Eine unheilvolle Begegnung
sich durch die Haare und verzog das Gesicht, als Sand herausrieselte. »Ich fürchte, ich bin ziemlich dreckig.«
Morgan streckte den Arm aus und zog sie zwischen seine Beine. »Das ist mir im Moment ziemlich egal.« Er lächelte. »Wenn du erst mal deine Kleidung ausgezogen hast, bist du bestimmt gleich viel sauberer.«
»Da könntest du recht haben.«
Morgan zog sie so schnell aus, dass sie bereits kurz darauf Haut an Haut nebeneinanderlagen. Die Liege war nicht für zwei Personen gebaut und quietschte verdächtig, doch sie hielt. Trotz ihres Hungers liebten sie sich langsam und bedächtig, ließen sich Zeit, sich wieder neu kennenzulernen.
Danach lagen sie eng umschlungen zusammen, Sam auf Morgans kräftigem Körper, das Kinn auf die Hände gestützt. »Was machen wir jetzt?«
»Uns wieder anziehen?«
Sam kniff ihn strafend in die Brust. »Du weißt, was ich meine.«
Morgan wurde wieder ernst. »Ja, das weiß ich.« Er fuhr mit seinen Fingerspitzen über ihren Rücken. »Ich dachte, ich suche mir eine Stelle in Salt Lake City. Und eine Wohnung.« Unsicher blickte er sie an. »Was hältst du davon?«
»Aber dein Chef hat doch gesagt, du könntest deine Stelle zurückbekommen.«
Morgan zuckte mit den Schultern. »Ja. In einem Monat könnte ich wieder anfangen.« Seine Augen tauchten in ihre. »Aber ich möchte bei dir sein. Und da dein Job hier ist …«
»Im Moment kann ich hier nicht weg. Aber ich habe bereits ein Angebot für eine andere Ausgrabung, die in zwei Monaten beginnt.«
Morgan blickte sie entsetzt an. »Wo? Gibt es in der Nähe eine größere Stadt, in der ich arbeiten könnte?«
Grinsend küsste Sam sein Kinn. »In der Nähe von Golden, dreißig Autominuten von Denver entfernt. Weißt du, Bob Bakker hat da diese großartigen Knochenfelder entdeckt, die …« Weiter kam sie nicht, denn Morgan hatte sie bereits an sich gerissen und küsste sie, als würde er nie wieder aufhören. Nach Luft schnappend löste sie sich schließlich von ihm. »Wenn ich gewusst hätte, dass Fossilien dich so begeistern können, dann hätte ich dir schon eher davon erzählt.«
»Für wie lange wäre das?«
»Ich habe erst einmal einen Vertrag für zwei Jahre. Die Felder sind sehr ergiebig, und die Knochen müssen ja nicht nur ausgegraben werden, sondern auch bestimmt und katalogisiert. So was kann Jahre in Anspruch nehmen.«
Morgan blickte sie ernst an. »Willst du wirklich so lange deine Arbeit in Salt Lake und deine Freunde verlassen?«
Sam zuckte mit den Schultern. »Von der Universität bin ich für die Zeit beurlaubt, und meine Freunde werden mir zwar fehlen, aber ich kann ja einfach hin und wieder für ein Wochenende zurückfliegen.«
»Und das hast du alles in Gang gesetzt, obwohl du gar nicht wusstest, ob ich zurückkommen würde?«
Sam lächelte verlegen. »Ja. Ich hatte nicht vor, dich aufzugeben. Wenn du jetzt nicht gekommen wärest, dann wäre ich in spätestens zwei Monaten bei dir aufgetaucht.«
»Ich hatte wahnsinniges Glück, dir zu begegnen, Samantha Dyson.«
»Und ob du das hattest.« Sam fiel lachend zurück aufs Bett, als Morgan sie zu kitzeln begann.
Tom arbeitete gerade mit äußerster Sorgfalt an der Freilegung eines Femurknochens, als ein Schatten über ihn fiel. Fluchend hob er den Meißel, damit er nichts beschädigte. »Hey, geh mir aus dem Licht!«
Ein weibliches Lachen erklang hinter ihm. Diese Stimme kannte er doch … Ruckartig rollte er sich herum und setzte sich auf. Er hob eine Hand vor die Augen, um die Person gegen das helle Licht des solarbetriebenen Strahlers erkennen zu können, doch er sah nur Umrisse. War er jetzt völlig irre und hatte schon Halluzinationen? Da er hier im tiefen Schatten der Felsspalte lag, konnte er eigentlich keinen Sonnenstich haben. Endlich trat die Frau zur Seite, und er konnte sie erkennen. Es war wirklich Cathy!
»Was machst du hier?« Seine Stimme klang heiser. Unruhig blickte er sich um, doch keiner der anderen Studenten schien etwas bemerkt zu haben. Sie hoben nur kurz die Köpfe und begrüßten sie, dann wandten sie sich wieder ihrer Arbeit zu.
»Was für eine äußerst liebenswürdige Frage. Wie wäre es, wenn du mich kurz begleitest, dann erzähle ich es dir.«
Tom blickte auf das Skelett hinunter. »Ich habe keine …«
Cathy unterbrach ihn. »Du willst bestimmt nicht, dass ich es dir vor den anderen sage, oder?«
Tom biss die Zähne zusammen und schüttelte stumm den Kopf. Mit einer geschmeidigen Bewegung erhob er sich vom
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