Eine undankbare Frau
noch abkühlen muss.
Er ist mit Mandeln und Puderzucker belegt.
Und dann machen wir es uns gemütlich, wir beide, du und ich.
Als er nach seinem langen Marsch endlich zu Hause ankam, seine Hand war vom Tragen des schweren Zehnliterkanisters ganz betäubt, füllte er den Tank der Suzuki. Es war nicht einfach, den Kanister richtig zu leeren, er hörte ein Glucksen, ein Rest war noch übrig. Die Gedanken an den süßen Hefezopf wurden weggefegt und durch bittere Gedanken ersetzt. Wenn sie auf dem Sofa liegt und betrunken ist, dachte er, dann schütte ich ihr den Rest über den Kopf und zünde sie an.
Mutter ist Feuer und Flamme, grinste er.
Und der Gestank von gegrillter Hyäne hängt über Askeland.
Er ging ins Haus.
Nichts stand auf dem Herd.
Kein warmer, süßer Hefezopf kühlte auf einem Rost ab. Er machte kehrt und ging ins Wohnzimmer. Blieb in der Türöffnung stehen. Sie saß auf dem Sofa. Die Spannungen zwischen ihnen waren spürbar wie dicke Luft.
»Na?«, fragte sie. »Warst wieder beim Alten, oder? Und was hast du heute erbeutet?«
Er senkte den Kopf. Denn sie hatte ja recht, der Großvater hatte ihm Geld gegeben. Aber er hatte nicht darum gebeten. Er hatte nur gesagt, sein Tank sei leer. Er hatte das ohne Klagen gesagt, einfach als Erklärung.
»Glotz nicht so«, sagte sie jetzt. »Das macht mich nervös. Du hast so einen starren Blick, weißt du das eigentlich? Geh auf dein Zimmer.«
Er gehorchte und ging in sein Zimmer. Er nahm Butch aus dem Käfig. Legte sich aufs Bett und schloss die Augen, ließ den Hamster auf seinen winzigen, blitzschnellen Füßen über die Decke laufen. Leise Geräusche aus der Küche drangen an sein Ohr. Vielleicht machte sie sich etwas zu essen, er hörte Schubladen und Schränke, die geöffnet wurden, und schlurfende Schritte. Besteck klirrte. Sieh an, dachte er. Die Hyäne kratzt sich eine Mahlzeit zusammen. Ihm kam ein Gedanke, in der Stille seines Zimmers, ein böser, listiger Gedanke. Denn jetzt war ihm die Polizei auf der Spur, er musste die Zeit nutzen, die ihm noch blieb. Er lauschte auf die Geräusche aus der Küche, registrierte, dass sie zwischendurch ins Wohnzimmer lief und dann in die Küche zurückkehrte. So machte sie eine ganze Weile weiter. Sie drehte die Wasserhähne auf, und immer wieder klapperten die Schranktüren. Nach etwa zwanzig Minuten hörte er, dass sie ins Badezimmer lief. Blitzschnell sprang er auf und riss die eine Schublade auf. In ein altes T-Shirt gewickelt lag dort die Schachtel mit dem Rattengift. Er machte sie auf und betrachtete die rosa Kügelchen. Die sahen eigentlich richtig lecker aus, wenn man nicht wusste, dass sie tödlich waren. Er musste jetzt schnell handeln, musste diesen Moment ausnutzen, weil er in der richtigen, bösen Stimmung war. Jetzt, sagte er sich, weil es mir egal ist, was geschieht, so wenig wie ich mich um die Nacht schere, die vor uns liegt, oder den morgigen Tag. Oder um die Konsequenzen. Er schlich in die Küche. Auf der Kochplatte stand ein Topf, in dem eine braune Soße aus Fleisch und Gemüse blubberte. Auf der Anrichte daneben lag ein hölzerner Kochlöffel. Er schüttete die ganze Schachtel mit dem Rattengift in den Topf und rührte mit dem Kochlöffel um. Es war unmöglich, die Körner in der Pampe auszumachen, denn sie hatten sich mit den anderen Zutaten vermischt. Er rührte um, während er aufmerksam horchte, ob sie im Badezimmer fertig war. Dann verstaute er die leere Schachtel unter seinem Pullover und ging zurück in sein Zimmer. Das ganze Manöver hatte nur einige Sekunden gedauert. Dann hörte er, wie seine Mutter die Toilette abzog. Er sprang auf und rannte in den Flur, mit brennenden Wangen.
Sie hörte ihn und kam hinter ihm her.
»Ja, das ist wieder typisch«, sagte sie. »Du verdrückst dich, während ich in der Küche stehe und uns etwas koche.«
»Ich esse später«, sagte er. »Warte nicht auf mich. Fang einfach schon mal an zu essen.«
Sie kehrte wieder zurück an den Herd. Rührte den giftigen Brei um. Das Letzte, was er von ihr sah, waren ihre Waden, auf denen sich die blauen Adern wanden.
Johnny Beskow war lange unterwegs.
Erhitzt und atemlos und erregt bei dem Gedanken daran, was er getan hatte. Es gab keinen Weg zurück. Seine Phantasie lief Amok und erzeugte dramatische Bilder. Wie seine Mutter den vergifteten Brei aß. Er stellte sich vor, wie sie den Kochlöffel ableckte und der Brei ihr übers Kinn lief, er sah, wie sie den Topf leerte und bis auf den Boden auskratzte.
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