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Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eschbach Andreas
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Steuerung!«
    »Was ist das nur für ein teuflischer Krieg!«, murmelte der Mann, während er seinen Stuhl räumte.
    Vogelnik sah ihn scharf an. »Da mögen Sie wohl Recht haben, Herr Leutnant. Teuflisch ist der richtige Ausdruck.«
    Im Himmel über der Wüste bekämpften sich die geisterhaften Frauen und die geflügelten Dämonen mit ohrenbetäubendem Lärm in einem wahren Strudel von Schnäbeln und klauenbewehrten Händen. Die Armee der Gespenster war nur noch wenige Schritte entfernt. Da betätigte Vogelnik den Knopf, der den Poliploiden den Angriff befahl.
    2       1990: Die Hersteller der Brutkästen
    Die Presseagentur Worldwide Press hatte ihren Sitz in Washington, neunhundert Meter Luftlinie vom Weißen Haus entfernt, in einem anspruchsvoll gestalteten, zwölfgeschossigen Bau mit getönten Fensterscheiben und üppigem Goldschmuck. Das Innere des Gebäudes allerdings bot mit Ausnahme der Empfangshalle nicht die geringste Eleganz. Die einzelnen Stockwerke hatten ziemlich niedrige Decken, und die Großraumbüros wurden durch karge, höchstens einen Meter hohe Metallgestelle unterteilt. Das eigentliche Machtzentrum der ›Agentur der Agenturen‹ – so nannten einige Enthusiasten die Institution – befand sich in einigen plumpen Glaskäfigen. Die Gründer von Worldwide hatten vermutlich eine ganz bestimmte Vorstellung von Befehlsgewalt gehabt, die auf jeden Fall Flitter und Zierrat ausschloss.
    »Das ist ja vielleicht witzig«, lachte Enrico Saura. Er saß in einem der Käfige. »Schau dir mal den Titel des National Examiner an: › Saddam quält Hunde und Katzen‹. Da müssen wir uns wirklich geschlagen geben.«
    Saura, ein junger italienischer Journalist, war für ein Praktikum bei der Worldwide abgestellt worden. In seiner Heimat hatte er sich bereits einen Namen gemacht, aber hier galt er als blutiger Anfänger. Sheila Davis, die Leiterin der Abteilung Public Affairs, hatte ihn wegen seines ansprechenden Äußeren und seinem unterschwelligen Sexappeal zu ihrem persönlichen Assistenten erkoren. Noch besser hätte ihr gefallen, wenn er ein wenig größer gewesen wäre, aber schließlich kann man nicht alles haben.
    Die Frau stützte sich in einer ungewollt schmachtenden Pose auf die Rückenlehne ihres Sessels, lächelte nachsichtig und schüttelte den Kopf.
    »Die Schlagzeile ist zwar genial, aber wir halten noch immer den Rekord. Du bist noch nicht lange hier und weißt bestimmte Dinge einfach noch nicht. Zum Beispiel haben wir, als Reagan seine Probleme mit Nicaragua hatte, die Nachricht verbreitet, die sandinistische Regierung habe die einzige Synagoge des Landes verbrannt und damit den ersten Schritt in Richtung einer antisemitischen Haltung vollzogen. Jede Zeitung in den Vereinigten Staaten hat die Schlagzeile übernommen. Ein paar Neonazi-Gruppen haben daraufhin sogar die Fronten gewechselt und für Managua Partei ergriffen.«
    »Ja und?«
    Sheila Davis’ samtige Augen glitzerten vor Schadenfreude.
    »In Nicaragua hat es nie eine Synagoge gegeben. Die wenigen Juden im Land kann man beinahe an einer Hand abzählen, und einer von ihnen war sogar Minister in der sandinistischen Regierung.«
    Enrico Saura lachte so laut, dass ihn einige der Angestellten von Worldwide Press selbst jenseits der undurchsichtigen Glasscheiben hörten und an ihren Schreibtischen die Köpfe hoben. Das Lachen kam zwar von Herzen; trotzdem übertrieb Saura, um die Aufmerksamkeit der Frau auf sich zu lenken.
    Sheila Davis schüttelte ihre lange, dunkle Mähne und gab sich streng. »Schon gut, Enrico, lass uns nicht abschweifen. Unsere Arbeit kann zwar von Zeit zu Zeit recht unterhaltsam sein, aber im Augenblick haben wir hier eher das entgegengesetzte Problem. Von wem stammt der Bericht im National Examiner?«
    Saura riss sich zusammen. »Steht leider nicht dabei. Meiner Meinung nach ist die Geschichte von vorne bis hinten erfunden. Könnte von einer kleinen Agentur in Umlauf gebracht worden sein.«
    »Dann interessiert er uns nicht weiter. Das State Department hat verfügt, dass wir ausschließlich Nachrichten von zugelassenen Agenturen weiter verbreiten – allen voran von Hull & Knoltown.«
    Saura breitete die Arme aus.
    »Von denen kommt aber heute Morgen wirklich nichts Brauchbares. Kinderkram, der in spätestens einer Stunde wieder in Vergessenheit gerät. Wir haben Glück, dass Saddam Hussein aus dem Einerlei hervorsticht.«
    Sheila Davis runzelte die Stirn.
    »Reich mir mal die Unterlagen rüber«, sagte sie und

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