Eine ungezaehmte Lady
verraten.
Er beobachtete die drei Banditen. Sie hatten aufgehört zu schießen, luden ihre Waffen nach und unterhielten sich leise. Sie waren nicht mehr in der Reichweite von Sechsschüssern, aber wahrscheinlich würden sie zusätzlich ihre Gewehre hervorholen. Damit hatten sie genügend Munition und konnten weiter schießen. Selbst in dem dichten Unterholz boten Rafe und Sharlot ein leichtes Ziel. Er musste rasch etwas unternehmen.
Er spähte durch die Büsche. Er könnte auf die Männer zulaufen und einen oder zwei ausschalten, bevor er selbst zu Boden gehen würde. Nicht gerade das, was er sich wünschte, aber er sah keine andere Möglichkeit.
»Zur Hölle!«, flüsterte er und starrte auf die drei Männer. Jetzt erkannte er sie.
»Sie können uns nicht lebend davonkommen lassen.«
»Kannst du sie sehen? Zip? Heck?«
»Ja.« Und der Dritte war der Mann, den Rafe suchte. »Und Lampkin, der Freund der Lynchjustiz.«
»Wir wissen zu viel.«
»Deshalb müssen sie uns töten. Jetzt verstehe ich, was in Bend geschehen ist. Lampkin war der Grund, warum Zip versucht hat, mich aufzuhängen. Er musste seinen Marshal, der mit ihm unter einer Decke steckt, beschützen. Ich bin ihnen wohl zu sehr auf die Pelle gerückt.«
»Und sie haben mich benutzt, um dich zu kriegen«, fügte Lady angewidert hinzu.
»Aber wir haben sie reingelegt.«
»Und das werden wir noch einmal tun.« Lady hob ihren Colt. «Wenn ich mich ein wenig näher heranschleiche, könnte ich einen von ihnen treffen.«
»Rafe«, rief Lampkin. Sein Sattel knarrte, als er sein Gewehr herauszog. »Wir können ein Abkommen treffen. Es gibt keinen Grund, die Sache außer Kontrolle geraten zu lassen. Wir reden von Deputy zu Deputy.«
»Lampkin, ich habe die Kerbe in dem Ohr des Pferdes gesehen, das Pecos Pete geritten hat. Ich wette, du hast etwas mit diesen Morden zu tun und steckst mit Zip und seiner Bande unter einer Decke.«
Lady schnappte nach Luft und griff nach seinem Arm. »Meine Eltern!«
Er schenkte ihr keine Beachtung, weil er sich immer noch nicht ganz über ihre Gesinnung im Klaren war. »Aber Richter Parker wird das sicher herausfinden«, rief er.
Lampkin lachte. Seine Stimme klang hart und rau. »Morgan, du bist ein verdammter Idiot. Ein Narr, wie er im Buche steht. Bevor du vierzig bist, wirst du Dreck fressen, während ich lebe wie ein König. So erstklassiges Vieh wie die Eachan-Pferde haben uns ein hübsches Sümmchen eingebracht.«
Als Sharlot das hörte, stieß sie einen Schrei wie ein wütender Krieger aus und sprang aus den Büschen. Sie feuerte auf die Gesetzlosen und überrumpelte sie damit völlig. Die Pferde scheuten, bäumten sich auf und traten mit den Hufen um sich, während sie weiter schrie und schoss.
Rafe fluchte und rannte hinter ihr her. Er feuerte auf die Männer, bis er sie erreicht hatte. Irgendwie hatte sie es geschafft, alle Banditen zu treffen. Auf ihrer Kleidung bildeten sich rote Flecken, während sie versuchten, ihre Pferde unter Kontrolle zu bringen.
Er packte sie am Arm und versuchte, sie zurückzuziehen und in Sicherheit zu bringen. Sie wehrte sich und drückte immer noch ab, obwohl das Magazin ihres Colts längst leer war. Um sie besser packen zu können, steckte er seinen Peacemaker zurück in sein Halfter.
Rafe legte beide Hände um ihre Taille und zog sie zurück. Sie versuchte, sich loszureißen und fuchtelte schreiend mit den Armen durch die Luft, als könne sie allein mit ihrem Zorn die Banditen töten.
Als sie die Buschlinie erreicht hatten, feuerte Lampkin einen Schuss aus seinem Gewehr ab. Rafe hörte die Kugel an seinem Kopf vorbeipfeifen. Und er spürte den Luftzug. Rasch stieß er Sharlot in die Büsche. Er hechtete hinterher und drückte sie auf den Boden, als weitere Kugeln Blätter und Zweige trafen, und Geröll auf sie herabrieselte. Der Geruch nach Schießpulver erfüllte die Luft.
»Lampkin, Zip!«, brüllte er. »Wir haben das Pferd. Wir haben Pecos Pete. Und ihr seid die Nächsten!«
Er beugte sich vor. »Wir werden sie kriegen«, flüsterte er in Sharlots Ohr. »Aber jetzt müssen wir auf dem Bauch durch dichtes Unterholz kriechen, in dem die Pferde uns nicht folgen können.«
Sie nickte und atmete tief durch, um sich zu beruhigen. »Noch eine Abmachung?«
Er lächelte trotz der angespannten Situation. »Ja, eine Abmachung. Jetzt lass uns von hier verschwinden, solange wir dazu noch in der Lage sind.«
Sie robbte voran, während weitere Kugeln um sie herum in den Boden
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