Eine Trillion Euro
oder zu sehen. Als wäre Frau Jansson nicht schon unheimlich genug zumute, erschien jetzt auf dem bleichen Kindergesicht ein töricht entzücktes Lächeln. Was gab es da in einem leeren, verschneiten Garten oder auf einem ausgestorbenen Straßenstück, worüber man lächeln konnte?
Hätte Frau Jansson ihre Strickarbeit hingelegt, um zu ihrer Nichte zu gehen und ihr tief in die Augen zu schauen, sie hätte auf dem Grund bunte, leuchtende Blitze gesehen, den Widerschein des glücklichen Tanzes der Erfüllung Funken sprühender, leuchtender Insekten. Aber die Frau klickte nur mit den Stricknadeln und seufzte wieder einmal sehr traurig. Unbegreiflich, dass irgendjemand zu solchem Leid verurteilt war. Aber vielleicht wartete das arme Kind noch immer auf das größte Feuerwerk aller Zeiten, das der Vater ihr zum Fest ihres vierten Geburtstags versprochen hatte.
Leo Lukas
Die äußere Erscheinung eines Menschen erlaubt, wie wir gerade gesehen haben, nicht immer zuverlässige Rückschlüsse auf dessen inneres Erleben. In der folgenden Geschichte von Leo Lukas dreht es sich um das entgegengesetzte Phänomen: dass einem auch das innere Erleben nicht immer verlässliche Auskunft gibt über das, was außerhalb von uns selbst vor sich geht.
Irren ist menschlich, mit anderen Worten – dass sich daran etwas ändern könnte, ist auch in den kühnsten Visionen nicht in Sicht. Im Gegenteil …
Leo Lukas wurde 1959 in der West Steiermark geboren und musste nach der Matura 1977 erst einmal fünf Monate in einer Lungenheilanstalt verbringen, weil der Schularzt vergessen hatte, ihn gegen Tuberkulose zu impfen. Ein weiterer Irrtum war das anschließende Theologiestudium in Graz, das Leo Lukas schließlich abbrach, um sich journalistischer und künstlerischer Tätigkeit zu widmen. Dies tut er seither unverdrossen, zeitweise in München, Havanna und Edinburgh, inzwischen aber bevorzugt in Wien, trotz zweier Ehen, aus denen zwei Töchter entsprangen und die zu zwei Scheidungen führten. Seit 1978 ergießt sich ein unerschöpflicher Strom von Glossen, Reportagen, Kommentaren und ähnlichem in diverse Zeitungen und Zeitschriften. Ebenfalls seit 1978 macht er Kabarett, unter anderem mit oder für Werner Brix, Annette Giesriegl, Severin Groebner, Josef Hader, Reni Hofmüller, Karl Ferdinand Kratzl, Berndt Luef, Jörg Maurer, Thomas Maurer, ›Menubeln‹, Ludwig Müller, Christian Muthspiel, Simon Pichler, Irene S. Mike Supancic, Achim Tang, Rudi Widerhofer, Christoph Wundrak usw. usf. und ist heute aus dieser Szene nicht mehr wegzudenken. 1988, 89 und 90 wurden Programme, an denen er maßgeblich beteiligt war, mit dem von ORF, ARD und SRC verliehenen Kabarettpreis ›Salzburger Stier‹ ausgezeichnet. Seit 1988 schreibt er auch Theaterstücke und Musicals, zuletzt ›Schwejk‹ (Orpheum, Graz) und ›Lara und Luki‹ (Raimundtheater, Wien); 2002 wurden ›Einmal Eden Einfach‹ (Musical Güssing) und ›Panda Panda‹ (Kabarett Niedermair, Wien) uraufgeführt. Ferner führte Leo Lukas bisweilen Regie, unter anderem für die ›Drehleier‹, München, ›theater mit horizont‹, Wien, und die ›Vereinigten Bühnen Graz‹.
Daneben schreibt er Romane. 1998 erschien aus seiner Feder mit Wiener Blut der erste Shadowrun-Roman aus Österreich und über Wiener Lebensart, der immerhin für den Deutschen Science-Fiction-Preis nominiert und inzwischen zweimal neu aufgelegt wurde. 2000 gelang ihm mit dem von Gerhard Haderer illustrierten Roman Jörgi, der Drachentöter, einer bissigen Satire auf die österreichische Politik, ein veritabler Bestseller, das 2001 mit dem Goldenen Buch ausgezeichnet wurde. Science-Fiction-Freunden jedoch ist Leo Lukas in erster Linie dadurch bekannt geworden, dass er seit einigen Jahren zum Autorenstamm der Perry Rhodan-Serie gehört, die ihm überaus originelle und eigenwillige Folgen verdankt.
Ganz ohne Zweifel ist Leo Lukas in erster Linie Komödiant. Dass er sich dankenswerterweise nebenbei mit Science-Fiction befasst, bringt eine erfreuliche Note in dieses bisweilen zu verbissenem Ernst und ausgesprochener Humorlosigkeit neigende Genre. Wie kann man Witze machen, wenn die Sonne in wenigen Milliarden Jahren erlischt? Vom großen, unausweichlichen Kollaps des gesamten Universums dereinst ganz zu schweigen. Leo Lukas zeigt uns, wie. Und dass manchmal zu lachen das Einzige ist, was einem übrig bleibt – auch und gerade vor solchen Aussichten. Und sei es nur, weil es lachhaft ist, wie wir uns schrecken lassen von
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