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Eine Tote im Arm

Eine Tote im Arm

Titel: Eine Tote im Arm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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für einen Augenblick. »Ich wünschte, dieser Robut hätte noch härter zugeschlagen! Ich wünschte, Sie
wären tot! Ich würde bei Ihrer Beerdigung lachen, auf Ihrem Grab tanzen und
ordinäre Bemerkungen auf Ihren Grabstein kritzeln; das würde ich tun! Ich
wollte, er hätte Ihnen den Kopf bis in den Brustkorb gewichst, daß man statt
Ihres Halses nur noch Haare sähe! Dann könnten Sie nicht sehen, wohin Sie
gehen, und ich würde Sie geradewegs auf die höchste Spitze der Palisades führen! Ich wollte... O verdammt, erzählen Sie
Ihre Geschichte weiter !«
    »Die
ganze Nacht ?« fragte ich unschuldig.
    Sie
bewegte in ohnmächtiger Wut ein paar Sekunden lang die Schultern. »Ja«, sagte sie
mit erstickter Stimme, »die ganze Nacht .«
    Ich
leerte mein Glas und hielt es ihr gemächlich hin. »Ich kann es nicht ausstehen,
wenn mir mitten im aufregendsten Teil der Erzählung der Hals trocken wird !«
    Hilda
stand mit steinernem Gesicht auf, riß mir das Glas aus der Hand und trug es zum
Barschrank. Und nicht jedermann bekam eine wirklich zorngeladene weibliche
Gestalt mit diesen Rundungen zu sehen, überlegte ich. Sie kam mit dem frisch
eingeschenkten Glas zurück, drückte es mir in die ausgestreckte Hand und wandte
sich wieder ihrem japanischen Stühlchen zu.
    »Süße«,
sagte ich sanft, »Sie wollen doch sicher nicht, daß ich fortgesetzt meine
Stimme strapazieren muß und womöglich eine Kehlkopfentzündung bekomme, mitten
im spannendsten...«
    Sie
ließ sich auf die Couch plumpsen, und zwar so weit wie möglich von mir
entfernt.
    »Süße?«
Ich lächelte und tätschelte auf den leeren Platz unmittelbar neben mir.
    Ich
hörte einen erstickten Laut, als sie näher rutschte, bis ihre Hüfte die meine
berührte. »Frosch im Hals ?« erkundigte ich mich
mitfühlend.
    » Mistvieh in meiner Wohnung!« Sie wies mir mit einem
Vampirlächeln die Zähne. »Wissen Sie was, Rick ?«
    »Was,
Süße?« Ich seufzte beglückt, als ich den plötzlichen Druck ihrer warmen
Schenkel gegen die meinen spürte.
    »Das
ist das erstemal , daß ich mir irgendein Leiden
wünsche«, vertraute sie mir mit spröder Stimme an, »etwas höchst Ansteckendes —
und Unheilbares !«
    »Da
waren sie also«, sagte ich schnell, »und sausten durch die Nacht zu diesem ins
dunkle Ungewisse führenden Rendezvous...« Es schien eine verteufelt lange Zeit
in Anspruch zu nehmen, bis ich in der Darstellung der Ereignisse bis zu dem
Punkt gelangt war, an dem ich Dixies Leiche im
Schrank gefunden hatte, aber Hilda Jones war offensichtlich innerlich völlig
von der Schilderung gefangengenommen, denn sie saß beinahe die ganze Zeit über
neben mir und sagte kein Wort, abgesehen von kurzen Bekundungen des Interesses
wie »Lassen Sie das!« oder »Nehmen Sie Ihre Hand da weg!« und einem
gelegentlichen »Hören Sie auf, Sie Mistvieh !«
    Ich
seufzte schwer. »Ich weiß nicht, wie lange ich besinnungslos war, aber als ich
schließlich zu mir kam und«, das fiel mir gerade noch rechtzeitig ein, »die
Schmerzen in meinem Kopf überwunden hatte — qualvolle Schmerzen, ehrlich gesagt
— , stellte ich fest, daß der Täter natürlich verschwunden war. Und Dixies Leiche war ebenfalls verschwunden .«
    »Dieser
pfeifende Laut war ein Hinweis, nicht wahr ?« sagte sie
forsch.
    »Klar,
es war Robut . Wer sonst ?« sagte ich. »Fessler war vielleicht mit dabei. Sie waren gekommen, um die Leiche
abzuholen und sie zu ihrem endgültigen Ruheplatz zu schaffen, nehme ich an .«
    Hilda
schauderte leicht. »Der Gedanke ist gar nicht angenehm !«
    »Dann
denken Sie nicht daran, Süße«, sagte ich gütig und brachte die nächsten zwei
Sekunden damit zu, meine Hand von dort zurückzuholen, wohin sie geschleudert
worden war, kurz nachdem ich mitfühlend Hildas Oberschenkel getätschelt hatte.
    »Der
pfeifende Laut, den Giles angeblich gehört hatte, als er die Strandhütte
verlassen hatte«, sagte sie, so als ob meine Hand niemals existiert hätte, »der
stammte wohl von Robut ?«
    »Vermutlich«,
sagte ich.
    »Glauben
Sie, daß Giles recht hat? Daß vielleicht Fessler und Robut sie umgebracht haben ?«
    »Ich
weiß es nicht«, gab ich zu. »Möglich ist es .«
    »Was
wollen Sie jetzt tun ?«
    »Das
möchte ich lieber nicht beantworten, weil Sie mir sonst vielleicht eine
Körperverletzung zufügen werden«, sagte ich vorsichtig.
    »Nun
ja«, sagte sie mit zufriedener Stimme, »zumindest hat die Geschichte nicht die ganze
Nacht gedauert. Oder? Ich meine, jetzt ist es erst halb drei

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