Eine Tote im Arm
Uhr morgens, und
so haben Sie noch eine Menge Zeit, um nach Hause zu gehen und zu schlafen !«
»Die
Abmachung hatte nichts mit diesem Zeitfaktor zu tun, und das wissen Sie auch ganz
genau«, knurrte ich.
»Gute
Nacht, Rick.« Sie stand auf und betrachtete mich mit einem an triumphierendes
Grinsen gemahnenden Ausdruck auf dem Gesicht. »Ich begleite Sie bis zur Tür .«
»Sie
werden mich dorthin tragen müssen, Süße .« Ich bleckte
die Zähne.
»Das
werde ich die Polizei besorgen lassen«, sagte sie leichthin. »Ich brauche nur
laut zu schreien — nur einmal, und...«
»Ihre
Freundin in der Wohnung nebenan?« Ich nickte müde. »Na schön, ich gebe mich
geschlagen .«
Ich
stand von der Couch auf und strebte der Wohnungstür zu, ohne den Blick
plötzlicher ungläubiger Überraschung auf ihrem Gesicht zu beachten. Als ich bei
der Tür angelangt war, blieb ich stehen und blickte flüchtig zurück.
»Danke
für die Drinks, den Beistand und so weiter, Hilda. Wir sehen uns ja wohl wieder
einmal ?«
Sie
lachte kurz. »Ich gebe es ungern zu, aber ich hätte nicht im Traum gedacht, daß
ich Sie so leicht loswerden würde .«
»Ein Holman hat seinen Stolz«, sagte ich. »Wenn Sie nicht
wollen, daß ich die Nacht über hierbleibe — ich bin nicht der Typ, der trotzdem
darauf dringt .«
»Oh!«
Sie schien für meine angeborene Noblesse nicht die geringste Dankbarkeit zu
empfinden.
»Das
wäre es also .« Ich lächelte ihr erneut zu. »Es ist ein
Jammer, daß Sie einfach nicht neugierig sind .«
»Wovon
reden Sie eigentlich ?« Sie betrachtete mich
stirnrunzelnd.
»Vom
Ende der Geschichte«, sagte ich. »Nun werden Sie sie nicht hören, aber da es
für Sie nicht wichtig ist, spielt das keine Rolle .«
»Sind
Sie übergeschnappt ?« krächzte sie. »Ich habe das Ende
doch bereits gehört !«
»Wieso ?« sagte ich. »Ich habe es ja nicht erzählt .«
»Aber
ich...« Hilda hielt plötzlich inne, und in ihren Augen dämmerte eine Erkenntnis
auf. »Sie meinen, wie sich das Ganze aufgeklärt hat ?«
»Ganz
recht .«
»Aber
Sie kommen doch zurück, Rick, und erzählen es mir, Rick, nicht ?« Ihr Lächeln hatte etwas entschieden Betörendes.
Ich
lächelte ebenso betörend zurück. »Nein.«
»Warum
nicht?«
»Weil
ich fühle, wenn ich nicht erwünscht bin«, sagte ich fest.
»Aber
ich möchte wissen, wie alles war !«
»Klar,
Sie wollen das Ende der Geschichte hören .« Ich nickte
traurig. »Aber mich wollen Sie nicht .«
Das
betörende Lächeln wurde matter und verschwand völlig, während sie dastand und
mich eine Weile betrachtete. »Und wenn ich sagen würde, ich will Sie doch«,
bemerkte sie mit finsterer und frostiger Stimme, »dann würden Sie sagen...«
»-beweisen
Sie es«, sagten wir unisono.
Sie
nickte langsam. »Eben.«
»Bis
später, Hilda«, murmelte ich und wandte mich erneut der Tür zu.
Ich
war schon halbwegs auf dem Korridor draußen, und meine Nervenenden vibrierten
bereits, als ich ihre Stimme endlich sagen hörte: »Okay, Rick. Eins zu Null für Sie. Zum Kuckuck mit Ihren Dackelaugen!«
Ich
kehrte schnell zurück und schloß die Tür hinter mir, nachdem ich das Wohnzimmer
wieder betreten hatte. Als ich mich umwandte, war der schwarze Morgenrock von
ihren Schultern geglitten und flatterte sacht zu Boden. Das weiße Höschen saß
eng um die runden, glatten Hüften, und die Spitzen umgaben mit aufreizendem
Nachdruck das obere Ende ihrer Schenkel. Die schneeweißen Rundungen ihrer
vollen Brust bildeten einen atemberaubenden Kontrast zu der tiefen Bräune ihrer
Schultern und ihrer Taille.
Einen
geradezu entnervenden Augenblick lang verspürte ich plötzlich schmerzhafte
Gewissensbisse. »Sie müssen nicht, Süße«, murmelte ich. »Ich erzähle Ihnen auch
so, wie die Sache ausgeht .«
Wieder
erschien plötzlich das betörende Lächeln auf ihren Lippen. »Sie sind so
ziemlich der naivste Verführer, den ich je kennengelernt habe, Rick !« Ihre Stimme klang zärtlich, trotz ihrer Worte. »Sie
glauben doch nicht im Ernst, der einzige Grund, weshalb ich all dies tue, ist
der, daß ich das Ende der Geschichte hören möchte ?« Sie gluckste vor Lachen. »Damit würde ich wohl zum Wunschtraum eines
Bibliothekars, was ?«
Dann,
lange Zeit später, als wir zusammen im Dunkeln lagen und meine Hand träumerisch
über ihre gerundete Hüfte und ihre Schenkel bis beinahe zum Knie
entlangstrichen, flüsterte sie: »Rick ?«
»Hm?«
»Der
Teil in der Geschichte, in dem Betty Wong dir dein Leben
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