Eine ungewöhnliche Begegnung - Fforde, K: Eine ungewöhnliche Begegnung - Stately Pursuits
den Orten der Welt, wo ich die meiste Zeit verbringe, muss man das sein.« Er häufte Rührei auf seine Gabel. »Allerdings ist die Infrastruktur hier auch nicht viel besser. Wie kommt Samuel ohne Grill aus?«
Hetty zuckte die Achseln.
»Und du scheinst auch nicht gerade eine begnadete Küchenfee zu sein, nach dem Kühlschrankinhalt zu urteilen.«
»Tut mir Leid.« Ihre Stimme troff von Sarkasmus. »Hätte ich gewusst, dass du kommst, hätte ich eine Auswahl internationaler Spezialitäten besorgt.«
Er ignorierte ihren Hohn und akzeptierte die Entschuldigung mit einem huldvollen Nicken. »Aber sicher nicht hier im Dorf, oder?«
Hetty gab es auf. »Na ja, der Laden ist erstaunlich gut sortiert. Da gibt es praktisch alles bis auf Fleisch. Er ist teuer, aber sehr praktisch.«
»Gibt's den Fleischer neben der Post nicht mehr?«
»Der Laden ist die Post. Und es gibt keinen Fleischer.«
»Oh. Schade.«
Die Kombination aus innerer Anspannung und Whiskey machte es Hetty unmöglich, aus diesem leisen Hauch von Nostalgie Kapital zu schlagen. Aber sie beschloss, es sich für eine spätere Gelegenheit zu merken.
Am nächsten Morgen schneite Caroline in voller Kampfmontur herein: Lederhosen und ein kurzes Jäckchen, die ihre schmale Taille und schlanken Beine betonten. Sie warf ihre Handtasche achtlos auf den Küchentisch. In Anbetracht der rasanten Schnelligkeit, mit der Neuigkeiten im Dorf die Runde machten, hatte Hetty sich schon gefragt, wo sie blieb.
Caroline strahlte Connor an. »Tolles Auto! Wem gehört es? Und was ist es?«
Hetty, die kein so geschultes Auge für Autos hatte wie Caroline, hatte nicht bemerkt, dass der Wagen, der in einem der leeren Ställe stand, irgendetwas Besonderes war.
Connor schenkte Caroline ein warmes Lächeln, das den gefährlichen Wilden in etwas verwandelte, das sich mit »charmant« und »sexy« nur allzu treffend beschreiben ließ. »Es gehört mir und ist ein Citroën DS Kabrio.« Caroline war nicht nur ausnehmend attraktiv, sie sagte auch die richtigen Dinge.
»Jack wird umkommen vor Neid, wenn er es sieht. Er ist gerade wieder weggefahren, darum bin ich nicht eher gekommen. Und wer sind Sie?« Sie richtete ihren Wimpernklimperblick auf Connor. »Hetty hat offenbar nicht die Absicht, uns vorzustellen.«
Da hatte sie Recht. Hetty versuchte wieder einmal, das Wort »Barbar« aus ihren Gedanken zu bannen und durch Connors Nachnamen zu ersetzen. Es wollte wieder nicht klappen.
»Connor Barrabin«, sagte er, und seine Augen glitzerten lebhaft. »Und Sie?«
Während Caroline ihn anstrahlte, wobei sie die blonde Haarpracht über die Schulter zurückwarf, und sich von seinem Blick offensichtlich gar nicht mehr losreißen konnte, räumte Hetty den Frühstückstisch ab. Sie fühlte sich verdrängt, aus der Küche ebenso wie aus Connors Aufmerksamkeit. Aber Caroline konnte nichts dafür, das Flirten war ihr so selbstverständlich wie das Atmen. Und Connor, der offenbar über einen normalen männlichen Hormonhaushalt verfügte, konnte nichts dafür, dass er darauf reagierte.
»Und, Liebes?« Caroline wandte sich zu Hetty um. »Ist Andy gekommen?«
»Ist gerade dabei, oben die Lichter wieder einzuschalten, hoffe ich.«
»Und du hast genug Geld, ihn zu bezahlen? Sonst kann ich gern ...«
»Nein, nein, ich habe genug.« Hetty wollte nicht, dass das heikle Thema Geld in Connors Gegenwart erörtert wurde. Er wusste immer noch nicht, was von seiner zukünftigen Erbmasse alles verkauft worden war, um die Mittel für Elektriker und dergleichen zu beschaffen.
»Und was haben Sie heute vor?«, fragte Caroline Connor.
»Ich fahre zu Samuel. Und anschließend muss ich einen Bericht schreiben.«
»Lassen Sie mich wissen, ob es Samuel gut genug geht, dass ich ihn besuchen kann. Ich würde gern bei ihm vorbeischauen. Ich hab ihn auf dem Dorffest kennen gelernt - so ein netter alter Knabe.«
»Ich bin sicher, ein Besuch von Ihnen würde ihn aufheitern. Ich werd Ihnen Bescheid geben, wie es ihm geht. Und wenn möglich herausfinden, wann er entlassen wird.«
Hetty wusste nicht, ob sie wünschen sollte, dass es Samuel besser ging. Wenn er heimkam, würde sie vielleicht gehen müssen, und was in aller Welt sollte sie dann anfangen? Sie spülte die Cornflakesschalen ab und stellte sie auf die Spüle. »Irgendwer eine Tasse Kaffee?«
»Nein, danke«, sagte Connor. »Ich muss los. Vom Krankenhaus aus muss ich noch bei der Bank vorbei. Ich werde auch einkaufen, wenn ich in der Stadt bin, aber ich
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