Eine Trillion Euro
widerstehen können? Und Elodie? Wie mochte es ihr gehen? Inzwischen glaubte er nicht mehr, sie auf der Insel wirklich gesehen zu haben. Sicher war es eine Sinnestäuschung gewesen. Vielleicht auch jemand anderes, der eine ähnliche Jacke trug …
Als Stéphane sich über Bord beugte, um seinen Plastikeimer auf den schwankenden Anleger zu stellen, fiel ihm ein Gegenstand auf, der vom schlammig trüben Wasser gegen den Bootsrumpf gespült wurde. Etwas Buntes … Er griff nach dem Bootshaken, spießte es auf und zog es aus dem Wasser.
Es war eine Strickjacke aus knallblau-apfelgrüner synthetischer Wolle.
Elia Barceló
Lassen Sie uns nach diesem Blick in eine Zukunft, die uns erbarmungslosen Naturgewalten preisgibt, einen anderen Blick tun in eine andere Zukunft, in eine, in der wir die Dinge im Griff haben. Ist das erfreulicher? Nicht unbedingt, wie uns Elia Barceló in ihrer Geschichte zeigt. Es mag so weit kommen, dass wir ein wenig zu viele Dinge ein wenig zu gut im Griff haben, und das birgt wieder ganz eigene Schrecken – schrecklichere vielleicht sogar als die, die in einer chaotischen Welt offen zu Tage treten …
Elia Barceló gilt in Spanien schlicht und einfach als ›Grande Dame der Science-Fiction‹ und als eine der besten Science-Fiction-Schriftstellerinnen des Landes. Dass sie in dieser Anthologie vertreten sein musste, war eines der wenigen Dinge, die vom ersten Augenblick an feststanden.
Doch sie ist nicht nur eine hervorragende Schriftstellerin, sie ist außerdem eine ehrfurchteinflößend vorbildliche Europäerin. Geboren 1957 in Alicante, studierte sie Anglistik in Valencia und Hispanistik in ihrer Geburtsstadt, um ihren Doktor schließlich in – Innsbruck zu machen. Seit 1981 lebt und arbeitet sie in Tirol, lehrt am Institut für Romanistik der Universität Innsbruck spanische Literatur, Landeskunde und creative writing. Und sie spricht die fünf wichtigsten Sprachen Europas – Englisch, Französisch, Spanisch, Deutsch und Italienisch – so hervorragend, dass man als Uneingeweihter praktisch nicht erraten kann, welches davon ihre Muttersprache ist.
Elia Barceló begann Anfang der Achtzigerjahre zu schreiben, Science-Fiction-Erzählungen zunächst und Romane, später auch Krimis, Jugendromane und Romane des mainstream. Mittlerweile kann sie auf die Veröffentlichung von 12 Büchern und über dreißig Erzählungen in Zeitschriften und Anthologien zurückblicken, und das in Argentinien, Belgien, China, Deutschland, Frankreich, Italien, Mexiko, Spanien und den USA. In den Jahren 1994 und 1995 schrieb sie außerdem regelmäßig für die spanische Tageszeitung El País. Aus der Liste der literarischen Preise, Auszeichnungen und Ehrungen seien nur folgende genannt: 1991 erhielt sie den von der Spanischen Gesellschaft für Fantasy und Science Fiction vergebenen Premio Ignotus für ihre Erzählung La estrella. 1993 gewann sie den ersten Preis des internationalen SF-Wettbewerbs der Universidad Politécnica de Cataluña für ihren Roman El mundo de Yarek. Sie war zweimal Ehrengast des ›Hispacon‹, der alljährlich stattfindenden SF-Convention Spaniens, das erste Mal 1992 in Cádiz, das zweite Mal 1999 in Santiago de Compostela. 1997 wurde ihr Jugendroman El caso del artista cruel mit dem Premio EDEBE ausgezeichnet.
Und ihr internationaler Erfolg setzt sich fort: Ihr jüngster Roman El secreto del orfebre (›Das Geheimnis des Goldschmieds‹) erscheint im Jahr 2004 sowohl in Deutschland als auch in Holland.
International ist auch der Blickwinkel ihrer nachfolgenden Geschichte. Sie handelt von dem alten Traum, mit den Erfahrungen eines zu Ende gehenden Lebens noch einmal von vorn beginnen zu können – selbst wenn das hieße, ein anderes Leben einfach zu kaufen …
Tausend Euro, ein Leben
von Elia Barceló
Allmählich erhellte das Licht der Morgendämmerung die grünblauen Sonnendächer und verlieh dem Raum die Atmosphäre einer Unterwasserhöhle. Bei jedem klack, mit dem der Zeiger der Wanduhr um eine weitere Minute vorrückte, zuckten die beiden zusammen und blickten wie überrascht im Raum umher, um dann von neuem den Blick in den wohltuenden Landschaften, die die Wände zierten, zu verlieren.
Beide trugen den hellblauen Morgenmantel der europäischen Krankenhausinstitutionen, beide hatten dunkle Haut – er mehr als sie –, und beide standen offensichtlich unter einer fast unerträglichen Anspannung. Sie rutschten in ihren Plastikstühlen hin und her und sahen jedes
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