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Eine Tote im Arm

Eine Tote im Arm

Titel: Eine Tote im Arm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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saß vor mir und funkelte mich auf seine seltene Weise an, bis ich sein Büro
verließ und die Tür hinter mir zuschlug.

DRITTES KAPITEL
     
    I ch
fühlte den Wind auf meinem Gesicht und sah, wie die überreife volle Mondscheibe
langsam am Nachthimmel emporstieg. Dazu ertönte das majestätische Donnern des
Pazifischen Ozeans, der sich am Strand verströmte und dessen Wellen kalt
wirkten, kalt wie das Grab einer Jungfrau. Ich grinste bei der Erinnerung an
des Schauspielers bildhaft beschreibenden Satz düster vor mich hin. Dann ging
ich zu der hinter mir liegenden gedrungenen Silhouette von Marty Jennings
Strandhütte zurück.
    Sowohl
die Vorder- als auch die Hintertür waren verschlossen. Ich versuchte es daher
mit den Fenstern, bis ich eines an der Seite der Hütte fand, das mit einem
Quietschen dem festen Druck meiner Handflächen nachgab und sich öffnete. Danach
kletterte ich hinein, tastete mich an der Wand bis zu einem Lichtschalter und
schaltete ihn ein.
    Ich
befand mich in einem kleinen, vielleicht drei mal drei
Meter großen Raum, der von jemandem mit einer spartanischen Neigung zum nur
unbedingt Notwendigen unter Vermeidung jeglichen Flitterkrams eingerichtet
worden war. Die gesamte Einrichtung bestand aus einem großen, mit einem
ausgeblichenen roten Überzug recht schlampig bedeckten Bett und einer kleinen
Bastmatte daneben. Es war nicht gerade das, was irgendein heißblütiges Pärchen,
dank Marty Jennings, sich für seine heimlichen Wochenendfreuden an romantischer
Atmosphäre erträumte.
    Alles
war von einer dünnen Staubpatina überzogen: der Boden, der ausgetretene
Bettvorleger, ja sogar der verblichene Bettüberzug. Ich öffnete den
Wandschrank, um nichts weiter als noch mehr Staub zu entdecken. Das Ganze
begann gewissermaßen einem Pompeji des armen Mannes zu gleichen. Eine Spur
staubiger Fußabdrücke hinterlassend, begab ich mich in den Wohnraum.
    Drei
Korbstühle, die wie die Überbleibsel einer Entrümplungsaktion auf einer
rotchinesischen Kollektivfarm aussahen, noch ein paar alte Bastmatten sowie ein
kleiner an der Wand stehender Flaschenschrank bildeten das Mobiliar des
Wohnzimmers. Ich öffnete den Flaschenschrank und entdeckte fünf staubige
Schwenker und einen mit einem angebrochenen Rand sowie eine leere Ryeflasche im unteren Fach und daneben eine fast leere
Flasche Scotch.
    Einige
Augenblicke lang schloß ich meine Augen und versuchte, mir Giles und das
Mädchen mit dem lohfarbenen Haar in dieser miesen
Umgebung inmitten esoterischer Wonnen vorzustellen. Es gelang mir nicht, und
ich gab es auf. Als ich meine Augen wieder öffnete, starrten sie auf die
sauberen nackten Holzdielen des Fußbodens. Meine Augen gesellten sich
augenblicklich den soeben das Kriminal-Abc erlernt habenden Kollegen zu, schweiften scharf blickend über die staubigen Flaschen und Gläser,
die staubige Oberfläche des Flaschenschranks, die staubbedeckten Korbsessel —
um dann auf den nackten sauberen Fußboden zurückzukehren.
    Im
gleichen Augenblick, in dem ich mir eine Zigarette anzündete, wurde das
Geräusch eines sich im Schloß drehenden Schlüssels vernehmbar, und eine Sekunde
später öffnete sich die Vordertür. Ich fragte mich verdrießlich, was, zum
Kuckuck, wohl ein professioneller Einbrecher unter solchen Umständen tat, aber
dann war es schon zu spät, um sich noch den Kopf darüber zu zerbrechen.
    Zwei
Männer betraten das Wohnzimmer und blieben unmittelbar hinter der Schwelle
stehen, wobei sie mich mit dem ganzen Enthusiasmus von Gastgebern anstarrten,
die lange nach Beendigung ihrer Party ins Eßzimmer kommen und den letzten unerbetenen Gast dabei ertappen, wie er seine Initialen
in die Platte ihres echten Chippendale- Eßtischs einschneidet.
    Der
eine war ein kleiner kahlköpfiger Bursche, der aussah, als ob er auf der Stelle
an Unterernährung sterben würde. Seine wäßrigen grauen Augen standen in einer Weise vor, als müsse man jeden Augenblick mit
ihrem Herausspringen rechnen. Am ehesten erinnerte er mich an die älteste
Kröte, die ich je aus einem schlammigen Pfuhl hatte hüpfen sehen. Der Mann hieß
Nick Fessler, und was er auch für eine Kreatur sein mochte, irgendwie sah er
wesentlich widerlicher als diese Kröte aus. Einen Schritt hinter ihm, so als ob
er von einem bissigen Karrikaturisten hingesetzt
worden wäre, um Fesslers schwächliche Erscheinung betont lächerlich wirken zu
lassen, stand ein unförmig schwabbliger Riese von Mannsbild.
    Manchen
Leuten steht eine Portion gesundes

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