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Eine unbegabte Frau

Eine unbegabte Frau

Titel: Eine unbegabte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burgess
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vielleicht ein Banditenführer hier in der Gegend oder eine kommunistische Gruppe Wind von den Fremden bekommen, die in der Nähe kampierten, und hatten diesen Jungen geschickt, um Näheres zu erfahren? Sicher hatten sie ihm eine kleine Belohnung versprochen. Sie beobachtete ihn, solange sie ihn über die Hänge klettern sah, dann eilte sie zur Höhle zurück. Die anderen hörten ihren Bericht niedergeschlagen an. Da es schon spät am Nachmittag war, sagte sie: »Wir müssen morgen ganz in der Frühe fort und ein neues Versteck suchen.«
    Beim ersten Morgenlicht drängte sie, die Höhle zu verlassen, aber die anderen trödelten noch immer, der Aufbruch zögerte sich hin. Die alte Dame wollte überhaupt nicht gehen und protestierte. Die Arztfrau mußte erst ihr Kleines an die Brust legen. Die Frau des Evangelisten suchte langsam ihre Siebensachen zusammen. Schließlich riß Gladys die Geduld.
    »Also gut«, sagte sie, »dann gehe ich voraus und warte am Ende des Hochtals auf euch. Bitte, beeilt euch nun.« Sie zeigte in die Richtung, die sie zu nehmen gedachte, und machte sich mit Thimothy auf den Weg. Sie wußte, daß ihr Fortgehen die übrigen zur Eile antreiben würde; weder der Doktor noch der Evangelist besaß irgendwelche Führereigenschaften. Sie erreichte mit Thimothy das Ende des Tales, dort kletterten sie noch eine kleine Anhöhe hinauf. Als sich der Blick über den Grat öffnete, sah Gladys, vor Schreck erstarrt, über die Breite des Tales ausgeschwärmt und gerade auf sie zukommend, eine kleine Gruppe von Reitern. Für Gladys war sofort klar: die suchten nach ihr und den Leuten, die mit ihr waren. Schnell befahl sie Thimothy: »Lauf zurück und sage den anderen, daß sie dem Tal in der entgegengesetzten Richtung folgen sollen. Sage ihnen, sie sollen so weit wie möglich gehen und sich dann verstecken.«
    Thimothys Augen blickten sie erschrocken an: »Und du?« fragte er ängstlich.
    »Wenn sie mich haben, werden sie wohl zufrieden sein«, antwortete sie. Der kleine Kerl zögerte noch. »Nun los! Tu, was ich dir sage, Thimothy!«
    Sie blickte ihm nach, wie er das Tal hinab zurücklief, dann wandte sie sich den Reitern zu und ging ihnen einfach entgegen. Auf Rufweite herangekommen, legte sie die Hände an den Mund und schrie ihnen zu: »Falls ihr mich suchen solltet — hier bin ich.«
    Sie wußte, daß die Kommunisten meistens erst schossen und dann hinterher nachsahen, wen sie erwischt hatten. Sie fühlte keine Furcht mehr, eher Ärger, daß sie von einem jungen Idioten mit einem Eierkorb verraten worden waren.
    Der Wind trug ihre Stimme gut, und gleich darauf zeigte der Führer der Reiter mit der Hand zu ihr hinauf und zwang sein Pferd erst zum Trab, dann zum Galopp hangaufwärts, und jetzt erst sah sie verwundert, daß es ein Offizier der Nationalarmee war. Als er sein Pferd ein paar Meter vor ihr in einer Wolke von Staub und mit stampfenden Hufen zum Halten brachte, ihm die Zügel über den Kopf warf, sich aus dem Sattel schwang und auf sie zulief, erkannte sie — Linnan!
    Einen Augenblick lag sie in seinen Armen. Dann erzählte er ihr erregt, was geschehen war — wie er überall in der Umgebung der Stadt die Leute aufgefordert hatte, nach ihr zu forschen und sich eine Belohnung abzuholen, wenn sie etwas über Ai-weh-dehs Verbleib wußten. Der Bauernbursche hatte ihm die heiß erwünschte Information gebracht.
    Sie gingen miteinander zur Höhle, wo sie die Heine Gesellschaft im Aufbruch fanden; alle standen nun um Gladys und Linnan herum und lachten und scherzten in der plötzlichen großen Erleichterung. Linnan konnte ihnen einen genauen Lagebericht geben: überall flackerte noch der Kampf — es war zunächst sicherer, in der Höhle zu bleiben. Er würde von Zeit zu Zeit einen Boten mit Lebensmitteln heraufschicken und ihnen Bescheid geben, wenn die Situation es erlaubte, nach Tsechow oder Yang Cheng zurückzukehren. Um diese beiden Städte wurde noch wild und erbittert gerungen. Und tatsächlich sahen Gladys und die Kinder oft, wenn sie in den nächsten drei Wochen einen Felsen in der Nähe hinaufkletterten, weit hinten über den Bergen japanische Flugzeuge, die sich auf Tsechow hinunterstürzten. Schließlich aber waren es doch die Japaner, die weichen mußten, und als Gladys mit den Ihren nach Tsechow zurückkehrte, war die Stadt noch immer fest in chinesischen Händen.

13. Kapitel

    Wie sie erwartet hatte, konnte Gladys, als sie den Berggrat erreichte, den Rauch der japanischen Biwakfeuer unter

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