Eine Trillion Euro
können, sogar mit Geldscheinen aus dem letzten Jahrhundert, mit deutschen Mark, französischen Francs, britischen Pfund …
Vielleicht kann ich eines Tages meine halbe Trillion umtauschen. Und vielleicht hört eines Tages Steffs Geist auf, in dieser entsetzlichen Stadt herumzuspuken. Dann hätte ich endlich keinen Grund mehr, zu bleiben.
Michael Marrak
Kann man solchen Albträumen entkommen? Oder sollte man sich besser beizeiten den Strick geben? Oder vielleicht, da es hier um Science-Fiction geht, eine Hightech-Version davon? Michael Marrak, Spezialist für Düsteres, Abseitiges und den Horror, der unter trügerischen Oberflächen lauert, gibt uns hierauf eine überraschende Antwort.
Geboren 1965 in Weikersheim, besuchte Michael Marrak nach abgeschlossener Ausbildung zum Großhandelskaufmann von 1988 bis 1991 das Berufskolleg für angewandte Grafik in Stuttgart. 1997 hängte er den Grafiker-Job an den Nagel und beschloss, sich als freier Schriftsteller und Illustrator durchzuschlagen. Seit Ende 2001 lebt er in Hildesheim bei Hannover.
Seine erste Geschichte schrieb Michael Marrak 1980, zwei Wochen, nachdem er auf dem Fahrrad von einem Citroen über den Haufen gefahren worden war. Heute stuft er dieses ›Charterflug zur Hölle‹ betitelte Werk als ›literarischen Unfall‹ ein und hält es sorgsam unter Verschluss. Aber er beließ es nicht dabei, sondern schrieb weiter, bis es ihm 1990 gelang, seine erste Erzählung zu veröffentlichen.
Seitdem hat er über drei Dutzend Erzählungen und zahllose Illustrationen in Magazinen und Taschenbuchanthologien im In- und Ausland publiziert, unter anderem in China. Von 1993 bis 1996 gab er das phantastische Story & Art-Magazin Zimmerit heraus, in dessen Rahmen 1996 seine erste Sammlung von SF- und Horror-Stories mit dem Titel Grabwelt und 1997 das groteske SF-Theaterstück Am Ende der Beißzeit erschien. Von 1998 -1999 war er Mitherausgeber der Schriftenreihe Maldoror und der Phantastik-Anthologien Der agnostische Saal 1 und 2.
Michael Marraks erster Roman Die Stadt der Klage erschien 1997 in der Wiener Edition Mono – »ein üppiges Höllengemälde voll grotesker und absurder Eigenheiten als moderne Version der Dante’schen Hölle, eine imposante Schöpfung des Unbewussten, die den Leser im einen Moment vor den Kopf stößt und, im nächsten tiefes Grauen verspüren lässt«, heißt es in einer Rezension. Mit Die Stille nach dem Ton folgte 1998 eine Sammlung düsterer SF-Novellen.
In der deutschen Science-Fiction-Szene längst ein Begriff, ja, eine Kultfigur, schaffte Michael Marrak den endgültigen Durchbruch Ende 2000 mit seinem Roman Lord Gamma, der ein Jahr später sowohl den Kurd Lasswitz-Preis als auch den Deutschen Phantastik-Award in der Kategorie ›Bester deutschsprachiger SF-Roman des Jahres 2000‹ gewann. Im Herbst 2003 erschien das Buch in Frankreich, von der Kritik als ›meisterhaft geschrieben‹ und ›mit einer quasi kinematographischen Kraft‹ daherkommend gelobt. Marraks jüngster Roman, Imagon, eine von H.P. Lovecrafts Eider Gods-Mythos inspirierte Erzählung, erschien 2002.
Michael Marrak ist nicht nur ohne Zweifel einer der begabtesten und wortgewaltigsten Autoren der heutigen deutschen Science-Fiction, er kann auch vorweisen, was vielen anderen empfindlich fehlt: eine eigenständige Stimme. In seinen Werken vermischt sich Science-Fiction mit Fantastik, Horror und alten Mythen zu einer ebenso unverkennbaren wie unnachahmlichen Mischung. Er liebt Ausflüge ins Groteske oder Surreale, scheut kein Experiment und lässt in den unerwartetsten Momenten einen lakonischen, bisweilen kauzigen Humor aufscheinen. Seine Erzählungen sind bevölkert von bizarren Wesen und dämonischen Gestalten, spielen in düsteren Städten, Brutstädten urbaner Albträume, und man kann sich nie sichersein, ob hinter der nächsten Ecke ein namenloser Schrecken lauert, eine zum Brüllen komische Szene – oder irgendetwas absolut Konsternierendes.
Wir sollten also auf alles gefasst sein, wenn wir in der nun folgenden Geschichte einem Mann folgen, der eine Abkürzung sucht …
Die Ausgesetzten
von Michael Marrak
Ron Van Arsdall kannte eine Abkürzung.
Sie führte von der Landstraße, die Charbonat und St. Yavin miteinander verband, durch eine mannshohe Ginsterhecke hinaus aufs freie Feld. Nach zweihundert Metern durchbrach Van Arsdalls Wagen die Einfriedung eines Landguts, durchquerte das Freigehege einer Straußenfarm und rammte zwei Red Necks. Ohne die
Weitere Kostenlose Bücher