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Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eschbach Andreas
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mochten durchaus die Meinung vertreten, Stéphane fische in ihren Gewässern.
    Er entdeckte niemanden. Während er mit dem Feldstecher die Überreste des Strandes absuchte, schwelgte sein Gedächtnis in Erinnerungen: Damals, im Frühling, hatten sich halb nackte, hübsch gebräunte Mädchen auf dem goldenen Sand geaalt …
    Er seufzte und verjagte die verwirrenden Gedanken. Der Fang war heute außerordentlich gut gewesen, kein Grund also, sich wie Elodie nostalgischen Gefühlen hinzugeben. Er wollte noch nicht einmal an sie denken. Auf Backbord biss gerade wieder ein Fisch an. Stéphane, der unter der bleiernen Sonne schwitzte, begann die Leine einzuholen.
    Die glühende Sonne verbrannte ihre nackten, zerknitterten Arme. Elodie hätte nicht aus dem Haus gehen und den ganzen Weg von der Stadt bis hierher mit dem Fahrrad zurücklegen dürfen. Wenn Stéphane sie bei seiner Rückkehr hier vorfand, würde er sich bestimmt aufregen und sie ausschelten. Aber sie konnte einfach nicht allein zu Hause bleiben; sie wurde verrückt in den beiden voll gestopften Zimmern, wo sie die Kinder der Ökosylanten eine Etage tiefer weinen, die Frau stöhnen und den längst betrunkenen Mann schreien hörte. Außerdem machte sie sich Sorgen um Stéphane, der schon im Morgengrauen mit seinem alten Boot aufgebrochen war. Er hatte ihr geschworen, nicht zu weit hinauszufahren. Aber schließlich hatte er eine Gruppe Merlans ausfindig gemacht.
    Elodie sah zu den grauen, nackten Inseln hinüber, die aussahen wie die Rücken im Wasser untergetauchter Drachen. Dort drüben wohnten immer noch Leute, und sie verteidigten ihr Land und ihre Fischgründe mit Fallen und Schüssen. »Fahr nicht hin«, hatte sie gebettelt. »Wenn man dich dort entdeckt, wirst du getötet.« Aber Stéphane wollte auf keinen Fall klein beigeben. »Ich fahre dorthin, wo der Fisch ist. Und hör endlich auf, dir Sorgen zu machen. Mich wird schon niemand sehen.«
    Früher, so erinnerte sich Elodie, war eine der Inseln eine durch zwei lange Dämme mit dem Festland verbundene Halbinsel gewesen. Zwischen den Dämmen waren die Salzfelder. Auf dem schmaleren Damm war die so genannte Salzstraße verlaufen, die gerne von Touristen besucht wurde. Auf dem breiteren Damm hatte es ganze Dörfer, Ferienhäuser, Hotels, Bars, Campingplätze und sogar eine Pferderennbahn gegeben. Und lange, lange Strände, die im Sommer schwarz vor Menschen gewesen waren. Doch all das war längst fort – verschlungen von einem ständig ansteigenden Meer. Hier und da widerstanden ein paar weiß gebleichte Baumleichen den Wellen und drohten mit ihren kahlen Ästen wie anklagende Finger in den Himmel hinauf.
    Scheppernder Motorenlärm riss Elodie unsanft aus ihren Betrachtungen. Ein Auto brauste mit hoher Geschwindigkeit aus Richtung eines der halb versunkenen Stadtviertel über die Strandpromenade. Es war ein verrosteter Pick-up, ein typisches Ökosylanten-Auto. Hastig sah sich Elodie nach einem Versteck um, aber es war zu spät. Auf der Brücke war sie weithin sichtbar. Ans Geländer gelehnt, blieb sie unbeweglich und mit pochendem Herzen stehen. Was würden sie ihr antun? Sie ausrauben? Sie hatte nichts bei sich als die alten Klamotten, die sie am Leib trug. Sie vergewaltigen? Dazu war sie zu alt. Sie töten? Die Ökosylanten respektierten nichts und niemanden. Sie bereitete sich auf das Schlimmste vor.
    Mit kreischenden Bremsen kam der Pick-up unmittelbar vor ihr in einer Staubwolke zum Stehen. Es roch nach schlecht raffiniertem Ethanol. Die Beifahrerscheibe wurde heruntergekurbelt, und ein unrasiertes Gesicht kam zum Vorschein. Sie erkannte es sofort.
    »Heda, Alte, was zum Teufel machst du … Aber das ist ja Elodie!«
    Es war Fredo, der Ökosylant, der mit seiner jammernden Frau und drei Kindern im Erdgeschoss wohnte. Er war schmutzig, dürr, hatte blutunterlaufene Augen und war vermutlich betrunken, wie eigentlich immer. Er wandte sich an den Fahrer des Wagens und sagte ein paar Worte, die Elodie nicht verstand. Sie warf einen Blick auf die Ladefläche. Dort stapelten sich alte Möbel, Küchengeräte und eine Menge Krempel, der sicher aus geplünderten Häusern stammte.
    »Was suchst du denn hier, Elodie?«, fragte Fredo mit teigiger Stimme.
    »Ich warte auf Stéphane«, antwortete sie vorsichtig. »Er ist fischen gefahren.«
    »Fischen? Ist er verrückt? Sie haben einen Wahnsinns-Orkan angekündigt. Komm, steig ein, wir bringen dich nach Hause.«
    »Ein Orkan?«
    »Ja, sie warnen schon die ganze Zeit

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