Eine Traumrolle fuer Madison
konzentrieren.
Kein Zweifel, er hatte "Hauptdarstellerin" gesagt.
"Nun mach doch endlich den Umschlag auf, Madison", sagte Edgar ungeduldig.
Sie gehorchte mit bebenden Fingern. Ihr Onkel hatte Recht gehabt. Sie zog eine Visitenkarte heraus, auf die in goldenen Buchstaben der Name "Gideon Byrne" und eine Telefonnummer gedruckt waren. Mehr nicht. Der Regisseur legte anscheinend großen Wert auf seine Privatsphäre.
Madison schnitt ein Gesicht. "Hier steht aber nicht, dass ich ihn anrufen soll."
"Sieh auf der Rückseite nach."
Sie drehte die Karte um, und dort stand mit schwarzer Tinte geschrieben: "Sei nicht dumm, Madison, und ruf mich an!"
Es gab keine Unterschrift, aber die war auch nicht nötig.
Madison wusste auch so, wer der Verfasser war. Nur Gideon Byrne konnte einfallen, sie zu beleidigen und ihr gleichzeitig einen Befehl zu erteilen. Und natürlich erwartete er, dass sie auch sofort gehorchte.
"Sei nicht dumm", hatte er geschrieben. Anscheinend hatte er gemerkt, dass sie ihn zutiefst verabscheute, und er dachte, sie würde sich weigern, mit ihm Probeaufnahmen zu machen.
Was sollte sie jetzt tun? Sich von ihren persönlichen
Gefühlen leiten lassen und auf die Hauptrolle in einem Byrne-Film verzichten, nur weil sie den Regisseur nicht ausstehen konnte?
Madison McGuire ist tatsächlich dumm, dachte Gideon
ärgerlich. Er lag im Bett, blickte starr an die Decke und hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Vor fast genau
vierundzwanzig Stunden hatte er Edgar die Visitenkarte gegeben, und Madison hatte sich immer noch nicht gemeldet.
Er hatte ja gewusst, wie starrsinnig sie sein konnte, aber er hatte nicht geglaubt, dass sie sich diese Chance entgehen lassen würde.
Was sollte er jetzt mache n?
Er war so glücklich darüber gewesen, endlich seine
Rosemary gefunden zu haben, dass er seiner Assistentin Claire Christian alles über Madison erzählt hatte. Und jetzt stand er vor dem Nichts.
Aber, verdammt noch mal, er wollte unbedingt, dass Madison die Rosemary spielte. Und deshalb würde ihm nichts anderes übrig bleiben, als sich noch einmal mit ihr in Verbindung zu setzen - etwas, das ihm absolut gegen den Strich ging. Er hatte es nicht nötig, jemand hinterherzulaufen.
Zur Hölle mit Madison McGuire!
Plötzlich klingelte das Telefon neben ihm auf dem
Nachttisch. Er blickte auf die Uhr. Halb neun. Wer, zum Teufel…?
Natürlich. Das konnte nur Madison sein.
Gideon nahm den Hörer ab und meldete sich mit "Guten Morgen". Er fühlte sich gleich viel besser. So wie es aussah, musste er nun doch nicht die Initiative ergreifen.
"Guten Morgen. Ich weiß, es ist noch ziemlich früh, aber ich rufe wegen der Probeaufnahmen an", sagte Madison kurz angebunden.
Und du hasst jede Sekunde unseres Gesprächs, dachte
Gideon. Er lächelte amüsiert. Deswegen auch dieser Anruf in aller Frühe. Madison wollte den Pakt mit dem Teufel so schnell wie möglich besiegeln. Aber wenigstens hatte er sich in ihr nicht getäuscht. Sie war also doch nicht dumm…
"Heute Mittag, zwölf Uhr. Passt dir das?" fragte er und überrumpelte sie damit völlig.
Er hörte, wie sie tief durchatmete, und es dauerte einen Augenblick, bis sie ihre Fassung wiedergewonnen hatte. "Ja, kein Problem. Edgar fährt heute sowieso nach London, dann kann er mich gleich mitnehmen."
Gideon runzelte die Stirn. Edgar! Dieser Mann entwickelte sich langsam zur Landplage! "Wie schön für euch. Bis um zwölf dann."
"Du hast mir noch gar nicht gesagt, wohin ich kommen soll."
"Edgar weiß, wo ich zu finden bin", antwortete er aufgebracht. "Und übrigens, ich hasse Leute, die zu spät kommen!" Wütend legte er auf.
Verdammt noch mal, was war bloß los mit ihm? Er hätte sich doch eigentlich freuen müssen, dass Madison sich gemeldet hatte. Aber nein, er war immer noch genauso unzufrieden wie vor ihrem Anruf.
Edgar! Es war allein Edgars Schuld.
Er war immer an Madisons Seite. Überall, wo sie war,
tauchte auch er auf. Es musste schon etwas Besonderes sein, das die beiden verband…
Schluss jetzt, dachte Gideon energisch, ich muss mich
zusammenreißen. Es war das Beste, Madison und vor allem Edgar aus seinen Gedanken zu verbannen. Es sollte ihm doch egal sein, wie die beiden zueinander standen - für ihn war nur wichtig, ob Madison als Schauspielerin seinen Ansprüchen genügte oder nicht. Jetzt galt es erst einmal, seine Crew für die Probeaufnahmen zusammenzutrommeln. Und danach würde er mit absoluter Sicherheit wissen, ob er seine
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