Eine unerwartete Erbschaft (German Edition)
zersplitterter Lava bestanden. Die ganze Zeit über konnte ich nichts anderes denken als au, au, au, au, au . Meine Finger krampften vom Tragen der blöden Sandaletten und meine Fußsohlen brannten.
»Gehen wir ein bisschen im Wasser«, schlug ich vor, nachdem er mich über jedes einzelne Gewässer der nördlichen Hemisphäre belehrt hatte. Zum Glück war er einverstanden und ließ sich sogar überreden, die Schuhe am Strand liegen zu lassen, solange sie in Sichtweite blieben. Ich watete bis zu den Knöcheln in den See. »Ah, das tut gut!« Ich krallte mich mit den Zehen in den Sand. Das Wasser war kalt und es roch schwach nach faulendem Fisch, aber ansonsten war es das pure Nirwana.
Ryan hatte seine Hosenbeine hochgerollt und stellte sich neben mich. »Ja, das ist erfrischend und man kann wunderbar die Drachen beobachten.«
Ich blickte an seinem ausgestreckten Arm entlang zum Himmel. Ja, da waren sie noch immer, die Drachen. Genau wie vorher, nur kleiner. »Eine tolle Aussicht.«
Wir gingen am Ufer entlang, immer in Nähe der sanft anschlagenden Wellen, und Ryan mit beständigem Blick auf unsere Schuhe. Ich war erleichtert, als er den romantischen Spaziergang als beendet ansah und den Rückweg einschlug.
Sobald ich den nassen Sand mit ein paar Taschentüchern von den Füßen gewischt hatte und wieder in Ryans Auto saß, fühlte ich mich weitaus besser. Er startete den Motor und ich freute mich über das sonore Brummen, weil es bedeutete, dass wir gleich viel Abstand zwischen uns und die dummen Drachen bringen würden.
31
Mit jedem Kilometer, den wir zurücklegten, ging es mir besser. In Ryans Auto mit seiner optimierten Klimaanlage und weichen Straßenlage hätte ich direkt wohnen können! Die Musik kam aus einer Art Surround-Sound-System. Und Ryan sah natürlich großartig aus mit seinem kantigen Profil und dem vollen, perfekt sitzenden Haar.
»Ich muss noch kurz bei einem Klienten vorbeifahren und einen Scheck abholen. Das macht dir hoffentlich nichts aus, oder?« Er nahm den Blick nur eine Sekunde von der Straße, um mich anzusehen.
»Kein Problem«, versicherte ich. Wenige Minuten später fuhren wir in die bogenförmige Auffahrt einer Villa am See. Die Büsche rechts und links der massiven Eingangstür sahen aus wie erwachsene Bonsai und die Fenster waren allesamt bleiverglast. Ich mochte wetten, dass die Villa fantastisch eingerichtet war.
Ryan ließ den Motor laufen und bat mich zu warten. Mit schnellen Schritten ging er zur Haustür und schlug so fest mit dem Türklopfer an, dass ich es bis ins Auto hörte. Die Tür wurde einen Spalt geöffnet und er redete mit jemandem, den ich nicht sehen konnte. Dann ging er die Verandatreppe
hinunter, hob einen Finger zum Zeichen, dass er eine Minute weg sein würde, und verschwand hinters Haus.
Ich war noch nie gut im Warten gewesen. Nach einigen Minuten fing ich an, am Radio herumzufummeln, und fand einen Sender, der George Thorogoods »Bad to the Bone« spielte. Wäre Hubert in der Nähe gewesen, hätte er mitgesungen und Luftgitarre gespielt. Bad to bone – ba-ba-ba-ba baaad.
Nun, da ich das erste Tabu gebrochen hatte, wurde ich mutiger. Ich blickte auf, um mich zu vergewissern, dass Ryan immer noch außer Sichtweite war, und klappte das Handschuhfach auf. Hmm, eine Dose Excedrin gegen Migräne, ein Päckchen Taschentücher und eine Straßenkarte von Südost-Wisconsin. Ich schob die Sachen beiseite und fand darunter ein paar zusammengefaltete Papiere, die ich hervorzog und auf meinem Schoß glattstrich. Ein Leasing-Vertrag von einem Autohändler in Milwaukee. Ryans Name stand darauf sowie ein weiterer Name: Arthur Moriarty. Der Jaguar wurde darin als Leasing-Wagen bezeichnet. Ich überflog die Ausstattung, um sicherzugehen, dass es dieser Wagen war: zweitürig, Farbe: Indigo, Sitzbezüge: Leder – das passte. Es handelte sich um genau den Wagen, in dem ich saß. Doch das widersprach der Geschichte, die Ryan mir erzählt hatte: dass er das Auto gekauft und Monate darauf gewartet hatte wegen der Sonderausstattungen oder so ähnlich. Plötzlich fiel mir die Frau in dem italienischen Restaurant wieder ein, die Ryan beschuldigt hatte, ein Betrüger zu sein. Hatte sie nicht behauptet, der Jaguar sei geleast?
Ich faltete die Papiere wieder zusammen und legte alles ins Handschuhfach zurück. Hoffentlich hatte ich die Reihenfolge
beibehalten. Ich ließ das Fach wieder zuschnappen und als ich aufsah, kam Ryan gerade zurück. Er hielt einen Scheck in der Hand
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