Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine unbeliebte Frau

Titel: Eine unbeliebte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
Vom Netzwerk:
begrüßte Barbara Conrady, eine energische, sommersprossige Person mit einem sympathischen Grübchengesicht.
    »Es geht um den Samstag vor vierzehn Tagen«, erklärte er. »Sie waren am frühen Nachmittag bei Isabel Kerstner, und ich hätte gerne gewusst, was Sie von ihr wollten.«
    »Das kann ich Ihnen sagen«, sagte Frau Conrady. »Ich habe im April von Kampmann ein Dressurpferd gekauft. Er hatte es schon ein paar Monate im Stall, und Isabel hat es geritten. Das Pferd gefiel mir gut, aber Kampmann wollte sehr viel Geld haben.«
    »Wie viel?«
    »Achtzigtausend Euro.«
    Bodenstein war beeindruckt. »Das ist eine Menge Geld.«
    »Das Pferd war kerngesund, zehn Jahre alt, hatte Erfolge bis St. Georg«, fuhr Barbara Conrady fort. »Eigentlich passte der Preis. Ich ritt ihn ein paarmal, und irgendwann wurden wir handelseinig. Kurz nachdem ich das Pferd gekauft habe,verletzte es sich, und ich konnte es nicht mit aufs Turnier nehmen. Das ist eine Sache, die eben passieren kann. Anfang Juni war wieder alles o. k., und ich meldete erneut ein Turnier. Am Abend vorher legte sich das Pferd angeblich in der Box fest und war wieder lahm.«
    Sie machte eine Pause und trank einen Schluck Wasser.
    »Danach fuhr ich in den Urlaub. Kampmann sollte das Pferd solange reiten, aber als ich wiederkam und mich auf mein Pferd setzte, war es kaum noch reitbar. Ich bekam Streit mit Kampmann und sagte ihm auf den Kopf zu, er habe das Pferd nicht wie vereinbart geritten, sondern nur longiert. Dafür gab es jede Menge Zeugen, aber die hatten natürlich Angst, es sich mit Kampmann zu verscherzen, und wollten deshalb nicht namentlich genannt werden. Da wurde ich sauer und rief den Vorbesitzer des Pferdes an. Der sagte mir dann nach einigem Hin und Her, er habe das Pferd verkauft, weil es auf Turnieren überhaupt nicht mehr zu reiten sei. Schon beim Verladen gäbe es Probleme, und im Viereck hätte es nur noch auf den Hinterbeinen gestanden«, Barbara Conrady verzog das Gesicht. »Er hatte das Pferd für dreitausend Euro an Kampmann als Lehrpferd verkauft!«
    »Glatter Betrug«, bemerkte Bodenstein. »Was haben Sie gemacht?«
    »Kampmann stritt ab, davon gewusst zu haben«, erwiderte die Frau, »er behauptete, er habe selbst sehr viel Geld für das Pferd bezahlt. Ich fragte seine Frau, aber die tat ahnungslos. Dann kam ich auf die Idee, mit Isabel zu sprechen. Sie und Kampmann waren ja dicke Freunde. Aber Isabel wich mir immer aus. Am Samstag erwischte ich sie dann zu Hause und fragte sie, warum sie nie mit dem Pferd aufs Turnier gegangen wäre.«
    »Schaut mal!«, rief Thordis in diesem Moment und deutete aufgeregt auf den Fernseher. »Das ist doch Hans Peter!«
    Alle drei wandten sich um und verfolgten den Bericht im Fernsehen bei n-tv. Ein Reporter, der vor dem Polizeipräsidium in Frankfurt stand, berichtete ausführlich über die Zusammenhänge zwischen der Insolvenz der JagoPharm, dem Selbstmord von Oberstaatsanwalt Hardenbach, der Verhaftung von Hans Peter Jagoda und den Erpressungsvorwürfen gegen ihn.
    »Das darf doch nicht wahr sein!« Barbara Conrady schüttelte schockiert den Lockenkopf. Bodenstein wandte sich wieder ab.
    »Sie scheinen nicht sehr überrascht zu sein«, stellte Thordis fest und sah Bodenstein scharf an. Der zuckte nur die Schultern und grinste.
    »Wahnsinn«, Barbara Conrady schüttelte den Kopf, »dabei hat Jagoda immer einen so seriösen Eindruck gemacht.«
    »Gab es am Neuen Markt auch nur eine seriöse Firma?«, Thordis grinste. »Jedenfalls werden wir Hans Peter wohl eine Weile nicht sehen.«
    »So an die zehn Jahre sicherlich nicht mehr«, bestätigte Bodenstein, aber dann fiel ihm ein, weshalb er hier saß.
    »Was hat Isabel denn nun zu Ihnen gesagt?«, fragte er deshalb.
    »Sie gab zu, dass mit dem Pferd nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sei«, erwiderte Frau Conrady. »Ich wollte Genaueres wissen. Da sagte sie, ich solle noch ein paar Tage Geduld haben. Das war's.«
    »Und was sagt Kampmann dazu?«
    »Gar nichts«, Frau Conrady lächelte bitter. »Gekauft ist gekauft. Ich hoffte ja, dass ich ihn durch Isabel wenigstens dazu hätte bringen können, mir einen Teil des Kaufpreises rückzuerstatten, aber das hat sich jetzt ja erledigt.«
     
    Im Bad Sodener Krankenhaus hatte man Kerstner mittlerweile auf eine normale Station verlegt. Bodenstein betrat die Station 23 und klopfte an die Tür des Zimmers 14. Kerstner sah unter seinem Kopfverband noch ziemlich blass aus, aber er lächelte matt, als er

Weitere Kostenlose Bücher