Eine unheilvolle Begegnung
einen Kinnhaken verpasst. »Genau.« Sie holte tief Luft. »Gestern Abend hat bei uns ein Polizist aus New York angerufen, der sagte, dass es Sam gut gehe. Er erwähnte auch, dass er mit Ihnen sprechen würde. Hat er sich bei Ihnen gemeldet?« Tiefe Stille herrschte am anderen Ende. »Bitte, ich will keine Einzelheiten wissen, sondern nur, ob er das ist, was er behauptet zu sein, und ob Sam wirklich nicht in Gefahr ist.«
Gonzalez räusperte sich, dann drang seine raue Stimme durch das Telefon. »Er ist Detective in New York. Ich habe seine Dienstnummer überprüft. Anscheinend ist Ihre Freundin zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen und hat etwas gesehen, was sie nicht hätte sehen sollen. Dadurch ist eine Bande auf sie aufmerksam geworden, die sie jetzt umbringen will. Doch sie konnte entkommen und hält sich inzwischen an einem Ort auf, den niemand kennt.«
Cathy keuchte auf. Das war ja noch schlimmer, als sie gedacht hatte! Aber immerhin war Sam scheinbar im Moment in Sicherheit. »Können Sie nicht etwas unternehmen?«
»Nein. Ich wurde gebeten, mich herauszuhalten, um eine andere Ermittlung in diesem Zusammenhang nicht zu gefährden.«
»Noch eine?«
»Mehr kann ich nicht sagen.«
»Könnten Sie mich denn wenigstens informieren, wenn Sie etwas Neues von Sam hören?«
Sie spürte, dass er ablehnen wollte, doch er überraschte sie. »In Ordnung. Ihre Nummer?«
Cathy gab ihm ihre Privat- und Büronummer, verabschiedete sich und legte auf, nachdem sie sich auch seine Durchwahl aufgeschrieben hatte. Eine Weile blickte sie in Gedanken versunken auf den Notizblock hinunter, bis sich Toms warme Hand auf ihre Schulter legte.
»Was hat er gesagt?«
Besorgt blickte sie zu ihm auf. »Entschuldige, ich wollte dich nicht warten lassen.« Sie ging ihm voraus zum Tisch und setzte sich. Rasch erzählte sie Tom, was sie von Gonzalez erfahren hatte. »Wie ist Sam da bloß hineingeraten?«
Tom schüttelte ratlos den Kopf. »Ich weiß es nicht. Aber es muss draußen bei ihrer Grabung passiert sein, deshalb ist sie auch so früh wieder hierhergekommen. Jetzt macht auch ihr Verhalten in den letzten Tagen Sinn. Sie war so schreckhaft, so weit weg in Gedanken. Verdammt, sie hätte wirklich etwas sagen müssen, dann wäre das alles vielleicht gar nicht passiert: der Einbruch in ihr Haus, der Besucher in ihrem Büro, die Explosion ihres Autos. Alles hängt zusammen.« Sein Kiefer arbeitete.
Cathy legte ihre Hand auf seine. »Ich denke, sie hat einfach versucht, uns zu schützen.«
»Wir hätten ihr doch helfen können!«
Cathy nickte. »Ja. Oder wir wären ebenfalls ins Visier dieser Verbrecher geraten.« Sie schluckte schwer. »Vielleicht sind wir das sowieso schon.«
Toms Miene verfinsterte sich. »Ich werde dich ab jetzt keinen Moment mehr allein lassen.«
Cathy lachte unsicher. »Ich glaube nicht, dass das funktionieren wird. Ich habe meinen Job, und du musst zu deinen Kursen gehen. Aber wir können gerne in der Freizeit etwas zusammen machen, wenn du möchtest.«
»Abgemacht. Du fährst oder gehst bitte außerhalb des Instituts nirgends ohne mich hin, ja?«
Cathy verzog den Mund. Ihr gefiel es nicht, eingeschränkt zu werden, aber sie erkannte durchaus die Notwendigkeit dieser Maßnahme. »Okay. Du aber auch nicht.«
Tom nickte abgehackt. »Wir sollten jetzt langsam essen, bevor der Kaffee kalt wird und wir zu spät kommen.«
Cathy blickte auf die Uhr und stürzte sich auf das Essen.
25
Es fühlte sich an, als hätte Sam kaum länger als fünf Minuten geschlafen, als sie vom Wecker unsanft aus dem Schlaf gerissen wurde. Musik plärrte durch den Raum, bis sie nach längerem Suchen den Ausschaltknopf entdeckte. Erleichtert seufzend ließ sie sich wieder zurücksinken. Langsam wurde sie sich des Gewichtes bewusst, das auf ihren Rippen lag. Sie erinnerte sich wieder daran, wie Morgan nachts seinen Arm um sie geschlungen und sie an sich gezogen hatte. Anscheinend hatte sich keiner von ihnen während der kurzen Nacht viel bewegt. Morgan murmelte etwas und bewegte seinen Arm etwas höher.
Plötzlich erkannte Sam, dass sich doch etwas geändert hatte: Ihr T-Shirt war hochgerutscht, und Morgans Hand lag nun auf ihrer nackten Haut. Um genauer zu sein, auf ihrer Brust. Schlagartig war sie hellwach. Ihre Haut prickelte, wo seine warme Hand sie berührte, Hitze schoss in ihre Wangen. Die Situation war ihr unangenehm, trotzdem konnte sie nicht anders, als die Gefühle zu genießen, die sie durchströmten. Ihre
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