obwohl es nicht ganz so prachtvoll war wie Knight House, entsprach Ians Haus sowohl seinem hohen Rang als auch seinem erlesenen Geschmack. Die Repräsentationsräume in den ersten beiden Stockwerken waren so eingerichtet, wie es sich für einen Diplomaten gehörte, und boten durch ihre Größe und ihren Stil den idealen Rahmen, ausländische Würdenträger zu empfangen.
    Für den Alltag jedoch, das musste Ian zugeben, betonte die Größe in gewisser Weise auch die Leere. Das Haus war für große Empfänge eingerichtet, doch außer dem Personal war nur selten jemand hier.
    Als Kind, als Ians Vater der Marquess gewesen war, hatte er in aller Unschuld geglaubt, jeder würde so leben wie er und sein bester Freund Robert, in riesigen Häusern mit ummauerten, gepflegten Gärten, mit vergoldeten Decken, die dreißig Fuß hoch waren, umringt von Marmorbüsten aus der griechischen Antike.
    Zum Glück war er jetzt klüger. Schon vor langer Zeit hatte er begriffen, wie gesegnet sein Leben war, und die Verantwortung, die mit so vielen Privilegien einherging, nahm er sehr ernst.
    Nachdem er Georgiana an all dem Prunk der öffentlichen Räume vorübergeführt hatte, erreichten sie den dritten Stock und durchquerten die private Galerie. Der lange, schmale Raum verlief an der Rückseite des Hauses, und von dort aus konnte man in den Garten blicken.
    Der vordere Teil des Stockwerks war in zwei Teile geteilt, sodass zwei große und weitläufige Zimmerfluchten entstanden waren. Die eine gehörte Ian selbst, die andere der Dame des Hauses. Diese Hälfte war schon lange unbewohnt.
    Zu jeder Suite gehörten ein geräumiges Schlafzimmer, ein Wohnraum, ein riesiger Garderoben- und Ankleideraum sowie ein Alkoven zum Baden und ein Wasserklosett mit den modernsten Einrichtungen.
    Die beiden Bereiche grenzten natürlich aneinander für die üblichen ehelichen Besuche, während der Wohnraum an der Rückseite des Hauses für die ganze Familie gedacht war.
    Als er Georgiana durch den schmalen, langen Familiensalon begleitete, erinnerte er sich daran, wie seine Mutter hier gesessen hatte und seiner Schwester Maura das Nähen lehrte. Er erinnerte sich an seine Kinderzeit, als er bäuchlings auf dem blauen Teppich gelegen, mit der Katze gespielt und dabei versucht hatte, die lateinischen Passagen der Philosophie der Stoiker zu lernen, mit denen sein Vater ihn immer aufgezogen hatte. Währenddessen hatte er mit halbem Ohr den Klatschgeschichten seiner Mutter zugehört, die über die neuesten Eskapaden „dieser Frau“ erzählte, ihrer Nachbarin, der skandalösen Duchess of Hawkscliffe.
    Der ersten Georgiana.
    Seine Mutter hätte diese Verbindung nicht gutgeheißen. Seine Mutter hatte an kalte, würdevolle Ehen geglaubt, vor allem an unglückliche.
    Kein Wunder, dass es seine Mutter gewesen war, die sich bei ihm so sehr für Catherine eingesetzt hatte.
    Er nahm ihre Hände und zog Georgiana mit einem beruhigenden Lächeln mit sich ins Schlafzimmer. Dann verschloss er die Tür hinter all den alten Erinnerungen und verriegelte sie.
    Allmählich begann Georgie sich zu fragen, ob die Röte, die ihr vor

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