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Eine unheilvolle Begegnung

Eine unheilvolle Begegnung

Titel: Eine unheilvolle Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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legte ihre Beine auf einen Hocker. Manchmal konnte Sam stundenlang in ihrem Sessel sitzen und einfach nur ihr Regal betrachten, Musik hören oder den Blick durch das große Fenster in ihren Garten genießen. Aber heute hatte sie nicht genug Muße dafür. Sie musste weiter auspacken, einkaufen fahren und putzen.
    Aber was ihr am meisten zu schaffen machte, war Johns ungewisses Schicksal. Sie könnte natürlich in dem Hotel anrufen und sich verbinden lassen, aber er hatte ziemlich deutlich gemacht, dass sie ihn vergessen sollte. Als wenn das so einfach wäre. Schließlich grub sie nicht jeden Tag jemanden aus seinem Grab aus. Aber es war nicht nur das. Irgendwie hatte er es geschafft, in ihr Gefühle zu wecken, die sie sich nicht recht erklären konnte. Sie kannte ihn nicht und wusste so gut wie nichts über ihn, noch nicht einmal, wie er ohne Verletzungen aussah. Trotzdem fühlte sie sich auf unerklärliche Weise zu ihm hingezogen. Vielleicht war das nur natürlich, schließlich hatte sie ihn gepflegt.
    Energisch schob sie diese Gedanken beiseite. Sie musste heute noch einiges erledigen und sollte lieber damit anfangen, sonst würde sie nie fertig. Seufzend machte sie sich auf den Weg zur Küche. Sie nahm die Einkaufsliste vom Kühlschrank, die sie in weiser Voraussicht vor ihrer Abreise geschrieben hatte, steckte sie in ihre Hosentasche und ging zum Telefon. Am besten rief sie sofort bei der Universität und ihren Eltern an, damit sie es nachher nicht wieder vergaß. Als das erledigt war – sie hatte ihrer Mutter mindestens zehnmal versichern müssen, dass es ihr auch wirklich gut ging und sie genug gegessen hatte –, schnappte sie sich Portemonnaie und Rucksack und verließ das Haus.
    Unruhig beobachtete Chuck das näher kommende Auto. Sie hatten schließlich mit dem Funkgerät einen Cousin von Tony erreicht, der dann Gerald White informiert hatte. Der Jeep kam immer näher, und bald waren die Personen darin zu erkennen.
    »Verdammt, der Boss ist mitgekommen.« Chucks Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    Tonys Gesicht war blass geworden, Schweiß trat ihm auf die Stirn. »Was glaubst du, was jetzt passieren wird?«
    »Wenn wir Glück haben, leben wir morgen noch.«
    Stumm warteten sie ab, bis der Jeep vor ihnen zum Stehen kam. Ängstlich beobachtete Chuck, wie Gerald White aus dem Auto stieg. In seinem weißen Anzug wirkte er, als wäre er gerade einem Modemagazin entstiegen und nicht stundenlang durch die brütende Hitze gefahren. Sein Blick war so klar und stechend wie eh und je. Chuck rechnete nicht wirklich damit, dass sie lebend aus dieser verdammten Wüste herauskamen. In den zehn Jahren seit Bestehen der Organisation waren schon einige Mitglieder der Gruppe spurlos verschwunden, meist nachdem sie den Boss verärgert hatten. Chuck war lange genug dabei, um zu wissen, dass die Lebenserwartung nicht gerade stieg, wenn man Fehler machte.
    Auf den ersten Blick wirkte Gerald sehr ruhig. Aber als Chuck genau hinsah, konnte er es förmlich aus seinen Ohren rauchen sehen. Er wischte die schweißnassen Hände an der Hose ab, als Gerald vor ihnen stehen blieb.
    »Sagt mir einen guten Grund, warum Frank Tanner jetzt nicht tot in einem Erdloch liegt.«
    Bevor Chuck auf Geralds Frage antworten konnte, redete Tony bereits. »Das liegt daran, dass ihn jemand ausgebuddelt hat. Wäre dieser Typ nicht gewesen, läge Frank jetzt immer noch in seinem Grab.«
    Gerald zog die Augenbrauen hoch. »Willst du damit sagen, dass es dessen Schuld war und nicht eure?«
    »Ja.« Chuck trat Tony gegen das Bein, und dieser zuckte zusammen. »Nein, natürlich nicht. Aber Tatsache ist, dass Frank jetzt auf jeden Fall tot wäre.«
    Gerald trat ganz nah an Tony heran. »Er wäre jetzt tot, wenn ihr ihn getötet hättet, wie ich es euch befohlen habe. Aber nein, ihr musstet ja sogar eine so einfache Aufgabe verpatzen.« Er wandte sich an Chuck. »Habt ihr irgendeine Idee, wer der Retter gewesen sein könnte?«
    »Ja, Boss. Ich habe im Zelt ein Buch gefunden, in dem ein Name und ein Stempel der Universität von Utah stehen. Das ist zumindest ein Anhaltspunkt.« Chuck blickte zu Boden und nahm seinen ganzen Mut zusammen. »Wir haben auch noch etwas anderes gefunden: Ein Foto – von uns, während wir Frank beseitigten.« Hastig sprach er weiter. »Nur ein sehr schlechtes Polaroidfoto, es ist kaum etwas darauf zu erkennen.«
    Er spürte Geralds wütenden Blick am ganzen Körper. Gleich würde Chuck von einer Kugel getroffen werden und in dieser

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