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Eine Tote im Arm

Eine Tote im Arm

Titel: Eine Tote im Arm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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keine Zeit. Wir müssen hier so rasch wie
möglich weg! Können Sie gehen ?«
    »Ich
werde Ihnen gleich Bescheid sagen, Süße«, brummte ich.
    Nach
den ersten Sekunden und nachdem das Zimmer nicht mehr schwankte und der
Fußboden sich mir nicht mehr im Winkel von fünfundvierzig Grad entgegenneigte,
war es nicht mehr ganz so schlimm. Sie ergriff meine Hand und zerrte mich zur
Schlafzimmertür, dann quer durch den Wohnraum und hinaus an den Strand. Ich
hielt einen Augenblick an, um meine Lunge mit der kühlen frischen Luft, die
über den Ozean wehte, zu füllen, aber sie zupfte mich ungeduldig an der Hand.
    »Wir
müssen uns beeilen !«
    »Warum?«
    »Bitte,
Mr. Holman !« In ihrer Stimme war ein Unterton von
Verzweiflung hörbar. »Wir haben keine Zeit für Erklärungen! Wir müssen uns
beeilen .«
    Fügsam
ließ ich mich von ihr über den Strand weg zur Straße und zu dem Hatz zerren, wo mein Wagen parkte. Als wir am Wagen angelangt waren, schob sie
mich auf den Vordersitz, bat mich um die Schlüssel und setzte sich, während ich
danach suchte, hinter das Steuer. Im nächsten Augenblick riß sie mir die
Schlüssel aus der Hand, ließ den Motor an und sauste los, als habe es sich um
einen Kontrollstop nach der ersten Hälfte des Indianapolisrennens gehandelt und ein Zeitgewinn von fünf
Sekunden im nächsten Abschnitt entschiede über den Sieg. Ich wurde vom
raketenartigen Anzug des Wagens gegen die Rücklehne gedrückt, dann bei einer
Linkskurve gegen die Tür geschleudert, wobei die Reifen nicht weniger schrill
kreischten wie das Entsetzen, daß sich meiner bemächtigte. Wir zogen zur Höhe
des steilen Hügels wie eine Düsenmaschine hoch, überquerten eine Kreuzung, als
sei sie überhaupt nicht vorhanden, machten eine weitere scharfe Linkskurve, bei
der ich erneut gegen die Tür bumste, und fuhren dann mit Vollgas ungefähr einen
weiteren halben Kilometer — dann trat sie auf die Bremse.
    Es
gab einen harten krachenden Laut, als mein Kopf gegen die Windschutzscheibe
schlug, während der Wagen abrupt hielt, so als würde sich der Kühler im
nächsten Augenblick in den Grund bohren. Dann wurde ich erneut gegen die
Sitzlehne geschleudert und starrte das Mädchen erbittert an.
    »Was
sind Sie eigentlich ?« fauchte ich. »Eine von diesen
Grand-Prix-Spinnern? Spezialformel China-Eins-Typ-Sterling-Moss oder so etwas
Ähnliches?«
    »Es
tut mir leid, Mr. Holman .« Sie lächelte mich freundlich an. »Aber es war lebenswichtig, von da unten
wegzukommen. Sehen Sie doch !« Sie wies nach unten, ich
folgte der Richtung, in die ihr dünner eleganter Finger wies, und erblickte die
Hütte, die auf dem weitläufigen Strand wie eine kleine Schachfigur wirkte,
beinahe siebzig Meter tief unterhalb der Straße.
    »Na
schön, die Hütte ist da«, brummte ich.
    »Bitte!«
Ihre Stimme war eine einzige sanft dahinfließende Bitte. »Beobachten Sie sie
für eine Weile, Mr. Holman .«
    »Selbstverständlich«,
knurrte ich. »Es geht nichts über ein bißchen gemütliches Strandhüttenbeobachten,
besonders unmittelbar nachdem mich jemand zusammengeschlagen...«
    Plötzlich,
ich hatte den Satz noch nicht beendet, löste sich die Hütte auf. Eine
Stichflamme schoß ungefähr dreißig Meter in die Höhe und spuckte mit geradezu
vulkanischer Begeisterung aus ihrem Inneren Trümmerteile in die Luft. Das
donnernde Krachen der Explosion erfüllte unsere Ohren, während der Wagen von
der gedämpften Wucht der Explosionswelle erschüttert wurde. Sobald die
donnernde Gewalt der Explosion sich zu verflüchtigen begann, ließ mein
chinesischer Engel erneut den Motor an, und der Wagen setzte sich — diesmal mit
normaler Geschwindigkeit — in Bewegung.
    Die
noch um meine Hand- und Fußgelenke geschlungenen abgeschnittenen Stricke
schienen sich in mein eiskaltes Fleisch wie einzubrennen, während mir die
Bedeutung der Explosion langsam so richtig zu Bewußtsein kam. Ich wandte langsam den Kopf und betrachtete das wie von einem
meisterhaften Künstler und Liebhaber weiblicher Schönheit gezeichnete Profil
neben mir. Ein Profil von geradezu zerbrechlicher Vollendung. Zerbrechlich?
Verdammt! Das Frauenzimmer hatte mir gerade das Leben gerettet.
    »Wie,
zum Kuckuck, haben Sie... ?«
    »Nicht
jetzt, Mr. Holman «, sagte sie rasch. »Wir werden
später Zeit haben, uns zu unterhalten, und dann werde ich Ihnen alles erzählen .«
    Wie
hätte ich mich mit einem Mädchen herumstreiten können, das mir gerade das Leben
gerettet hatte?
    Ich
ließ mich in meinen

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