Eine Traumrolle fuer Madison
meines richtigen Vaters hat mich überhaupt nicht interessiert. Malcom McGuire hat für mich von Geburt an gesorgt und mich nie spüren lassen, dass ich nicht sein Sohn bin. Ich verdanke ihm sehr viel. Aber erst heute, als ich dich zum ersten Mal sah, wurde mir klar, dass mir etwas in meinem Leben gefehlt hat: nämlich du."
Gideon kniff die Augen zusammen. "Und jetzt folgt eine bühnenreife Familienzusammenführung mit Umarmungen und Tränen?"
"Was hast du denn gedacht?" fragte Jonny gespielt ernst und hob schon einmal die Arme.
Gideon begann zu lachen. "Du hast mich überzeugt. Du bist mein Bruder. Spott liegt bei uns in der Familie."
"Tatsächlich? Und ich habe mich immer gefragt, woher ich das wohl habe."
Gideon wurde wieder ernst. "Was machen wir jetzt? Gut, du bist mein Bruder. Aber…"
"Aber du weißt nicht, ob du bereit bist, auch meine Mutter zu akzeptieren."
Jonny hatte ins Schwarze getroffen. Gideon konnte sich mit dem Gedanken anfreunden, einen Bruder zu haben. Aber der hatte eine Mutter namens Susan Delaney - und diese Frau verabscheute Gideon zutiefst.
"Und was ist mit meiner Schwester?"
Gideon blickte Jonny fragend an. "Was soll mit ihr sein?"
"Sag du es mir."
"Madison soll die Hauptrolle in meinem nächsten Film spielen."
"Das weiß ich. Aber bleibt es auch dabei? Du hast ihr vorhin deutlich zu verstehen gegeben, dass du sie zum Teufel
wünschst."
Gideon atmete tief durch. Sein Bruder hatte Recht. Was sollte er mit Madison machen?
Er hatte sich diese Frage schon die ganze Zeit gestellt, und die Antwort war eigentlich ganz einfach: Er wollte sie bis zur völligen Erschöpfung lieben! Nur stand das jetzt leider nicht mehr zur Debatte.
"Ich dachte, du wolltest mir von meinem Vater… und deiner Mutter erzählen", sagte er schließlich ausweichend.
Einen Augenblick lang glaubte Gideon schon, sein Bruder würde sich so einfach nicht abspeisen lassen, doch dann zuckte Jonny die Schultern. "Aber du musst versprechen, mich nicht zu unterbrechen."
Gideon nickte widerwillig. Doch dieses Versprechen war nur sehr schwer zu halten, denn das, was Jonny erzählte, war geradezu unglaublich.
Als Gideons Vater Susan Delaney vor dreißig Jahren bei Dreharbeiten kennen gelernt hatte, war sie bereits eine bekannte Schauspielerin gewesen. John Byrne hatte sich sofort
unsterblich in sie verliebt, aber sie hatte ihn immer wieder abgewiesen. Sie war streng katholisch, und für sie war es eine Todsünde, sich mit einem verheirateten Mann einzulassen.
Also hatte es für Gideons Vater nur eine Möglichkeit
gegeben: die Scheidung. Er war sich sicher gewesen, dass Susan Delaney dann seine Liebe erwidern würde. Doch da hatte er sich gründlich geirrt. Für die Schauspielerin war John Byrne immer noch tabu, denn eine Scheidung war für sie ebenso wenig akzeptabel.
Und das konnte Gideons Vater nicht verwinden. Seine Liebe wurde zur Besessenheit. Er schickte ihr jeden Tag Blumen, stellte ihr nach und machte ihr Szenen, wenn sie mit einem anderen Mann auch nur etwas länger sprach.
Das Schlimmste jedoch war, dass Susan Delaney ihn liebte.
Wenn die Umstände anders gewesen wären, hätte sie nur zu gern eingewilligt, seine Frau zu werden. Aber so gab es für ihre Liebe keine Chance.
An diesem Punkt unterbrach Gideon seinen Bruder. "Ich glaube dir kein Wort! Deine Mutter hat doch alles beschönigt, damit sie am Ende nicht als…"
"Nein, Gideon", antwortete Jonny ruhig. "Du kannst Edgar fragen, er wird es bestätigen."
"Ein toller Ratschlag", sagte Gideon verächtlich. "Auch Edgar ist in deine Mutter verliebt gewesen. Natürlich wird er ihre Geschichte bestätigen."
"Stimmt. Aber sie ist eben eine sehr attraktive Frau - das war sie damals, und das ist sie auch heute noch. Ich finde, dass Madison ihr sehr ähnlich sieht, oder?" Er warf Gideon einen amüsierten Blick zu.
Gideon funkelte ihn böse an. "Leider."
Jonny seufzte. "Du machst es mir ganz schön schwer. Meine Mutter ist eine warmherzige und liebenswerte Frau. Ich weiß, das willst du nicht hören, aber es stimmt."
"Sie hat eine Affäre mit einem verheirateten Mann gehabt."
"Nein." Jonny schüttelte nachdrücklich den Kopf. "Sie hat ihn geliebt, und das machte alles noch viel schwerer. Nein zu jemand zu sagen, den man liebt, ist beinahe unmöglich…"
"Deine Existenz, Bruderherz, beweist doch wohl ohne Zweifel, dass sie irgendwann einmal Ja gesagt haben muss."
"Meine Mutter gibt ja zu, dass sie einen Fehler gemacht hat.
Sie hat einen Augenblick
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