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Eine ungezaehmte Lady

Titel: Eine ungezaehmte Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Archer
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bereits die Eiche, an die ein Geweih genagelt war. In den grünen Blättern der Krone zwitscherten Vögel. Als die Pferde näher kamen, verstummten die Vögel, erhoben sich flatternd in die Luft und flogen davon. An beiden Seiten des Wegs, wo das saftige Gras hoch wuchs, blühten überall gelbe, orangefarbene und blaue Wildblumen. Die Brise von den Bergen im Norden trugen ihre süßen und würzigen Duft in die Luft.
    Lady wünschte, sie könnte diese wunderschöne, heitere Landschaft genießen, aber dazu war sie zu aufgewühlt und zu unruhig.
    »Das ist die Abkürzung zur Antlers Spring«, erklärte sie und deutete auf das Geweih. »Die Quelle ist ein guter Ort, um die Nacht zu verbringen.«
    »Dann können sich die Pferde ausruhen, bevor wir in die Berge reiten.«
    Lady nickte und schaute auf den fernen Horizont, wo sich grüne Hügel in den Norden erstreckten. Sie hatten einen harten Ritt vor sich, aber auch eine herrliche, unberührte Landschaft. Sie führte Jipsey einen schmalen Pfad entlang und warf Rafe einen Blick zu. »Ich habe versucht, dir etwas zu sagen.«
    »Über deine Romanze?«
    »Ich war neunzehn. Er war dreiundzwanzig.« Sie lächelte wehmütig bei der Erinnerung daran. »Er tauchte auf unserer Farm auf und suchte Arbeit. Er konnte gut mit Pferden umgehen. Er sagte mir, er wolle bleiben und mich heiraten. Und das wollte ich auch. Meine Eltern hatten keinen Sohn, also brauchte Dad einen Schwiegersohn, um ihm bei der Arbeit mit den Pferden zu helfen. Mit neunzehn war ich eine romantische Närrin.«
    »Das ging nicht nur dir so.« Rafes Stimme klang sanft. »Was ist passiert?«
    »Wie sich herausstellte, war er ein Pferdedieb. Deshalb kannte er sich mit den Tieren so gut aus. Er stahl zwei von Dads wertvollsten Pferden.«
    »Wurde er geschnappt?«
    »Dad wollte meinen Schmerz nicht noch verstärken, also ließ er ihn laufen.«
    »Also hast du dann die Rolle der Tochter und des Sohnes übernommen?«
    »Es blieb mir nichts anderes übrig. Ich hatte meine Lektion gelernt. Und ich konnte es nicht zulassen, dass einer von uns noch einmal so verletzt wurde.«
    »Was ist aus dem Viehdieb geworden?«
    »Er wurde von einem anderen Pferdedieb in Bend in den Rücken geschossen. Zumindest habe ich das gehört.«
    »Wie war sein Name? Vielleicht kenne ich ihn.«
    »Ich will nicht über ihn reden. Das ist längst Vergangenheit. Schon seit vielen Jahren.«
    »Und deine Eltern?«
    »Das reicht jetzt. Ich wollte dir nur erklären, warum wir uns nicht mehr in irgendwelchen Quellen vergnügen werden.«
    »Sharlot, ich bin nicht wie dein Verlobter. Ich respektiere Frauen. Ich bringe Pferdediebe hinter Gitter. Und ich halte meine Versprechen.«
    »Das tue ich auch.« Sie starrte ihn an. »Aber du hast damit nichts zu tun.«
    »Sei dir da nicht so sicher. Es liegen noch einige Meilen vor uns, bis wir Robber’s Cave erreichen.« Er grinste und warf ihr einen anzüglichen Blick zu. »Und ich beabsichtige, jede Einzelne davon zu meinem Vorteil zu nutzen.«

28
    »Das ist keine Heilquelle, oder?«, erkundigte sich Rafe, als er Justice an die Quelle Antlers Spring heranführte. Er ließ die Zügel locker und blieb ruhig im Sattel sitzen, während der Wallach seinen Kopf senkte und aus dem tiefen grünen Wasserbecken trank.
    »Nein.« Lady tränkte Jipsey neben Justice. »Das verrät dir der Geruch. Es ist einfach nur gutes Wasser für Reisende.«
    »Hier scheint es mir einigermaßen sicher zu sein.« Er sah sich aufmerksam um, konnte aber keine Gefahren entdecken. Zürgelbäume, Gelb-Kiefer und Eiseneichen. Gras, Wildblumen, Käfer. Sicher waren Kaninchen, Opossums, Eichhörnchen und Rotwild nicht weit. Und Räuber wie Kojoten und Falken würden sich einen so reich gedeckten Tisch sicher nicht entgehen lassen.
    »Wenn uns bis Sonnenuntergang nicht noch jemand besucht, werden wir wahrscheinlich den Ort in der Nacht für uns haben.«
    »Gut zu hören.« Rafe hatte im Boggy Saloon festgestellt, dass er Lady … nein, Sharlot nicht gern mit anderen teilte. Es würde noch eine Weile dauern, bis er sich daran gewöhnt hatte, sie bei ihrem richtigen Namen zu nennen, aber er würde sich daran halten, oder beide Namen verwenden. Sie hatte sich von der berüchtigten Banditin und Saloonsängerin in Sharlot Eachan, eine zähe, aber auch fürsorgliche Partnerin verwandelt, und das in so kurzer Zeit, dass ihm bei dem Gedanken daran schwindlig wurde. Auf jeden Fall musste er dafür sorgen, dass sie auf dem rechten Weg blieb, auch wenn sie

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