Eine ungezogene Witwe: Erotischer Roman (German Edition)
und hoffte auf irgendeine Erleuchtung, als ihm die ältere Haushälterin über den Weg lief.
Pieters listiger Verstand setzte sofort ein. Er quetschte jede Unze seines Charmes aus sich heraus, den er nach Belieben aufdrehen konnte und der ihm fast immer das einbrachte, was er haben wollte. Schon nach wenigen Sätzen erfuhr er, dass Mrs. Godwin schon fast vierzig Jahre für Jeremiah Wilberforce gearbeitet hatte. Von da an dauerte es nicht lange, bis Pieter ihr die ganze Familiengeschichte entlockt hatte.
»Wie unglücklich und bedauerlich«, bemerkte Pieter, »dass Mr. Wilberforce seinen einzigen Sohn verlor und nicht einmal eine Fotografie besaß, um ihm als stete Erinnerung zu dienen.«
»Oh, nein, Mr. van Heuren, es existiert ein sehr schönes Porträt von ihm. Der Herr hat es nicht ertragen können, ständig an den Tod seines Sohnes erinnert zu werden, deshalb wurde das Bild auf den Speicher gebracht. Ich würde es gern wieder an der Wand hängen sehen, vor allem, weil der junge Herr jetzt da ist. Aber er will ja nicht bekannt werden lassen, wer er ist.«
»Sie meinen natürlich Ric. Ich habe mir gedacht, dass es da eine Beziehung gibt.«
»Oh, nein, das habe ich nicht gemeint …« Mrs. Godwin begann zu stottern und war plötzlich sehr nervös, weil ihr die Enthüllung der wahren Identität Rics herausgerutscht war.
Der sagenhafte van-Heuren-Charme wurde noch ein bisschen dicker aufgetragen. »Aber bitte, liebe Mrs. Godwin, machen Sie sich keine Vorwürfe. Ich werde nichts von dem weitersagen, was Sie mir erzählt haben. Sobald wir unsere getrennten Wege gehen, werde ich alles vergessen. Aber ich habe gleich vermutet, dass da irgendwas nicht stimmt. Da Sie mir nun die Familiengeschichte nahegebracht haben, wundere ich mich natürlich, dass Ric nicht der Erbe seines Großvaters war.«
»Es steht mir nicht zu, über das nachzudenken, was den Herrn veranlasst hat, alles so zu regeln, wie er es geregelt hat. Aber er hat ja dann geheiratet«, sagte Mrs. Godwin mit einem Seufzer. »Nach meiner Auffassung hätte Mr. Ric der Erbe sein sollen, vor allem, weil er seinem Vater so ähnlich sieht.«
»Sie haben erwähnt, dass das Porträt seines Vaters die große Ähnlichkeit zeigt, Mrs. Godwin. Ich habe eine Schwäche für Porträts und kenne mich mit ihnen gut aus. Wäre es wohl möglich, dass ich mir das Bild mal ansehe?«
Das Zaudern der Haushälterin war eher geziert, und als es überwunden war, gingen sie gemeinsam auf den Speicher, wo das Porträt gegen eine Wand gestellt war. In dem Augenblick, in dem Pieter das Bild sah, wusste er genau, was er zu tun hatte.
Das war noch bevor Melanie ihm eröffnet hatte, dass sie seinen Heiratsantrag nicht annehmen würde.
Sie saßen in ihrem privaten Wohnzimmer. Melanie hatte Pieter von einem der Dienstmädchen holen lassen. Er missverstand den Grund für die Einladung und wollte sie gleich in seine Arme schließen.
Melanie wich ihm geschickt aus. »Nein, Pieter, ich möchte nur mit dir reden.«
»Wir könnten Liebe machen, während wir reden, oder besser noch, wir verschieben das Reden auf später.« Er hielt sie noch immer an der Hand fest. Mit dem Daumen strich er sinnlich über ihre Handfläche, und seine Augen strahlten sie mit einem werbenden Lächeln an. Es gibt kaum eine Frau, die einer solchen sexuellen Schmeichelei widerstehen könnte, und Melanie erst recht nicht.
Aber dann entzog ihm Melanie die Hand und entfernte sich ein paar Schritte. »Heute Morgen hast du mich gefragt, ob ich dich heiraten will.«
»Hast du dich jetzt für ein Ja entschieden?«
»Heute Nachmittag hat Ric mich gefragt, ob ich ihn heiraten will.«
»Ich verstehe.«
Schweigen breitete sich aus, und Melanie suchte in seinem Gesicht nach einem Hinweis auf seine Gedanken. Er nickte, dann schien er zu einem Entschluss zu gelangen, und er sah sie mit einem wehmütigen Ausdruck an. »Es sieht so aus, als hätte ich zu lange in Kapstadt ausgeharrt.«
»Du bist mir also nicht böse?«
»Ich könnte dir nie böse sein, liebste Melanie. Ich bin enttäuscht, ja. Ich dachte, du hättest Gefühle für mich.«
»Ja, habe ich auch. Aber meine Gefühle für Ric sind anders.«
»Anders auf welche Weise? Die Freuden, die wir heute Morgen geteilt haben, waren doch nicht vorgetäuscht, oder?«
»Ich spreche nicht von Sex, Pieter.«
»Aber ich. Wenn ich dich jetzt nähme, deinen Körper zur höchsten Lust brächte, dann wärst du nicht mehr so sicher, dass du Ric heiraten willst.«
»Nichts wird
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