Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Tote im Arm

Eine Tote im Arm

Titel: Eine Tote im Arm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
erwartete.
    Sie
erhob sich, ging auf mich zu und fuhr mir, als ich mein Glas ergriff, sanft mit
dem Zeigefinger ihrer freien Hand über die Verletzung auf meiner rechten Wange.
    »Armer
Rick«, sagte sie sanft, »tut es nicht schrecklich weh ?«
    »Es
reicht«, sagte ich und überlegte, warum ich, da wir uns schon mal in der Nacht
der abgedroschenen Phrasen befanden, mit der lieben Gewohnheit brechen sollte.
    »Dieser
Kerl, dieser Robut ist ein Tier, ein großes Tier !« Ein schwaches Glitzern wurde in ihren Augen sichtbar.
    »Und
verdammt schnell auf den Beinen«, sagte ich verdrossen.
    »Was
haben Sie mit ihm vor ?« Ihre Stimme klang plötzlich
bewegt. »Auf welche Weise werden Sie sich rächen, wenn Sie ihm das nächste Mal
begegnen ?« Jetzt war das Glitzern in ihren Augen
deutlich zu sehen. »Bitte sagen Sie es mir .«
    »Es
tut mir leid, Süße«, sagte ich freundlich, »aber wenn Sie sadistische Gelüste
befriedigen wollen — ohne mich .«
    Ihre
dünnen Augenbrauen hoben sich anmutig. »Ich bin von einem so lauteren Rick Holman überrascht. Das hätten Sie mir vorher sagen sollen,
dann hätte ich Sie nicht durch eine rechtzeitige Rettung aus der Hütte — bevor
sie in die Luft flog — beleidigt .«
    Ihre
Augen betrachteten mich sekundenlang voller Spott. »Aber nun ist es zu spät,
denn ich habe, wie Sie schon sagten, gerade Ihr Leben gerettet .«
    »Durchaus.«
Ich nickte langsam.
    »Ich
habe also Anrecht auf eine Belohnung ?« Ein spöttischer
Unterton wurde in ihrer Stimme hörbar. »Habe ich recht ?«
    »Was
wollen Sie als Belohnung ?«
    »Ich
möchte meine Belohnung auf der Stelle haben«, fuhr sie mich an. »Sie wird nicht
viel Zeit in Anspruch nehmen — sie brauchen bloß ganz still stehenzubleiben .«
    Sie
hob ihre rechte Hand ohne Eile und schlug mir dann mit dem Handrücken auf die
rechte Wange. Während sie ihren Arm erneut hob und meiner anderen Wange
dieselbe Behandlung angedeihen ließ, hefteten sich ihre Augen mit einem
hungrigen, krankhaften Blick auf mein Gesicht. Auch wenn sich ihr Gewicht in
keiner Weise mit dem des Fettsacks vergleichen ließ, so legte sie doch alle
Kraft, deren sie fähig war, in ihre Schläge; und es schmerzte wahnsinnig, als
sie das ohnehin aufgeschürfte und geschwollene Fleisch traf.
    Danach
trat sie schwer atmend einen Schritt zurück und schloß langsam die Augen.
    »Schlagen
Sie mich«, forderte sie mich mit gedämpfter Stimme auf.
    »Bleiben
Sie, wo der Pfeffer wächst !« antwortete ich.
    »Schlagen
Sie mich !« wiederholte sie mit wilder Ungeduld in
ihrer Stimme. »Verdammt noch mal, Holman , ich habe
gesagt, sie sollen mich schlagen !«
    Plötzlich
weiteten sich ihre Augen. Ein aufziehender Sturm von Lust und Wut wurde in
ihnen sichtbar. Dann ballte sie ihre kleine Faust und holte aus. Ihr Schlag
traf mich — wenn es je eine Nacht gab, die speziell für Holman geschaffen worden war, so war es diese — mitten auf der empfindlichen Stelle unmittelbar
unter meinem Brustkasten. Im Bruchteil einer Sekunde erfüllten weißglühende
Feuer mein Inneres und begannen, mir jede klare Überlegung zu rauben. Ohne
weiter zu überlegen — dazu war der Schmerz viel zu intensiv —
, holte ich mit einer Reflexbewegung aus. Meine Faust traf sie an der
Kinnspitze, brachte sie aus dem Gleichgewicht und warf sie bewußtlos rücklings zu Boden.
    Mein
Glas mit dem frisch eingegossenen Rye hielt ich noch
immer fest mit der anderen Hand umklammert.
    Ungefähr
im selben Augenblick, als ich mein Glas ausgetrunken hatte, öffnete Betty Wong
ihre Augen. Einen Augenblick starrte sie mich ausdruckslos an, dann breitete
sich eine plötzliche Wärme über den saphirblauen Tiefen aus.
    »Sie
haben mich geschlagen !« So wie sie das sagte, klang es
wie das größte Kompliment, daß sie einem Mann machen
konnte.
    »Sie
haben mich zuerst geschlagen. Und genau dahin, wohin der Fettsack geschlagen
hat«, sagte ich abwehrend.
    »Hat
es weh getan ?« Ihre Stimme klang sehnsüchtig und auch
erwartungsvoll.
    »Und
wie...« Ich zuckte hilflos die Schultern. »Was für ein seltsamer Typ Nudel
unter den chinesischen Glücksnudeln sind Sie eigentlich ?«
    Sie
setzte sich auf und tastete vorsichtig an ihr Kinn. »Es tut weh«, verkündete
sie plötzlich mit ungeheurer Befriedigung. »Morgen früh werde ich eine große
Schwellung am Kinn haben — Sie Rohling !«
    »Legen
Sie es ein paar Tage in die Schlinge !« fuhr ich sie
an.
    »Rohling !« wiederholte sie voller Zuneigung.
    Ich
reichte ihr die Hand

Weitere Kostenlose Bücher