Eine ungezaehmte Lady
entscheiden würdest.«
»Der Tag ist nun gekommen.«
Rascal schlug den letzte Nagel in das Hufeisen, setzte Coppers Fuß auf den Boden und stand auf. »Okay. Ich habe alle Pferde überprüft. Sie sind in guter Verfassung. Ich haue jetzt ab. Die Ordnungshüter könnten hier auftauchen, und ich habe keine Lust, mich schnappen zu lassen.«
»Was schulde ich Ihnen?«, fragte Lady.
»War mir ein Vergnügen.« Rascal grinste. »Ich würde Sie gern mal wieder singen hören. Vielleicht eines Tages auf Ihrer Ranch.«
»Jederzeit, wenn ich dort bin«, erwiderte Lady. »Und vielen Dank.«
Rascal sammelte sein Werkzeug auf und sah Crowdy an. »Wir sehen uns dann auf der Ranch. In einem Monat oder so.« Er verschwand in der Dunkelheit.
Burt kam zu ihnen, nachdem der Hufschmied gegangen war. Er hielt Lady einen fest verschnürten Lederbeutel entgegen. »Lady, das ist für dich. Bob hat mit dem Hut einiges gesammelt.«
Lady nahm den Beutel in die Hand. »Er ist schwer!« Sie schnürte in auf, warf einen Blick hinein und sah eine Menge unterschiedlicher Münzen. »Das hat Bob alles eingenommen?«
»Mehr als das. Wir haben unseren Anteil von zwanzig Prozent bereits abgezogen.«
»Ich dachte, wir sprachen von fünfzehn.«
»Zwanzig lassen sich besser ausrechnen.« Er grinste, und seinen weißen Zähne blitzten in seinem schwarzen Bart auf.
Sie erwiderte sein Lächeln. »Ein guter Anfang. Wenn das so weitergeht, kann ich Crowdy helfen, die Ranch meiner Familie so schnell wie möglich wieder aufzubauen.«
»Welche Ranch?«, fragte Burt überrascht.
»Das ist eine lange Geschichte«, erklärte Lady. »Ich werde sie dir eines Tages erzählen. Im Augenblick ist nicht viel davon übrig, aber sie ist mir sehr wichtig.«
»Crowdy ist ein guter Mann.« Burt nickte. »Er soll sich um deine Pferde kümmern. Und wir kümmern uns um das Geschäft. Du musst nur singen wie ein Engel und bildschön sein.«
»Ich werde es versuchen.« Lady sah an ihren schmutzigen, zerrissenen Sachen herunter. »Aber nicht heute Abend.«
»Heute Abend sollten wir besser auf der Hut sein«, warf Rafe ein. »Falls wir Zip und seine Bande nicht verscheucht haben, müssen wir damit rechnen, dass sie hinter uns her sind, um uns umzulegen.«
Burt nickte und packte sein Gewehr fester.
Lady sah Crowdy an. »Ich würde mich besser fühlen, wenn du die Pferde noch heute Nacht von hier wegschaffen könntest.«
»Ich werde sie im Gebüsch verstecken. Soll ich später wiederkommen?«
»Nein. Am besten bringst du sie zur Ranch. Falls mir etwas zustoßen soll, seid ihr wenigstens dort in Sicherheit.«
»Falls sie dich erwischen, werde ich Jipsey und Justice suchen.«
»Gut. Ich vertraue dir, dass du aus der Ranch wieder etwas machst.«
Crowdy nickte.
Sie sah sich zu Rafe und Burt um. »Ist das für euch in Ordnung? Wir haben dann allerdings ein Gewehr weniger zur Verfügung. Burt, wenn du und Bob gehen wollt, ist das okay. Rafe und ich werden die Banditen jagen, falls sie nicht vorher bei uns auftauchen. Aber das ist nicht euer Kampf.«
Burt wirkte gekränkt und schockiert. »Und eine weitere ›Die-Lady-mit-dem-Colt-Legende‹ verpassen?« Er schob seinen Daumen unter seinen Pistolengürtel. »Ich schätze, wir werden mit deiner neuen Ballade ein nettes Sümmch e n verdienen.«
»Welche neue Ballade?«
»Die über die Schießerei der Lady mit dem Colt im Stone Corral.«
Rafe warf den Kopf in den Nacken und lachte so laut, dass die Pferde zusammenzuckten. »Burt, du hast bisher deine Berufung verfehlt.«
Er grinste. »Da fällt mir gleich noch etwas ein. Die Ballade von der Lady mit dem Colt im brennenden Boggy Saloon.«
Rafe lachte wieder. »Auf keinen Fall würde ich das versäumen wollen.«
Lady schüttelte den Kopf. »Jetzt aber zurück zum Ernst des Lebens, Jungs! Wenn Zip das Blut in die Stiefel läuft, wird er wütend wie eine Hornisse.«
»Und gemein wie eine Klapperschlange«, pflichtete Burt ihr bei. »Ich werde wieder hinausgehen und zusammen mit Bob Wache halten. An uns kommt niemand vorbei.«
Nachdem er gegangen war, verstaute Lady den Beutel mit den Münzen in Jipseys Satteltaschen. Sie hatte mehr als genug, um sich neue Kleider zu kaufen. Vorausgesetzt, dass sie lange genug lebte, um sie noch zu brauchen.
Sie ging zu Rafe hinüber, der die hintere Seite des Koralls überprüfte, wo Felsbrocken und Äste aufgetürmt waren, um den Eingang zu blockieren.
»Crowdy, hilf mir, die Steine zu entfernen, damit du die Pferde hinaustreiben
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