Eine ungezogene Witwe: Erotischer Roman (German Edition)
und unangenehme Regung auf die einzige Art, die er kannte – mit Verärgerung.
»Ist es denn meine Schuld, dass er die Beute dieser geldgeilen kleinen Schlampe wurde?«
Der Tonfall und der verächtliche Ausdruck auf dem vertrauten Gesicht schockierten Mr. Bartlett.
»Also, wirklich, mein Junge, es gibt keinen Anlass, solche Worte zu benutzen. Mrs. Wilberforce ist eine charmante, gut erzogene junge Dame, deren Eltern zu den angesehensten Menschen in der Stadt gehören. Ich glaube, sie hat Jeremiah sehr gemocht. Ich weiß von ihm selbst, dass sie ihn glücklich gemacht hat.«
»So glücklich, dass er beschlossen hat, mich aus seinem Testament zu streichen und ihr alles zu hinterlassen.« Ric konnte die Verachtung kaum aus seiner Stimme halten, aber er unterdrückte die Versuchung, die genauen Methoden zu beschreiben, die diese Frau angewandt hatte, um den alten Mann glücklich zu machen.
Mr. Bartlett seinerseits fühlte sich unbehaglich und hin und her gerissen. Er empfand eine gewisse Loyalität gegenüber Jeremiahs Enkel, aber er schätzte auch Melanie sehr, die er seit ihrer Kindheit kannte.
Die Tatsache – die er nicht beabsichtigte, Ric mitzuteilen –, dass Melanie nichts mit Jeremiahs Vermögen zu tun haben wollte, und dass man sie überreden musste, Arlecdon als ihr Eigentum zu betrachten, überzeugte Mr. Bartlett von der Ernsthaftigkeit ihrer Gefühle für ihren älteren Ehemann. Und doch – er würde sich viel besser fühlen, wenn Jeremiah seinen Enkel nicht völlig aus seinem Letzten Willen gestrichen hätte.
»Ich habe versucht, ihn von der Änderung des Testaments abzubringen.« Ein Kopfschütteln bekräftigte die Erfolglosigkeit des Anwalts. »Jeremiah konnte sehr halsstarrig sein, das war ja auch der Grund seiner Erfolge im geschäftlichen Bereich. Er war wütend über Sie, mein Junge. Seine exakten Worte lauteten: ›Wenn er in England bleiben will und Geld für ein Haus verschwendet, das man nur langsam verrotten lassen kann, dann muss er sein eigenes Geld dafür auftreiben.‹ Es tut mir leid, aber so hat er darüber gedacht.«
In der kurzen Pause, die seiner Erklärung folgte, sah Mr. Bartlett ein nervöses Zucken in Rics Mundwinkel. Er hatte die Lippen fest aufeinander gepresst. In dem jungen Mann steckte eine Menge Ärger, erkannte Mr. Bartlett. Er würde nicht so leicht über den Verlust des Erbes hinwegkommen.
Ric mochte seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten sein, aber er hatte nicht dessen joie de vivre geerbt, die Freude am Leben, und auch nicht die Freundlichkeit, die zum Naturell des Großvaters gehört hatte. Eisenharte Entschlossenheit, so kam es Mr. Bartlett vor, war die einzige Wilberforce Eigenschaft, die Ric geerbt hatte.
Ric schaute auf von der nachdenklichen Betrachtung seiner glänzenden Stiefel. »In welcher Situation befinde ich mich? Kann das Testament meines Großvaters für ungültig erklärt werden?«
»Absolut nicht. Er befand sich im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte und stand nicht unter irgendeinem Zwang.«
Ich wette, dass die Hexe ihm wochenlang ihre Gunst versagt hat, oder irgendetwas in der Art. Oder der alte Mann war so benebelt vom Sex, dass er nicht klar denken konnte. Laut sagte er: »Dreißig Jahre lang, bis er diese Frau geheiratet hat, war es seine erklärte Absicht, dass ich sein Erbe sein sollte. Daraus muss sich doch ein Anspruch ableiten.«
»Moralisch ja, aber rechtlich bin ich mir nicht so sicher. Ich kann ein solches Verfahren in die Wege leiten, wenn Sie das wünschen, aber es kann eine Weile dauern, bis es durch die Instanzen gegangen ist.«
»Gut, dann ersuche ich Sie, ein solches Verfahren sofort in die Wege zu leiten.«
Mr. Bartletts Gesichtsausdruck ließ erkennen, dass er über ein Verfahren dieser Art nicht sehr glücklich war. Er atmete tief durch, bevor er sagte: »Es gibt eine Alternative, die Sie vielleicht erwägen wollen.«
»Welche?«
»Ein persönliches Gespräch mit Mrs. Wilberforce. Ich bin ziemlich sicher, dass Sie bereit wäre, einen Teil des Vermögens an Sie zu überschreiben.«
»Einen Teil«, stieß Ric hervor. »Wie gering soll dieser Teil sein? Glaubt sie, dass ich mit ein paar Tausend Pfund zufrieden bin, wenn alles eigentlich mir gehören sollte?«
Rics Kampfeslust nervte den guten Anwalt immer mehr. »Auch wenn ich Sie damit langweile, will ich noch einmal betonen, dass Sie sich diese Entwicklung selbst zuzuschreiben haben. Eine Anfechtung des Testaments wird viel Zeit und Geld kosten, auch wenn
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