Eine unheilvolle Begegnung
Allerdings wusste er nicht, wie er ihre Telefonnummer herausbekommen sollte mit den wenigen Anhaltspunkten wie Name und Beruf. Nachdenklich kratzte er über seine juckenden Bartstoppeln. Vielleicht sollte er lieber Zach mit der Suche beauftragen. Er hatte bestimmt ganz andere Kontakte. Zufrieden mit seiner Entscheidung hielt er den Kopf unter den Wasserhahn. Tropfend tauchte er wieder auf, griff sich ein Handtuch und rubbelte das Wasser aus seinen nassen Haaren. Ein Blick in den Spiegel zeigte ihm, dass er aussah wie ein wild gewordener Wischmopp, farblos noch dazu. Er mochte seine neue Haarfarbe überhaupt nicht, sie ließ seine Haut bleich und seine Augenfarbe wie ausgewaschen wirken.
Aber wenn es ihn am Leben hielt, war ihm fast alles recht. Bei genauerem Hinsehen passte die Farbe sogar sehr gut zu seinen Bartstoppeln, die einige Nuancen dunkler waren als seine natürliche Haarfarbe. Vermutlich hätte er auch seine Brusthaare wieder mitfärben sollen, aber durch die Verletzungen und den Verband war das unmöglich gewesen. Außerdem hätte Zach da bestimmt gestreikt.
Zurück im Gästezimmer zog er vorsichtig die Kleidung an, die Zach ihm auf einem Stuhl bereitgelegt hatte. Die Beine der Stoffhose waren ihm ein Stück zu lang, dafür war das Hemd in den Schultern etwas eng. Vermutlich hatte sein Freund ihm seine eigene Kleidung geborgt. Zach war zwar größer, dafür aber auch erheblich schlanker. Morgan hingegen besaß offensichtlich mehr Muskelmasse. Jahrelange körperliche Schwerstarbeit als Feuerwehrmann hatten seinen Körper gestählt, genauso wie das rigorose Training, dem er sich im Fitnessraum unterzog. Er hoffte, dass ihm das jetzt dabei half, schnell wieder auf die Beine zu kommen.
Langsam stieg er Stufe für Stufe die Treppe hinunter, immer beide Hände am Geländer, damit er sich im Notfall daran festhalten konnte. Die Bewegung zerrte an seiner Naht und erschütterte seine schmerzenden Rippen, aber er schaffte es. Unten angekommen, wischte er sich den Schweiß von der Stirn, bevor er sich auf die Suche nach Zach begab.
Neugierig folgte er dem Geräusch fröhlichen Summens in eine gemütliche Küche. Sein rothaariger Engel hantierte an einer großen Arbeitsplatte mit einem Stapel getoasteten Weißbrots und einem Glas Erdnussbutter. Als sie ihn entdeckte, blickte sie ihn lächelnd an.
»Oh, hallo. Ich mache gerade Ihr Frühstück. Ich wollte es gleich nach oben bringen.« Ihre Miene verzog sich sorgenvoll. »Sollten Sie denn schon aufstehen? Sie haben ziemlich viel Blut verloren …« Ihre Stimme verklang, und ihr Gesicht verfärbte sich grünlich.
Morgan beeilte sich, sie zu beruhigen. »Ist schon in Ordnung. Irgendwann muss ich ja aufstehen, wenn ich wieder zu Kräften kommen will. Mir geht es gut.«
»Sie sehen aber gar nicht gut aus.«
»Das liegt bestimmt an der Haarfarbe.«
Autumn riss die Augen auf, als ihr klar wurde, was sie gesagt hatte. »Tut mir leid, ich wollte Sie nicht beleidigen. Ich meinte natürlich Ihre Gesundheit.«
Morgan lächelte beruhigend. »Ich weiß, ich wollte Sie nur necken.«
Autumn versuchte streng auszusehen, lachte dann aber. »Es scheint Ihnen besser zu gehen. Das freut mich.«
So erstaunlich es auch war, es ging ihm wirklich besser, und es freute ihn auch. Das Leben ging weiter. »Danke. Das ganze Essen ist aber nicht nur für mich, oder?«
Autumn blickte auf den Stapel Toasts hinunter, als hätte sie ihn noch nie gesehen. »Doch. Ich habe mal wieder übertrieben, was?«
»Vielleicht ein bisschen. Aber wenn ich es mir recht überlege, habe ich inzwischen doch ziemlichen Hunger.«
Autumn strahlte. »Schön, dann setzen Sie sich an den Tisch, und ich bringe Ihnen Ihr Frühstück herüber. Kaffee oder Tee?«
»Kaffee wäre schön. Vielen Dank.«
Kurze Zeit später hatte Autumn alles vor ihm aufgetischt. »Guten Appetit.« Sie wollte sich entfernen, doch Morgan legte seine Hand auf ihre. Fragend blickte sie zu ihm hinunter.
»Vielen Dank für alles, was Sie für mich getan haben. Sie kennen mich nicht einmal und haben mich trotzdem in Ihr Haus aufgenommen.«
Autumn drückte seine Hand. »Zachs Freunde sind auch meine Freunde. Er hat mir damals in New York sehr geholfen. Da ist es nur gerecht, wenn ich ihm jetzt ein bisschen davon zurückgebe.« Damit lächelte sie ihm noch einmal zu und verließ die Küche.
Morgan blickte ihr sinnend hinterher. Er konnte durchaus nachvollziehen, warum Zach dermaßen von ihr angetan war. Mit seiner Wahrnehmung von ihr als
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